Es ist allgemein bekannt, dass Quentin Tarantino ein riesiger Western-Fan ist. Schon in „Kill Bill“ (2003) hat er dem Genre nicht nur in musikalischer Hinsicht gehuldigt, bevor er mit „Django Unchained“ (2012) und „The Hateful 8“ (2015) zwei Western in Folge gedreht hat, die – obwohl es sich bei beiden Werken durch und durch um Tarantino-Filme handelt – ganz unterschiedliche Aspekte des Genres beleuchten.
Besonders Italo-Western haben es dem 60-Jährigen dabei angetan: Nicht zufällig erklingen regelmäßig Stücke des Komponisten Ennio Morricone in seinen Filmen, und immer wieder hat er seine Liebe zu Sergio Leones legendärer „Dollar“-Trilogie, aber auch weniger bekannten Genre-Beiträgen wie „Ohne Dollar keinen Sarg“ (1967) zum Thema gemacht. Doch auch der klassische Hollywood-Western ist eine wichtige Inspirationsquelle für den „Pulp Fiction“-Schöpfer.
So hat Tarantino im Rahmen eines Privat-Screenings bei der 60. Ausgabe der Filmfestspiele von Cannes ausführlich über seine Bewunderung für John Wayne gesprochen (hier könnt ihr euch den dazugehörigen Clip ansehen) – ein Schauspieler, der das Genre in Filmen wie „Ringo“ (1939), „Panik am roten Fluß“ (1948) oder „Der schwarze Falke“ (1956) geprägt hat wie wohl kaum ein anderer.
Doch wenn es um Tarantinos absolute Nummer Eins mit der 1979 verstorbenen Western-Legende geht, kommt kein Film an „Rio Bravo“ vorbei: In dem 1959 gedrehten Klassiker, bei dem es sich auch für uns von FILMSTARTS um ein nahezu perfektes 5-Sterne-Meisterwerk handelt, spielt Wayne den Sheriff John Chance, der den Mörder Joe Burdette (Claude Akins) hinter Gitter bringt und es bald darauf mit dessen Bruder Nathan (John Russell) zu tun bekommt – mit fatalen Folgen für die ganze Stadt...
„Ich habe Kopfschmerzen bekommen, als ich darüber nachgedacht habe, wie oft ich diesen Film schon gesehen habe“, so Tarantino. „Ich kann mich nur an das erste Mal erinnern, als ich ihn mit fünf Jahren zusammen mit meiner Urgroßmutter gesehen habe. Ich liebte ihn, sie liebte ihn, aber ich entdeckte ihn erst später so richtig für mich, als ich mich mit Regisseur Howard Hawks beschäftigt habe.
Ich sah ,Rio Bravo' und dachte: ,Moment mal, das ist der Film, den ich mit meiner Urgroßmutter gesehen habe.' Es gibt so viele wunderbare Dinge in dem Film. Er ist einer der größten Western, einer der größten John-Wayne-Filme, einer der größten Howard-Hawks-Filme, aber er passt auch in ein anderes Genre, er ist nämlich auch einer der großen Hangout-Filme.“
Für diese Einordnung hat der Filmemacher auch direkt eine Erklärung parat: „Es gibt Filme, bei denen man so viel mit den Figuren abhängt, dass sie tatsächlich zu Freunden werden. Das ist eine wirklich seltene Qualität in einem Film, und normalerweise ist diese Art Film ziemlich lang, weil es viel Zeit braucht, bis man über die Filmfigur hinauskommt und das Gefühl hat, die Person dahinter wirklich zu kennen und zu mögen.
,Rio Bravo' ist einer der besten Abenteuerfilme aller Zeiten. Wenn er vorbei ist, sind sie deine Freunde. Das Gute daran, ihn immer wieder zu sehen, besteht darin, dass sie von Vornherein schon deine Freunde sind. Immer, wenn du ihn siehst, hängst du mit ihnen rum.“
Übrigens liebt auch Steven Spielberg einen Western mit John Wayne so sehr, dass er ihn jedes Mal ansieht, wenn er an einem neuen Projekt arbeitet. Um welchen Film es sich handelt, könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen:
Dieses Western-Meisterwerk schaut Steven Spielberg jedes Mal, bevor er einen neuen Film dreht: "Es inspiriert mich einfach"Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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