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    The Exorcism
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Exorcism

    Zähe Liebeserklärung an "Der Exorzist"

    Von Lutz Granert

    Russell Crowe als Exorzist – da war doch was? Bereits im vergangenen Jahr trieb der „Gladiator“-Star in „The Pope’s Exorcist“ in der spanischen Provinz einem Besessenen die Dämonen aus. Allerdings kann man „The Exorcism“ trotzdem nicht vorwerfen, er wäre einfach nur auf den Zug aufgesprungen – schließlich war der Okkult-Thriller bereits 2019 größtenteils im Kasten. Allerdings konnten notwendige Nachdrehs wegen Covid-Beschränkungen und Terminproblemen erst 2023 stattfinden.

    Regisseur und Co-Autor Joshua John Miller, der als Teenager selbst im Genre-Klassiker „Near Dark“ zu sehen war, witzelte bei der Premiere am Drehort in Wilmington, North Carolina schon, dass es lange Zeit so aussah, als würde ein Fluch auf dem Projekt liegen. Zwischenzeitlich hätte es sogar so ausgesehen, als ob er niemals fertiggestellt werden würde. Trotz Anspielungen auf den nach wie vor unangefochtenen Genre-Primus „Der Exorzist“ (1973) sowie ein paar erfrischenden selbstreflexiven Gags hat sich die lange Wartezeit aber eher nicht gelohnt: „The Exorcism“ fehlt es einfach am nötigen Drive.

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    Ein bekanntes Bild: Russell Crowe legt sich schon wieder mit Dämonen an.

    Nach dem rätselhaften Tod eines Schauspielers sucht Regisseur Peter (Adam Goldberg) händeringend nach Ersatz für die Rolle des Exorzisten in seinem Horrorfilm „The Georgetown Project“. Trotz einiger Bedenken besetzt er Anthony Miller (Russell Crowe), der sich seit dem Krebstod seiner Frau regelmäßig in Alkohol und Drogen flüchtet. Als Assistentin bringt der abgehalfterte Star seine Tochter Lee (Ryan Simpkins) mit ans Set. Während der zähen Dreharbeiten kommt bei Miller eine verdrängte, traumatische Kindheitserinnerung als Messdiener wieder hoch – und zugleich bemerkt Lee beängstigende Veränderungen im Verhalten ihres Vaters…

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    Regisseur Joshua John Miller ist der Sohn von Jason Miller, der als Jesuitenpater Damien Karras damals der zwölfjährigen Regan den Teufel in „Der Exorzist“ austrieb. Aber damit nicht genug: Der Plot von „The Exorcism“ erinnert ebenso an den einflussreichen Gruselklassiker wie das Set eines dreistöckigen Hauses, welches bereits in den ersten Minuten zu großen Teilen abgelaufen wird. Richtig meta wird es dann nach ca. 20 Minuten, wenn am ersten Drehtag Salbei zum Schutz gegen Flüche oder böse Geister abgebrannt wird. Schließlich wolle man keine merkwürdigen Unglücke wie beim Dreh von „Das Omen“ (1976) erleben, bei dem u.a. das Flugzeug von Hauptdarsteller Gregory Peck vom Blitz getroffen wurde, währen die IRA einen Bombenanschlag auf das Crew-Hotel verübte.

    Als Lee hinter die Kulissen geführt wird, blickt ihr unter anderem eine täuschend echte Gesichtsmaske ihres Vaters entgegen, bevor ein Kurzschluss bei einem animatronischen Kopf klarmacht, dass am Set scheinbar doch nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Trotzdem bleibt die psychische Konstitution von Anthony lange Zeit in der Schwebe, wenn etwa nachts schlafwandelt oder – mit etlichen Schnittwunden übersät –besoffen im Zimmer seiner Tochter lauert. Betreibt er womöglich eine exzessive Form des method acting, um seiner dröge heruntergespielten Priester-Rolle doch noch etwas Leidenschaft zu verleihen? Oder ist er wirklich von einem Dämon besessen?

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    Mit Sam Worthington („Avatar“) ist noch ein zweiter Hollywoodstar mit an Bord.

    Mit dieser Frage spielt „The Exorcism“ lange, bis er seinem zwar doppelbödigen, aber zunehmend auf der Stelle tretendem Konzept selbst nicht mehr so recht vertraut. Denn in der letzten halben Stunde des gemächlich erzählten und nie wirklich tiefschürfenden Familien-Dramas mit ein paar Gruselmomenten brechen sich dann doch noch die üblichen Genre-Klischees Bahn. Der unnötig in die Länge gezogene Showdown im gedimmten Film-im-Film-Set kommt ebenso geschwätzig wie enttäuschend daher – da helfen auch etwas Lichtflackern und unmotiviertes Möbelrücken nichts.

    Und wo der Oscarpreisträger seine Rolle in „The Pope’s Exorcist“ noch pointiert und flapsig interpretierte, wenn er etwa mit Nonnen herumschäkerte, bekommt Russell Crowe in „The Exorcism“ bei seiner phlegmatischen Verkörperung eines Alkohol-Wracks kaum mehr zu tun, als geistesabwesend oder angestrengt zu gucken und dabei zu schwitzen. Sam Worthington („Horizon“) bleibt als Anthonys Co-Star ebenfalls blass, auch weil ihm nur wenige Minuten Screentime zukommen. So stellt sich schon die Frage, ob nicht ein Großteil des kolportierten Budgets von 22 Millionen US-Dollar schon für die Gagen draufgegangen ist. Effekte aller Art sind jedenfalls enttäuschend rar gesät. Da wurde das Geld beim günstigeren (und erfolgreicheren) „The Pope’s Exorcist“ sicherlich besser investiert.

    Fazit: Die Meta-Anspielungen auf den Genre-Klassiker „Der Exorzist“ sorgen zwar hin und wieder für ein Schmunzeln. Darüber hinaus zieht sich der behäbig erzählte Horror-Thriller mit Russell Crowe als Trauerkloß allerdings zunehmend zäh zum enttäuschenden Finale hin.

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