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    Die neue Staffel der besten Horror-Serie aller Zeiten kommt in Deutschland sogar in die Kinos!
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Seitdem er nach „Scream“ eine Woche lang nicht schlafen konnte, jagt er diesem Gefühl hinterher – und schaut deshalb so gut wie jeden Horrorfilm.

    Mit „Geister“ hat Regie-Provokant Lars von Trier in den Neunzigerjahren nicht nur dänische, sondern auch internationale TV-Geschichte geschrieben. Ein Vierteljahrhundert später kommt die dritte Staffel nun in die deutschen Kinos...

    Die ersten beiden Staffeln von „Geister“, jeweils vier Folgen, ausgestrahlt 1994 und 1997, sind neben dem gewonnen EM-Finale von 1992 wohl das größte Ereignis der dänischen TV-Geschichte. Lars von Trier, der sich im Abspann jeder Episode persönlich von seinen Zuschauer*innen verabschiedet, stieg damit endgültig zum Regie-Superstar auf – und lieferte nebenbei auch noch die meiner Meinung nach beste Horror-Serie aller Zeiten ab …

    … und mit dieser Einschätzung stehe ich wohl alles andere als alleine da. Selbst Horror-Pabst Stephen King outete sich als riesiger Fan der Serie, als er sie 2004 persönlich als „Kingdom Hospital“ für den US-Markt adaptierte. Allerdings mit mäßigem Erfolg – denn nicht mal King kommt an den unvergleichlichen schwarzen Humor und die leichtfüßigen Digitallook-Spielereien des „Antichrist“-Regisseurs heran.

    „Geister“ (oder manchmal auch „Lars von Triers Krankenhaus der Geister“) ist absolut einzigartig: Ein Krankenhaus-Horrorstoff, der zugleich als bitterböse Arbeitsplatz-Satire und gesellschaftliche Generalabrechnung daherkommt. Als hätte Lars von Trier bereits die fünf bis zehn Jahre später folgenden Serien-Superhits „The Office“ und „Stromberg“ vorweggenommen – und sie mit einem Keller voller Spukgestalten aufgepeppt.

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    Staffel 3 trägt den Titel "Exodus" und läuft zuerst im Kino

    Wie die erste Staffel von „Geister“ schließt auch die zweite Season mit einem offenen Ende, das noch viele Fragen offenlässt. Kein Wunder also, dass es „Geister“ 2016 in unser Special nicht fortgeführter Serien mit einem frustrierenden Cliffhanger geschafft hat. Aber selbst mit diesem kleinen Schönheitsfehler, der es trotzdem nicht geschafft hat, an der Spitzenposition von „Geister“ zu rütteln, wird nun noch aufgeräumt. 25 Jahre nach der bislang letzten Folge hat Lars von Trier unter dem Originaltitel „Riget Exodus“ nun doch noch eine dritte Staffel mit fünf neuen Folgen nachgelegt …

    ... und die wird rund um Halloween 2023 nun nicht etwa im TV oder fürs Heimkino erscheinen, sondern zuerst einmal bundesweit als Special Event in die Kinos kommen!

    Lars von Trier, der Idiot

    Im Gegensatz zu Staffel 2, die direkt an Staffel 1 anschließt, sind in der Filmhandlung diesmal ebenso viele Jahre verstrichen wie in der Realität (schließlich sind einige der zentralen Originaldarsteller*innen längst verstorben). Das Königreich, wie das dänische Reichskrankenhaus auch genannt wird, ist im ganzen Land berühmt – wenn auch weniger für seine medizinische Qualität als vielmehr für die Serie, die Lars von Trier vor vielen Jahren hier gedreht hat (der Regisseur hat sogar noch immer ein eigenes Zimmer).

