Wir Menschen lieben den Wettkampf. Ob im Sport, im Spiel oder in der Unterhaltungsbranche – die Frage nach dem Besten treibt uns an. Das Filmgeschäft bildet da keine Ausnahme, wie der regelmäßige Blick auf die Box-Office-Charts und die Jagd nach Filmpreisen zeigt.
Besonders spannend wird es, wenn zwei nahezu identische Filme im selben Jahr um die Gunst des Publikums kämpfen. Ein Paradebeispiel dafür ist das Duell zwischen „Armageddon – Das jüngste Gericht“ und „Deep Impact“ im Jahr 1998. Beide Filme, prominent besetzte Katastrophenfilme über einen Meteoriteneinschlag, waren rudimentär so ähnlich, dass sie vom Publikum auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden waren.
Doch bereits ein Jahr vor diesem Asteroiden-Battle gab es ein ähnliches Duell: Zwei Katastrophenfilme, die auf den ersten Blick nahezu übereinstimmend wirkten, traten 1997 gegeneinander an. Die Rede ist von „Volcano - Heißer als die Hölle“ und „Dante's Peak“.
Vulkanische Unterschiede: „Volcano“ vs. „Dante’s Peak“
In „Volcano“ bricht ein Vulkan mitten im Herzen von Los Angeles aus, während „Dante's Peak“ von einem Vulkanausbruch im US-Bundesstaat Washington handelt, der die titelgebende Kleinstadt bedroht.
Obwohl beide Filme das gleiche Naturphänomen behandeln, unterscheiden sie sich stark in ihrer Herangehensweise. „Volcano“ setzt auf spektakuläre, aber unrealistische Action, während „Dante’s Peak“ versucht, das Thema so authentisch wie möglich darzustellen – zumindest im Rahmen eines Blockbusters.
Ein Grund für die realistischere Darstellung in „Dante's Peak“ liegt in der Leidenschaft des Regisseurs Roger Donaldson für Geologie. Vor seiner Filmkarriere, in der er Werke wie „Cocktail“ drehte, studierte er das Fach und entwickelte eine ernstzunehmende Faszination für Vulkane.
Dennoch bleibt „Dante's Peak“ weit davon entfernt, einen Vulkanausbruch wirklich adäquat einzufangen – dafür ist der Film zu sehr auf Unterhaltung ausgelegt. Wer sich ernsthaft mit Vulkanen beschäftigen möchte, sollte eher zu Dokumentarfilmen wie Werner Herzog „In den Tiefen des Infernos“ greifen, den ihr bei Netflix streamen könnt.
Das Lava-Duell 1997: Zufall oder Kalkül?
Warum es 1997 zu diesem „Lava-Duell“ in den Kinos kam, bleibt unklar. Hatten die beiden Studios – Universal Pictures für „Dante's Peak“ und 20th Century Fox für „Volcano“ – zufällig die gleiche Idee zur gleichen Zeit? Wurde spioniert? Oder war es bloßer Zufall? Klar ist nur, dass beide Teams irgendwann mit der Tatsache konfrontiert wurden, dass ein Konkurrent im Anmarsch war.
In Reaktion darauf wurde „Dante's Peak“ mit einem beschleunigten Drehplan produziert, um vor „Volcano“ in die Kinos zu kommen – und der Plan ging auf. Der Film kam drei Monate vor dem Rivalen in die Kinos und erzielte sowohl national als auch international höhere Einnahmen.
Bevor die Filme in die Kinos kamen, gab es zwischen den beiden Studios ein taktisches Gerangel. Weder Universal noch Fox wollten zu schnell ihren Release-Termin preisgeben. Erst im Dezember 1996 enthüllte Universal den US-Starttermin von „Dante‘s Peak“ für den 7. Februar 1997. Dies geschah nicht durch eine einfache Pressemitteilung, sondern mit ganzseitigen Anzeigen in großen Tageszeitungen (via FilmStories). Dieser Schachzug setzte Fox stark unter Druck.
Der Januar ist traditionell kein besonders lukrativer Monat für große Filme, sodass ein Release von „Volcano“ zu dieser Zeit nicht in Frage kam. Zudem befand sich der Film wahrscheinlich noch in der Postproduktion. Ein zu kurz nach „Dante's Peak“ angesetzter Start wäre ebenfalls wirtschaftlicher Selbstmord gewesen. Da Fox aber wusste, dass der Kinosommer 1997 fraglos von Steven Spielergs „Jurassic Park“-Nachfolger „Vergessene Welt“ dominiert werden würde, dessen Veröffentlichung für Mai geplant war, entschloss man sich, „Volcano“ im April herauszubringen.
"Volcano" hatte im Vulkanfilm-Duell keine Chance
Das Release-Duell konnte Universal zwar dank cleverer Taktik für sich entscheiden, einen richtigen Sieger auszumachen fällt aber dennoch schwer. Denn beide Filme konnten zwar solide Einnahmen verzeichnen, blieben aber klar hinter den wirtschaftlichen Erwartungen zurück.
Die hohen Marketingkosten, die oft nicht in den offiziellen Box-Office-Zahlen berücksichtigt werden, trugen wahrscheinlich dazu bei, dass weder „Dante’s Peak“ noch „Volcano“ als große Hits gelten können. Möglicherweise generierten die Filme im Heimkino etwas mehr Einnahmen, aber aus popkultureller Sicht hinterließen sie keinen bleibenden Eindruck.
Bei einem Budget von rund 116 Millionen US-Dollar spielte „Dante’s Peak“ insgesamt 178 Millionen US-Dollar ein, während „Volcano“ bei einem Budget von 90 Millionen US-Dollar auf 122 Millionen US-Dollar kam. Damit hatte „Volcano“ klar das Nachsehen – auch wenn keiner der beiden Filme das Zeug zum Mega-Hit hatte.
Warum? Vielleicht fehlte es den Hauptdarstellern Tommy Lee Jones („Men In Black“) und Anne Heche („Donnie Brasco“) an ausreichender Starpower. Oder „Dante's Peak“ hatte einfach schon drei Monate zuvor den Hunger des Publikums nach Feuer und Lava gestillt. Vielleicht lag es auch an Pierce Brosnan, der 1997 als James Bond aktiv war und daher eine größere Bekanntheit genoss.
Bei FILMSTARTS hat „Dante's Peak“ die Nase vorn. Unsere Kritik vergab solide 3 von 5 Sternen, und auch die User bewerten den Film im Durchschnitt mit 3,1 von 5 Sternen. Im Vergleich dazu erhielt „Volcano“ in unserer Rezension nur magere 2 Sterne. Die FILMSTARTS-User waren zwar etwas nachsichtiger, vergaben aber dennoch nur 2,6 von 5 Sternen im Durchschnitt.
Wie auch immer man es dreht und wendet, beide Filme sind thematisch gleich, in der Umsetzung jedoch unterschiedlich. Den ganz großen Erfolg hatte keiner, auch wenn beide Lavabuster keine kapitalen Misserfolge waren. Aber zumindest eine Sache haben sie gemeinsam: Die in den Filmen verwendete Asche bestand hauptsächlich aus Zeitungspapier.
Wenn ihr noch mehr Lust auf den Wettkampf von sogenannten Zwillingsfilmen habt, dann sollte diese Auflistung definitiv einen Blick wert sein:
"Armageddon" vs. "Deep Impact" und über 50 weitere legendäre Kinoduelle: Wer gewinnt den Kampf der Zwillingsfilme?*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.