Wer an „Der Soldat James Ryan“ denkt, hat wahrscheinlich zuallererst die heute legendäre Eingangssequenz im Kopf: Mehr als 20 Minuten lang wirft uns Steven Spielberg mitten hinein in den sogenannten D-Day, also die Landung der Alliierten in der Normandie – ein technisches Wunderwerk und augen- wie ohrenbetäubendes Schreckensszenario zugleich, das uns wie kaum eine andere Sequenz in der Filmgeschichte vor Augen führt, wie ein Schlachtfeld im Zweiten Weltkrieg sich angefühlt haben könnte.
Doch natürlich gibt es auch Menschen, die das ohnehin wissen – weil sie selbst in einem Krieg gekämpft oder gar den D-Day miterlebt haben. Vor diesem Hintergrund befürchteten viele schon vor der Veröffentlichung des Films, dass sich „Der Soldat James Ryan“ angesichts des Realismus-Anspruchs von Spielberg negativ auf die psychische Gesundheit von Kriegsveteranen auswirken konnte.
Extra für "Der Soldat James Ryan" wurde eine Hotline für Veteranen eingerichtet
Eine Befürchtung, die sich bestätigen sollte. Zweiter-Weltkriegs-Veteran John Raaen, selbst Überlebender des D-Day, erzählte der Time von seiner Seh-Erfahrung: „Alle waren fassungslos. Ich war es auch. Ich wollte mit niemandem reden. Der Film brachte so viele Erinnerungen zurück. Alles, was passiert ist, war sofort wieder in meinem Kopf.“
Auch Dominic Geraci, der als Sanitäter die zahlreichen Verwundeten am Omaha Beach behandelt hatte, lobte Spielberg für seine „zu 100 Prozent akkurate“ Darstellung der Ereignisse: „Es gab keine Hollywood-Beschönigung.“
So dürfte es nicht nur Raaen und Geraci gegangen sein. Aus diesem Grund hat das U.S. Department of Veterans Affairs sicherheitshalber eine Notfall-Hotline eingerichtet, falls Zuschauer aufgrund des Gezeigten retraumatisiert werden. Tatsächlich zählte die Hotline zwei Wochen nach Kinostart mehr als 170 Anrufe – die Vorsichtsmaßnahme war also mehr als berechtigt.
„Der Soldat James Ryan“ gilt heute als einer der großen Klassiker des amerikanischen Kriegsfilms. Der Film mit u.a. Tom Hanks, Vin Diesel und Matt Damon spielte weltweit fast eine halbe Milliarde Dollar ein und wurde für 11 Oscars nominiert, von denen er 5 gewann – wenig überraschend vor allem in technischen Kategorien.
Ein ähnlicher Artikel ist bereits in der Vergangenheit schon einmal auf FILMSTARTS.de erschienen.