Mein Konto
    Jahrzehnte vor "Der Soldat James Ryan": Steven Spielbergs erster Weltkriegs-Film war eine gewaltige Enttäuschung
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Der Soldat James Ryan“ ist bei Weitem nicht Steven Spielbergs erster Film über den Zweiten Weltkrieg. Schon 1979 wagte er sich an das Thema – und legte eine Bruchlandung hin...

    Mit „Der Soldat James Ryan“ hat Steven Spielberg Kriegsfilm-Geschichte geschrieben, und die wenige Jahre später veröffentlichte Zweiter-Weltkriegs-Serie „Band Of Brothers“ (die er gemeinsam mit Tom Hanks als Produzent verantwortete) ist für FILMSTARTS-Redakteur Daniel Fabian sogar „das größte Kriegsfilm-Meisterwerk aller Zeiten“.

    Wie auch immer man zu „Der Soldat James Ryan“ stehen mag, für den Spielberg 1999 seinen zweiten Regie-Oscar erhielt (der Autor dieser Zeilen zählt ihn nicht zu den großen Werken der Regie-Legende): Die unvergesslich immersive Eröffnungssequenz, die den sogenannten D-Day, also die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 schildert, ist in ihrem Realismus ein technisches Glanzstück – das dem Film auch verdiente Academy Awards für die Kamera oder den Besten Ton einbrachte.

    Doch obwohl „Der Soldat James Ryan“ sicher der erste Film ist, der einem einfällt, wenn es um Kriegsfilme des „A.I.“-Schöpfers geht: Sein erster Beitrag zu diesem Genre ist er bei Weitem nicht. Schon in „Das Reich der Sonne“ widmete sich Spielberg dem Zweiten Weltkrieg, machte aber den Japanisch-Chinesischen Krieg zum Schauplatz seiner Erzählung. Im vom Angriff auf Pearl Harbor erschütterten Los Angeles wiederum ist „1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood?“ angesiedelt, den der Filmemacher bereits 1979 realisierte.

    Spielberg hatte mit „Der weiße Hai“ (1975) und „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (1977) gerade die zwei Filme gedreht, die seinen Ruf als Meisterregisseur und Blockbuster-Garant zementierten. Danach konnte der junge Regisseur drehen, was auch immer er wollte – und entschied sich zum Erstaunen vieler Menschen für eine Weltkriegs-Klamotte, in der ein ahnungsloser Colonel (Warren Oates) durch seine unbegründete Warnung vor einer vermeintlichen Fallschirm-Attacke blanke Panik in der Bevölkerung auslöst, während sich die Japaner (u.a. Toshiro Mifune) in einem U-Boot seelenruhig darauf vorbereiten, Hollywood anzugreifen.

    Geschrieben wurde der Film unter anderem von Bob Gale und Robert Zemeckis (die später zusammen die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie schufen), unter den Schauspielern befanden sich Comedy-Schwergewichte wie Dan Aykroyd („Ghostbusters“), John Belushi („Blues Brothers“) und John Candy („Cool Runnings“). Doch nichts davon hat geholfen: Zwar war „1941“ kein kolossaler Flop, doch mit einem Einspielergebnis von 94,9 Millionen US-Dollar blieb Spielbergs bis dahin teuerster Film weit unter den Erwartungen. Und auch die Kritiken fielen mehr als verhalten aus: Hatte die große Regie-Hoffnung ihren Zenit etwa schon wieder überschritten?

    Natürlich hat der Film auch Qualitäten: Zwischen bestenfalls versandenden, schlimmstenfalls missratenen Gags sowie irritierenden Selbstzitaten, die Spielbergs Planlosigkeit beim Dreh unterstreichen, steckt das kontrollierte Dauer-Chaos von „1941“ auch voller aufwendiger Kulissen und virtuos getakteter inszenatorischer Kabinettstückchen – unter anderem lässt Spielberg ein Riesenrad über einen Pier rollen. Am Ende bleibt trotzdem der Eindruck eines seltsam unpersönlichen Films von einem Regisseur, der unheimlich viel kann, aber mit seinem Material fremdelt – und das Genre der anarchischen Komödie wohl deshalb in Zukunft lieber anderen überlassen hat.

    Spielbergs Karriere hat bekanntlich nicht unter dem Fehlschlag gelitten: Nur drei Jahre später feierte er mit dem ersten „Indiana Jones“-Film seinen nächsten ikonischen Welterfolg, bevor er mit „E.T. – Der Außerirdische“ ein Meisterwerk für die Ewigkeit und einen der intimsten Blockbuster aller Zeiten schuf.

    Die Regie-Legende selbst steht übrigens nach wie vor hinter „1941“, wie ihr im folgenden Artikel nachlesen könnt:

    Besser als "Indiana Jones": Steven Spielberg schämt sich nicht für einen seiner größten Fehlschläge

    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

    *Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top