    Deshalb gibt es in der dritten Staffel auch immer wieder selbstgehässige Meta-Kommentare, was für ein Idiot Lars von Trier doch sei. So richtig sicher, ob die Dinge damals wirklich alle passiert oder ob sie nur im TV geschehen sind, ist sich inzwischen kaum noch jemand. Aber natürlich lässt die dämonische Kraft, die dort unter dem Krankenhaus lauert und nur darauf wartet, endlich wieder an die Oberfläche durchzubrechen, nicht lange auf sich warten – nur fällt es ihr auch diesmal wieder schwer, mit den Bösartigkeiten der Belegschaft mitzuhalten.

    Speziell die von Lars von Trier seit jeher befeuerte abgrundtiefe Verachtung zwischen Dänen und Schweden wird – und das hätte man nach den ersten zwei Staffeln nun wirklich nicht für möglich gehalten – diesmal sogar noch weiter auf die Spitze getrieben…

    Die Spinnen, die Dänen/Schweden

    Im Heizungskeller treffen sich diesmal die „Schweden Anonymous“, eine Gruppe von schwedischen Angestellten, die das Krankenhaus mit kleinen Sabotageakten in die Knie zwingen wollen – und der neue Chefarzt der Neurochirurgie (Mikael Persbrandt) beginnt fast automatisch zu masturbieren, sobald die schwedische Hymne ertönt. Unterdessen droht sein zu Wutanfällen neigender Kollege (Nikolaj Lie Kaas) ständig damit, sich ein Auge mit einem Löffel herauszupulen, was er dann hin und wieder auch macht – und was schließlich zu einer der wunderbar-absurdesten Todesszenen der TV-Geschichte führt.

    „Riget Exodus“ ist so schwarzhumorig, staubtrocken und skurril wie eh und je – wobei einige Handlungsstränge zumindest Teile des Publikums diesmal ganz besonders provozieren dürften: An einer Stelle enden die Gender-Vorschriften eines Oberarztes beinahe tödlich – ein diskursives Wespennest, in das sich der Berufs-Provokateur Lars von Trier natürlich nur zu gerne mitten hineinsetzt. Dazu kommt ein (Nicht-)Fall von sexuellem Missbrauch, der mit Alexander Skarsgård als schwedischem Anwalt, der sein Büro auf einer öffentlichen Toilette eingerichtet hat, ausgefochten wird.

    Gerade in Anbetracht der persönlichen Historie von Lars von Trier, dem von seiner „Dancer In The Dark“-Hauptdarstellerin Björk ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, bleibt einem da an der einen oder anderen Stelle schon mal das Lachen im Halse stecken. Aber von Trier hat in seinen Filmen eben auch schon immer nicht nur eine selbstironische, sondern auch eine selbstzerstörerische Ader ausgelebt (von seinen Nazi-Gags, die zu einer mehrjährigen Verbannung vom Filmfestival in Cannes geführt haben, mal ganz zu schweigen).

    Fazit: Wieder verdammt gut!

    Aber das sind nicht die Punkte, warum „Riget Exodus“ zumindest ein wenig hinter den absolut brillanten ersten Staffeln zurückbleibt. Stattdessen wirkt der Humor diesmal insgesamt einen Tacken forcierter – und während die inszenatorischen Spielereien mit den Mitteln der Digitaltechnik in den Neunzigern noch absolut revolutionär anmuteten, ist die dritte Staffel nun zwar ebenfalls wieder hervorragend umgesetzt, aber dabei eben längst nicht mehr so visuell überraschend.

    Um diese Einschränkungen aber direkt wieder ins richtige Verhältnis zu setzen: Die ersten beiden Staffeln „Geister“ liegen zwischen 4,5 und den vollen 5 Sternen. „Riget Exodus“ bekommt von mir immer noch sehr gute 4 Sterne. Aktuell ist noch nicht klar, ob Lars von Trier nach seiner Parkinson-Diagnose wie bisher weiterarbeiten kann. Aber falls er tatsächlich verfrüht von der Regie-Bühne abtreten muss, wäre die dritte Staffel jener Serie, mit der ihm einst der endgültige Durchbruch gelang, ein absolut würdiger Abschluss – und zwar was seine genialen ebenso wie seine fragwürdigen Seiten angeht!

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