Der Katholizismus-Schocker „Der Exorzist“ schwebt bedrohlich über einem ganzen Horror-Subgenre – dennoch versuchen unentwegt Filmschaffende, dem Exorzismuskino Neues abzugewinnen. Dass die meisten nicht einmal in die Nähe des ikonischen Meilensteins kommen, ist geschenkt. Ärgerlich ist dagegen, dass es wenigen Exorzismusfilmen auch nur gelingt, sich vom Genre-Allerlei abzuheben.
Auftritt Russell Crowe: Mit einer vor Spielfreude fast platzenden Performance rüttelte er das Genre durch! Denn obwohl „The Pope's Exorcist“ bei der Kritik insgesamt eher wohlwollend-durchwachsen ankam, waren Filmpresse und Fans einhellig der Meinung, dass Crowe einen unvergesslichen Horror-Helden mit Kultpotential geschaffen hat. Leider saust er bald aus einem mächtigen Streaming-Abo raus: „The Pope's Exorcist“ ist nur noch bis zum 7. Juli 2024 beim Streaming-Giganten Netflix abrufbar.
"The Pope's Exorcist": Der "Gladiator" jagt für "Django" das pure Böse!
Gabriele Amorth (Russell Crowe) ist nicht bloß Priester, sondern zugleich der Haus- und Hof-Exorzist der Diözese Rom! Damit ist Amorth die Dämonen jagende, rechte Hand des Papstes (Franco Nero) höchstpersönlich. Seinen heiligen Auftrag verfolgt Amorth, trotz seiner schnippischen Art, gewissenhaft: 98 Prozent seiner Fälle überweist er in ärztliche oder psychiatrische Behandlung, da er sie als falschen Alarm entlarvt – sie haben rein irdische Probleme! Doch in zwei Prozent der Fälle begegnet er dem puren, diabolischen Bösen. Und ausgerechnet bei einem kleinen Jungen (Peter DeSouza-Feighoney) ist es wieder so weit...
Wozu effekthascherische Trailer schneiden und aufwändige Poster gestalten, wenn es so einfach sein kann: Es waren nicht die traditionellen Marketingmittel, die bei der Horror-Fanbase Begeisterung für „The Pope's Exorcist“ auslösten. Stattdessen waren es Szenenbilder und Setfotos mit Crowe, wie er in seiner Rolle auf einem Motorroller der Marke Lambretta durch die Gegend düst. Fans hatten derart viel Spaß an diesen Bildern, dass sich Crowe der Sause anschloss und den Film ebenfalls bevorzugt mit Fotos von sich auf der Lambretta bewarb. Hier eines von mehreren Beispielen:
Doch im Gegensatz zu vielen anderen Social-Media-Hypes fußte dieser nicht auf reiner Ironie: Crowes das Leben genießender, aufmüpfiger Titelheld begeisterte die Leute tatsächlich. Konsequenterweise ist es Crowes Performance, die in der FILMSTARTS-Kritik zu „The Pope's Exorcist“ am besten wegkommt: Der Film profitiere „massiv von Russell Crowes Präsenz“, die mit Witz, Lebendigkeit und zugleich einer schroffen Art glänzt.
Denn in dem „weisen bärtigen Mann, der offensichtlich schon so ziemlich alles durchgemacht und erlebt hat, steckt zugleich ein rebellischer kleiner Junge, der dem Teufel nicht nur mit dem Kruzifix, sondern auch viel Humor entgegentritt.“ Wie sehr das auf das reale Vorbild dieser Figur zutrifft, können wir nicht bezeugen. Bekannt ist aber, dass der echte Gabriele Amorth die „Harry Potter“-Bücher verachtet und dass keiner seiner Chefs auch nur im Entferntesten wie Original-„Django“-Darsteller Franco Nero aussah.
Ebenfalls bekannt ist, dass der australische „Operation: Overlord“-Regisseur Julius Avery und sein Landsmann Crowe mit „The Pope's Exorcist“ auf Gold gestoßen sind: Die 18-Millionen-Dollar-Produktion nahm im Kino mehr als das Vierfache ihrer Kosten ein und Teil zwei wurde schon angekündigt! Allerdings ist derzeit keine konkrete Ansage möglich, wann genau sich Amorth wieder auf seine Lambretta schmeißt.
Daher heißt es vorerst: Abwarten und Tee trinken – oder eher Espresso, für das stilechte Italo-Feeling! Gönnt euch aber nicht zu viel, sonst seid ihr nachher so leicht aus der Ruhe zu bringen wie Crowe bei einem seiner lustigsten Filme:
"Er kriegt mich jedes Mal": Dieser Schauspiel-Kollege brachte Russell Crowe bei den Dreharbeiten völlig aus der FassungDies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.