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    Der neue Horrorfilm mit Russell Crowe geht an den Kinokassen baden – und stellt trotzdem einen Einnahme-Rekord auf
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Mit Einnahmen von gerade einmal 2,5 Millionen Dollar am zurückliegenden Wochenende landete der neue Russell-Crowe-Horrorfilm „The Exorcism“ auf dem siebten Platz der US-Kinocharts. Das klingt nach einem Mega-Flop, ist aber sogar eine Bestmarke.

    Vertical Entertainment

    The Exorcism“ lief am 21. Juni 2024 in über 2.000 US-Kinos an und spielte doch nicht einmal 2,5 Millionen Dollar ein. Zum Vergleich: Der Familienfilm „IF“, der bereits seit sechs Wochen in den Kinos läuft und in den USA sogar bereits gestreamt werden kann, spielte über 2,7 Millionen Dollar ein und landete in den Wochenend-Charts vor dem Horror-Neustart.

    Doch die ohnehin schon ereignisreiche Geschichte um „The Exorcism“ mit Russell Crowe als besessener Hollywood-Star ist nun noch um eine Volte reicher. Denn für den US-Verleih Vertical Entertainment könnte das ganz ein einträgliches Geschäft werden. Die vermeintliche Flop-Summe ist nämlich sogar das beste Startergebnis in der über zehnjährigen Geschichte des Unternehmens. Bislang hielt diese Bestmarke das katastrophale Biopic „Gotti“ mit John Travolta und einer Summe von 1,7 Millionen Dollar.

    "The Exorcism" – so schlecht, dass man ihn sehen muss?

    Es ist sogar möglich, dass „The Exorcism“ der erfolgreichste Kinofilm in der Geschichte von Vertical wird und auch hier „Gotti“ mit 4,3 Millionen Dollar schlägt. Damit müsste „The Exorcism“ in der weiteren Laufzeit also nicht einmal mehr dieselbe Summe an den US-Kinokassen einspielen, die zum Start eingenommen wurde.

    Normalerweise dürfte das sogar schwierig werden, weil sich bereits herumgesprochen hat, was für ein Rohrkrepierer der Film ist. Doch genau das könnte dem Film helfen: Denn einige Kinofans könnten nun neugierig werden, weil hier nicht nur Superstar Russell Crowe mal wieder dem Affen mächtig Zucker gibt, sondern „The Exorcism“ mit einem CinemaScore von D daherkommt.

    Der CinemaScore ist eine Auswertung, die in den USA immer am ersten Wochenende gemacht wird. Menschen, welche sich die Kino-Neustarts angeschaut haben, werden direkt, wenn sie aus dem Saal kommen, gebeten, eine Wertungskarte zu einem Film auszufüllen. Dabei müssen sie eine Einstufung vornehmen, die sich am amerikanischen Schulnotensystem von A bis F orientiert und ein paar Fragen beantworten. Meist ist dabei entstehende Note gut, nicht selten gibt es ein „B“ oder sogar ein „A“. Schließlich sind gerade zum Start eines Films sehr oft jene Personen im Kino, die dem Projekt schon im Vorfeld positiv gegenüber eingestellt werden.

    Dass ein Film ein „D“ (oder noch schlechter) erhält, kommt sehr, sehr selten vor. Und in einigen Kreisen macht das dann direkt die Runde und sorgt für eine besondere Neugierde: Diesen Film muss man einfach gesehen haben, um mitreden zu können, weil er so schlecht ist.

    Darum ist "The Exorcism" womöglich kein Flop für den Verleih!

    Auch ohne diese zusätzliche Neugierde bläst man bei Vertical Entertainment vielleicht gar keine so große Trübsal wegen der „The Exorcism“-Einspielzahlen. Ein wenig traurig wird man schon sein, denn wir dürfen davon ausgehen, dass das Unternehmen gehofft hat, sich an Erfolg von „The Pope's Exorcist“ (9 Millionen Dollar zum US-Start, weltweit 77 Millionen Dollar Einnahmen) von 2023 zu hängen und mit einem weiteren Film mit Russell Crowe und Exorzismus ordentliche Zahlen zu schreiben.

