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    Besser als "Indiana Jones": Steven Spielberg schämt sich nicht für einen seiner größten Fehlschläge
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Mit „1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood“ wollte sich Steven Spielberg an einer waschechten Komödie versuchen. Nach zwei veröffentlichten Megahits nahm dieser Film aber viel weniger ein als erwartet – trotzdem hält Spielberg ihn in Ehren.

    Dass Steven Spielberg ein vielseitiger Regisseur ist, dürfte außer Frage stehen. Der vielfach ausgezeichnete Filmemacher verantwortete unter anderem Spannungskino wie „Der weiße Hai“, Popcornvergnügen wie die „Indiana Jones“-Reihe, sentimentales Familienkino wie „E.T. – Der Außerirdische“ und Historienstoffe wie „Lincoln“. Geradlinige Komödien dürften aber wenigen Filmfans in den Sinn kommen, wenn sie an Spielberg denken.

    Das könnte daran liegen, dass sein erster abendfüllender Gehversuch in diesem Genre eine Bruchlandung an den Kinokassen hinlegte – jedenfalls gemessen an den Erwartungen, die an ihn gestellt wurden: „1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood“ wird häufig zu den größten Rückschlägen in Spielbergs Vita gezählt! Allerdings denkt Spielberg nicht daran, sich für seine ambitionierte Chaoskomödie zu schämen.

    Falls ihr nun neugierig geworden seid: „1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood“ ist via Amazon Prime Video als Leih- und Kauf-VOD verfügbar.

    "1941": Wilder Rummel nach Pearl Harbor

    Der Angriff auf Pearl Harbor hat die US-Bevölkerung aufgeschreckt: Die Armee scharrt mit den Füßen, um von Colonel „Madman“ Maddox (Warren Oates) in den Krieg geschickt zu werden. Die Normalbevölkerung ist verängstigt und hysterisch, Los Angeles versinkt im Chaos. General Joseph W. Stilwell (Robert Stack) wiederum lässt das kalt: Er interessiert sich allein für die Filmpremiere von Disneys „Dumbo“. Unterdessen plant Akiro Mitamura (Toshiro Mifune), mit seinem U-Boot Hollywood zu zerstören...

    Zum weiteren Cast gehören die „Blues Brothers“-Stars Dan Aykroyd und John Belushi sowie deren Regisseur John Landis, „Network“-Star Ned Beatty, der aus zahlreichen Horror-Filmen sowie den „Star Wars“- und „Herr der Ringe“-Reihen bekannte Christopher Lee, „RoboCop“-Mimin Nancy Allen, Comedylegende John Candy und „The Wrestler“-Hauptdarsteller Mickey Rourke. Das Drehbuch verfasstenBob Gale und Robert Zemeckis , aus deren Feder auch die „Zurück in die Zukunft"-Trilogie kam, nach einer Story, die sie und „Apocalypse Now“-Autor John Milius ersannen.

    Das geballte Talent half dem Projekt aber nicht: Bei einem Budget von 35 Millionen Dollar wurden an den Kinokassen weltweit 94,9 Millionen Dollar eingenommen. Das reichte zwar, um Profit zu generieren, jedoch war Hollywood von Spielberg bis dahin viel mehr gewohnt, weshalb die Komödie nicht nur als finanzielle Enttäuschung in die Filmgeschichte einging, sondern sogar den Status eines gewaltigen Flops angedichtet bekam.

    Spielberg inmitten von Ja-Sagern

    Um es in einen konkreten Kontext zu setzen: Spielbergs erste abendfüllende Komödie erschien 1979, also nach seinen globalen Megaerfolgen „Der weiße Hai“ und „Unheimliche Begegnung der dritten Art“. Mit diesen Riesenblockbustern im Rücken konnte er aus größeren Möglichkeiten schöpfen als bei Komödien üblich. Spielberg räumt jedoch rückblickend ein, dass er sich mit seinem 35-Millionen-Dollar-Budget keinen Gefallen getan hat.

    Im Interview mit dem britischen Filmmagazin Empire urteilte er 2014: „Wir wären mit zehn Millionen Dollar weniger besser dran gewesen.“ Als Grund nannte die Regielegende, dass durch das zur Verfügung stehende, für damalige Verhältnisse enorm hohe Budget die ursprüngliche Grundidee zu arg ausuferte: „Wir haben mit einem Plot angefangen und sind bei sieben Subplots angekommen.“ Vielleicht war Spielberg auch zu erfolgsverwöhnt, denn weiter führte er aus: „Aber damals wollte ich das so – diese Ausmaße, die Macht, Hunderte von Leuten, die mir jederzeit zur Verfügung standen, Millionen von Dollar, die ich ausgeben konnte. Und alle sagen: 'Ja, ja, ja!'“

    Darüber, wie gut die Dreharbeiten abliefen, herrschen indes konkurrierende Einschätzungen – selbst aus Spielbergs Mund. 2014 urteilte er gegenüber Empire, dass der Dreh von Tag zu Tag „schlimmer und schlimmer“ wurde und der Film darunter litt, dass er keine klare Vision hatte. John Milius befand sogar: „Es war wie eine Schneelawine. Es war völlig außer Kontrolle.“

    Drei Jahre zuvor beteuerte Spielberg allerdings gegenüber Entertainment Weekly: „Manche Leute denken, die Produktion sei außer Kontrolle geraten. Aber das war sie nicht.“ Egal, welchem Urteil wir Glauben schenken, entscheidend ist, dass Spielberg allem zum Trotz Gefallen am Film hat – und gegenüber Entertainment Weekly befand er: „Ich habe gar keine Antipathie gegenüber dem Film. Ich schäme mich überhaupt nicht für ihn – ich finde nur, dass er nicht lustig genug ist.“

    Die Musik ist der Höhepunkt

    Ein Aspekt von „1941“, auf den Spielberg besonders stolz ist, ist die Filmmusik. Wie bei vielen Regiearbeiten Spielbergs stammt sie von John Williams, der bei dieser Komödie aber klangliche Seiten aufzieht, die er sonst selten ausspielt: Der Score enthält eine Selbstparodie von Williams' Arbeit für „Der weiße Hai“ sowie große Swing-, Jazz- und Marching-Band-Einflüsse.

    Die wiederkehrende Marschmusik in „1941“ bezeichnete Spielberg sogar wiederholt als seinen Lieblingsmarsch aus Williams' Feder – und stellt sie damit konkret über das ikonische „Indiana Jones“-Motiv. Ein Urteil, dem Filmhistoriker Mike Matessino freudig zustimmt: „Williams' '1941'-Score ist einfach brilliant. Ich stimme Steven Spielbergs Urteil zu, dass der Marsch besser ist als Williams' 'Raiders March'“, so Matessino gegenüber The Digital Bits.

    Vielleicht hätte Spielberg daher seinem allerersten Impuls folgen und „1941“ zum Musical machen sollen. Diesen Plan hatte er nach eigener Aussage mangels Mut aufgegeben – sein erstes Musical sollte er erst 2021 mit einem „West Side Story“-Remake ins Kino bringen. Das war an den Kinokassen zwar ein Flop, hat aber einen namhaften Fan, wie ihr im folgenden Artikel nachlesen könnt:

    Quentin Tarantino liebt geflopptes Spielberg-Musical

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