Mein Konto
    "Nicht sehr intelligent": Dieser Meisterregisseur hatte mit Steven Spielberg und "Schindlers Liste" ein großes Problem
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Schindlers Liste“ gilt als einer der wichtigsten Filme überhaupt. Doch auch das mehrfach oscarprämierte Meisterwerk von Steven Spielberg ist gegen Kritik nicht immun: Einer der größten Regisseure der Kinogeschichte hielt es für ziemlich misslungen.

    1993 brachte Steven Spielberg gleich zwei (!) Filme auf die Leinwand, mit denen er Geschichte schrieb: „Jurassic Park“ mag dabei die Grenzen des Blockbuster-Kinos neu definiert und einen Kassenrekord nach dem anderen gebrochen haben – doch der für Spielberg wichtigere Film war „Schindlers Liste“.

    Schließlich war es für ihn als Kind jüdischer Eltern eine hochgradig persönliche Angelegenheit, einen Film über die Shoah zu drehen. Doch nicht nur deshalb bezeichnet der 77-Jährige „Schindlers Liste“ als seinen wohl schwersten Film:

    Auch die Dreharbeiten wurden ihm alles andere als leicht gemacht, und kaum jemand wollte dem für Unterhaltungs-Blockbuster wie „Der weiße Hai“, „E.T.“ oder der „Indiana Jones“-Trilogie bekannten Regisseur zutrauen, dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte in einem Hollywood-Film gerecht zu werden. Schließlich schreckte selbst Martin Scorsese davor zurück, „Schindlers Liste“ fürs Kino umzusetzen.

    Das Ergebnis ließ die Skeptiker*innen schlagartig verstummen: „Schindlers Liste“ wird bis heute als Meisterwerk gefeiert und konnte sieben Oscars gewinnen, darunter für den Besten Film und Regisseur Steven Spielberg.

    Diese Regie-Legende ließ kein gutes Haar an "Schindlers Liste"

    Doch wohl kein Film kann ausnahmslos jeden und jede überzeugen. So wurden mit den Jahren auch ein paar negative Stimmen laut. Zu den prominenten Kritikern von „Schindlers Liste“ zählen beispielsweise Oscar-Gewinner Michael Haneke („Das weiße Band“) und Kult-Regisseur Terry Gilliam („Brazil“). Und sie sind nicht die einzigen, die sich an Spielbergs Umsetzung gestoßen haben.

    Auch die 2022 verstorbene Nouvelle-Vague-Legende Jean-Luc Godard, die durch Filme wie „Außer Atem“, „Die Verachtung“ oder „Elf Uhr nachts“ als Erneurer des Kinos galt, war kein Fan des knapp dreistündigen Historiendramas.

    "Steven Spielberg denkt, Schwarz-Weiß sei seriöser als Farbe"

    In einem Interview mit Film Comment äußerte sich die französische Regie-Ikone im Jahr 1996 wie folgt:

    „‚Schindlers Liste‘ ist ein gutes Beispiel für die Erfindung der Realität. […] Es ist Farbmaterial, das nachträglich in Schwarz-Weiß konvertiert wurde, weil die Labore sich echte Schwarz-Weiß-Bilder nicht leisten können. Spielberg denkt, Schwarz-Weiß sei seriöser als Farbe. […]

    Für ihn ist es nicht unecht, wahrscheinlich ist er ehrlich zu sich selbst, aber er ist nicht sehr intelligent, also kommt ein falsches Ergebnis dabei heraus. [Spielberg] hat diesen Mann, diese Geschichte, die ganze jüdische Tragödie wie ein großes Orchester benutzt, um aus einer einfachen Geschichte einen stereophonen Klang zu machen. Ich habe mal einen Dokumentarfilm gesehen, keinen guten, aber zumindest bekommt man die wahren Fakten über [Oskar] Schindler.

    Hollywood ist nicht fähig dazu. […] Und Steven Spielberg ist nicht dazu in der Lage, ‚Schindlers Liste‘ so zu machen wie ein normaler Regisseur, kein Genie, aber ein Regisseur wie William Wyler, der kurz nach dem Krieg ‚Die besten Jahre unseres Lebens‘ machen konnte, der, wenn man ihn heute sieht, damit erstaunt, dass in Hollywood einige ehrliche Leute und gute Handwerker tatsächlich etwas erreichen konnten.

    Das Kino hat ein größeres Potenzial als der Wyler-Film, aber er hat zu 100 Prozent sein eigenes Potenzial ausgeschöpft. Heute ist das verschwunden. Wenn es zwischen ihnen ein Rennen gäbe, würde [Wyler] die 100 Meter in 12 Sekunden schaffen, und Spielberg würde 2 Minuten dafür brauchen.“

    Das sind – wie für Godard typisch – ziemlich streitbare Aussagen, auch vor dem Hintergrund, dass sich der Filmemacher selbst Antisemitismusvorwürfen ausgesetzt hat. Spielberg wird die Kritik ohnehin verkraftet haben, schließlich hat er genug Zuspruch für sein Meisterstück bekommen.

    Tatsächlich war seine Mitwirkung aber auch der Grund dafür, weshalb ein dreifacher Oscar-Preisträger die letztlich von Liam Neeson übernommene Hauptrolle abgelehnt hat. Um wen es geht, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    Es lag an Steven Spielberg: Dieser dreifache Oscar-Gewinner lehnte die Hauptrolle in "Schindlers Liste" ab

    *Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top