    Doch womöglich hat man gar nicht so viel Geld investieren müssen, sodass die Einnahmen im Verhältnis zu den Ausgaben weiterhin ordentlich sind. Dass „The Excorcism“ trotz der katastrophalen Zahlen einen Startrekord für das Unternehmen aufgestellt hat, verrät uns ja schon viel. Vertical Entertainment ist bekannt dafür, Projekte, die niemand will, günstig aufzukaufen und dann herauszubringen. Manchmal ist Kino dabei sogar nur ein Nebenprojekt, ein Aufmerksamkeitsgenerator. Das Geld wird oft im Streaming verdient.

    The Exorcism
    The Exorcism
    1 Std. 33 Min.
    Von Joshua John Miller, M.A. Fortin
    Mit Russell Crowe, Sam Worthington, David Hyde Pierce

    Bei „The Exorcism“ gibt es zwar nun ein 18-tägiges exklusives Kinofenster (was zusätzlich zeigt, dass man sich hier mehr ausgerechnet hat), aber mit Shudder hat man für danach einen Streamingpartner und sich so sicher auch die Kosten für den Rechteerwerb geteilt.

    Unbekannt ist, wie viel Geld Vertical überhaupt in die Hand nehmen musste, um „The Exorcism“ herauszubringen. Die eigentlichen Dreharbeiten für das Projekt fanden bereits 2019 (!) statt. Das Budget ist unbekannt. Dann lag der Horrorfilm – auch wegen Corona – auf Eis. Erst 2023 waren noch mal Nachdrehs möglich, 2024 kam Vertical an Bord und konnte womöglich günstig zuschlagen, weil es keine anderen Interessenten gab. Das ist schließlich ein großer Teil des Geschäftsmodells von Vertical.

    Darum geht es in "The Exorcism"

    Zum Abschluss wollen wir euch natürlich noch verraten, worum es in dem Film mit Russell Crowes streng genommen erster Horror-Hauptrolle in seiner gesamten Karriere („The Pope's Exorcist“ wurde ja erst später gedreht) geht: „Der Gladiator“-Star spielt hier den Schauspieler Anthony Miller, der ein bewegtes Leben mit vielen Niederschlägen hinter sich hat.

    Doch er hat sich aufgerappelt und die Karriere kommt wieder in Gang. Gerade dreht er einen neuen Horrorfilm mit übernatürlichen Phänomenen im Mittelpunkt. Doch dabei beginnt er sich zu verändern, sich immer merkwürdiger zu verhalten. Seine besorgte Tochter Lee (Ryan Simpkins) fürchtet zuerst, dass ihr Vater zurück in alte Suchtmuster verfallen ist – oder sind hier ganz andere Dämonen als Drogen am Werk?

    "Ich hatte das Gefühl, dass die Entscheidung nicht vom Regisseur getroffen wurde": Russell Crowe erklärt "Herr der Ringe"-Absage

    An der Seite von Russell Crowe ist neben Ryan Simpkins („Twixt“) unter anderem Sam Worthington zu sehen. Der Australier ist vor allem durch „Avatar“ und „Avatar 2“ von James Cameron bekannt. In weiteren Rollen mischen Chloe Bailey aus der Amazon-Erfolgsserie „Bienenschwarm“, der für die Kult-Serie „Frasier“ elf Mal hintereinander für einen Emmy nominierte David Hyde Pierce sowie Adam Goldberg mit. Goldberg stand damit rund 20 Jahre nach „A Beautiful Mind“ wieder gemeinsam mit Russell Crowe vor der Kamera.

    „The Exorcism“ stammt von Regisseur und Autor Joshua John Miller, der gemeinsam mit seinem Co-Autor M.A. Fortin die Erfolgsserie „Queen Of The South“ erfand, die in Deutschland vor allem bei Netflix populär wurde. Ein prominenter Name ist noch hinter der Kamera zu finden, der keinesfalls unerwähnt bleiben darf: Denn „Scream“-Mastermind Kevin Williamson steckt als Produzent hinter dem Projekt.

    Wann „The Exorcism“ nach Deutschland kommt, ist noch unbekannt. Mit einem Kinostart hierzulande rechnen wir aber eher nicht. Einen Trailer gibt es hier:

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