Er ist eine Lichtgestalt des europäischen Kinos, obwohl sich seine Filme vornehmlich den Schattenseiten des Menschseins zuwenden: Lars von Trier. Der 68-jährige dänische Regisseur kann auf vier Jahrzehnte des Filmemachens zurückblicken, die grandiose, herausfordernde Werke hervorbrachten, aber auch von diversen Skandalen begleitet waren.
Unvergessen bleibt sein Auftritt auf der Pressekonferenz zu „Melancholia“ bei den Filmfestspielen von Cannes 2011, als er neben einer irritierten Kirsten Dunst sitzend scherzhaft behauptete, er sei ein Nazi und habe Sympathie für Hitler. Und auch die #MeToo-Welle erfasste von Trier: 2017 bezichtigte ihn die Sängerin Björk der sexuellen Belästigung am Set seines gefeierten Dramas „Dancer in the Dark“, in dem sie die Hauptrolle verkörpert hatte.
Getrübte Hoffnung auf weitere Filme – bis jetzt
Still wurde es in der Folgezeit dennoch erstmal nicht um Lars von Trier: 2018 erschien sein letzter Film „The House That Jack Built“, ein schwarzhumoriger Gewaltexzess von einem Film über einen Serienmörder, der von der FILMSTARTS-Redaktion 2,5 von 5 Sternen erhielt. 2022 feierte „Exodus“, die dritte und finale Staffel seiner Horror-Serie „Geister“ beim Filmfestival Venedig Premiere, die für FILMSTARTS-Chefredakteur Christoph Petersen sogar beste Horror-Serie aller Zeiten.
Vor dieser Premiere machte der Regisseur allerdings auch seine Parkinson-Erkrankung öffentlich, die die Hoffnung auf weitere Werke trübte – bis jetzt. Denn wie Jordan Ruimy von der Filmseite World Of Reel berichtet, habe ihm jüngst ein Produzent bei den 2024er Filmfestspielen von Cannes bestätigt, dass Lars von Trier an einem neuen Film arbeite. Das Drehbuch, heißt es im Beitrag weiter, stehe bereit und offenbar würden – mit etwas Glück – die Dreharbeiten im Laufe dieses Jahres beginnen.
Dies deckt sich mit einem Video, das der Regisseur von sich im Sommer 2023 auf Instagram gepostet hatte. Er suche eine Freundin oder Muse, verlautbarte er in dem inzwischen gelöschten Video und beschrieb seinen Zustand folgendermaßen: „Ich habe Parkinson, eine Zwangsstörung und einen derzeit kontrollierten Alkoholismus. Kurzum, mit etwas Glück habe ich noch ein paar anständige Filme in mir.“
Ein Abschluss der USA-Trilogie?
Worum es in seinem nächsten Film gehen wird, ist noch nicht bekannt. Doch eine Vermutung ist, dass sich Lars von Trier nach etlichen Jahren seiner noch unabgeschlossenen USA-Trilogie, bislang bestehend aus „Dogville“ (2003) und „Manderlay“ (2005), zuwenden könnte.
Bereits Ende 2023 verriet der britische Kameramann Anthony Dod Mantle, der an beiden Filmen und später auch noch an „Antichrist“ (2009) mit von Trier zusammenarbeitete, dem Magazin The Film Stage Näheres zum Abschluss der Trilogie: Nach „Manderlay“ sei ein Film namens „George Washington“ geplant gewesen, der den stilistischen Merkmalen der Vorgängerwerke samt Dreh auf einer beinahe leeren Bühne entsprochen hätte. Doch Lars von Triers immense Flugangst und eine Phase des Rückzugs hätten den damaligen Plänen ein frühes Ende bereitet.
Ob sich Lars von Trier nach Jahrzehnten tatsächlich seiner unabgeschlossenen Trilogie widmen oder doch etwas ganz Neues ansteuern wird, bleibt abzuwarten. Näheres dazu wird dann hoffentlich im Laufe dieses Jahres bekannt.
Falls ihr euch für die oben erwähnte Horror-Serie „Geister“ interessiert, erfahrt ihr in diesem Artikel mehr dazu, unter anderem wo und wie ihr sie schauen könnt:
Erstmals komplett im Heimkino: Die beste Horror-Serie aller Zeiten – vergesst "American Horror Story" und Co.!