Als es nach dem massiven Erfolg von „Iron Man“ (2008) darum ging, die alleinstehenden Superhelden-Blockbuster zum Mega-Franchise MCU (Marvel Cinematic Universe) auszubauen, haben die Studio-Verantwortlichen von Anfang an klar gemacht, dass sie nicht davor zurückschrecken, notfalls auch Schauspieler*innen rauszuschmeißen, wenn sie zu hohe (Gehalts-)Forderungen stellen.
Besonders hoch kochten die daraus resultierenden Streitereien im Vorfeld des Drehs zu „Avengers 2: Age Of Ultron“. Das ging sogar so weit, dass Chris Hemsworth und Scarlett Johansson kurz davor standen, gefeuert zu werden, wenn nicht Iron Man höchstpersönlich dazwischengegangen wäre. Mit einer klaren Ansage an Marvel bezüglich der allgemeinen Gagen-Situation konnte Robert Downey Jr. das Schlimmste gerade noch abwenden.
Einer verdient das 250-Fache vom anderen
Ein Grund für den aufkochenden Konflikt lag darin, dass Marvel seine Schauspieler*innen zu Beginn des MCU – mit Ausnahme von Robert Downey Jr., der für „Iron Man“ noch einen anderen Vertrag unterschrieben hatte – nicht sonderlich gut bezahlte. Die eigentlichen Stars waren damals eben vor allem die Marvel-Figuren und noch nicht die Darsteller*innen, die sie verkörperten. So bekamen selbst einige Stars für den ersten „Avengers“-Film nur läppische 200.000 Dollar (bei einem weltweiten Einspielergebnis von 1,5 Milliarden Dollar).
Robert Downey Jr., der sich – lange bevor der alles überragende Erfolg des MCU absehbar war – bereits eine Gewinnbeteiligung ausgehandelt hatte, erhielt für „Avengers“ hingegen die unglaubliche Summer von ca. 50 Millionen Dollar. Das heißt, er verdiente das 250-Fache einiger seiner Co-Stars – und selbst wenn man sagt, dass Iron Man eben der mit Abstand beliebteste Avenger war, ist das schon ein echt krasser Gehaltsunterschied für mehr oder weniger denselben Job. Da ist es kein Wunder, dass Chris Hemsworth und Scarlett Johansson zumindest nach einer gewissen Anpassung ihrer Gagen verlangt haben.
Robert Downey Jr. ist nicht immer für seine Co-Stars eingetreten
Dass sich der Oscar-Preisträger („Oppenheimer“) in diesem Gehaltsstreit schließlich auf die Seite seiner Co-Stars gestellt hat, ist übrigens keine Selbstverständlichkeit. Schließlich gab es eine ähnliche Situation schon zwei Jahre zuvor bei „Iron Man 2“: Dort musste Terrence Howard seine Rolle als War Machine an Don Cheadle abgeben, nachdem er für die Fortsetzung zu viel Geld verlangt hatte. Im Anschluss beschwerte sich Howard sogar explizit über den Iron-Man-Darsteller, denn seiner Meinung nach musste an seiner Gage nur deshalb gespart werden, um die exorbitanten Bezüge von Robert Downey Jr. zu bezahlen.
Aber offenbar hat Robert Downey Jr. seine Einstellung in den zwei Jahren geändert: Als Marvel drohte, Chris Hemsworth und Scarlett Johansson zu entlassen, wenn sie keinen neuen Vertrag zu den vom Studio festgelegten Konditionen unterzeichnen, stellte sich das MCU-Aushängeschild auf die Seite seiner Co-Stars.
Die waren aber wohl auch sonst keinesfalls bereit gewesen, vor Marvel einfach so einzuknicken: Hemsworth hatte für „Snow White And The Huntsman“ schließlich schon fünf Millionen Dollar kassiert – und drohte Marvel nun, stattdessen einfach weiter mit Universal zu arbeiten. Und auch Johansson machte klar, dass sie für die Mini-Summe auf keinen Fall mehr ins MCU zurückkehren werde.
Rettung in letzter Sekunde
Nach der Fürsprache von Robert Downey Jr. konnte dann aber schließlich doch noch eine für alle vertretbare Lösung gefunden werden. Ein Marvel-Insider kommentierte die Situation gegenüber dem Branchenmagazin Deadline wie folgt: „Er ist der einzige, der in dieser Situation echte Macht hat. Und er hat auch Eier aus Stahl. Er hat die Botschaft gesendet, dass er nicht an einem Ort arbeiten wird, an dem seine Kollegen wie Scheiße behandelt werden."
Es gibt ja schon eine ganze Reihe von Rollen, die im MCU neu besetzt wurden – die bekannteste natürlich die Figur von Bruce Banner alias Hulk, die nur in „Der unglaubliche Hulk“ von Edward Norton verkörpert wurde, bevor dann Mark Ruffalo nach allerlei kreativen Differenzen zwischen dem „Fight Club“-Star und den Marvel-Verantwortlichen übernahm.
Aber das MCU mit anderen Darsteller*innen für Thor und Black Widow – das hätte die Immersion doch sehr gestört, und wahrscheinlich hätten die Neulinge dann noch lange Zeit nur wie Fremdkörper zwischen den etablierten Avengers gewirkt…
Vor dem ersten „Iron Man“-Film sahen die Verhältnisse übrigens noch völlig anders aus: Robert Downey Jr. bekam nur deshalb den Zuschlag für die Titelrolle, weil er billiger war als seine Konkurrenten. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:
Heute kaum zu glauben: Robert Downey Jr. wurde nur deshalb zum Marvel-Star, weil das Studio Geld sparen wollte!Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels. Zuvor wurde ein ähnlicher Beitrag bereits auf unserer spanischen Schwesternseite Espinof.com veröffentlicht.