Bereits Monate vor Kinostart sorgte „Avatar 2: The Way Of Water“ bei einem exklusiven Footage-Screening in München für Staunen. Der Autor dieses Artikels war selbst vor Ort und konnte seinen Augen kaum trauen – ähnlich wie viele andere erfahrene Pressevertreter, die das anschließenden Q&A mit Produzent Jon Landau allesamt mit derselben Einstiegsfrage einläuteten: Wie zur Hölle kann das alles so echt aussehen?
Mittlerweile gibt es die Fortsetzung zu „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ weltweit im Kino zu sehen, doch die Bilder haben (für den Autor dieses Artikels) selbst nach drei Kinobesuchen nichts von ihrer Wirkung verloren. Aber warum sieht das alles denn nun wirklich so „echt“ aus? Das Geheimnis liegt sowohl in der Vision des technophilen Regiemeisters James Cameron als auch bei den Fachleuten, mit deren Hilfe er diese überhaupt erst realisieren konnte.
James Cameron: Der Fels in der Brandung des 3D-Kinos
Visionär James Cameron brachte das Kino und die Kino-Technologie mit seinen Filmen immer wieder voran – sei es nun mit „Terminator“, „Terminator 2“, „Titanic“ oder dem ersten „Avatar“. Und „The Way Of Water“ bildet hier keine Ausnahme.
„Avatar 2“ verzögerte sich unter anderem auch deswegen, weil die 3D-Technologie erst noch entwickelt werden musste, um die Vision von James Camerons nach dessen Vorstellungen realisieren zu können.
Wo andere die ihnen gegebenen Mitteln nutzen, um das Beste aus ihnen herauszuholen, entwickelt Cameron also überhaupt erst diese Mittel. Schließlich tauchte er zu Recherche-Zwecken für seine „Avatar“-Sequels auch in den 11.000 Meter (!) tiefen Marianengraben, um Inspiration für die Pflanzen und Wesen von Pandora zu sammeln. Dieser Mann macht keine halben Sachen.
"Avatar" wird auf den Kopf gestellt: James Cameron verrät erste Handlungsdetails von "Avatar 3" – und stellt neue Bösewichte vor!Der Regisseur trieb die Umsetzung seines Vorhabens zwar mit reichlich Know-How und Passion voran, war dabei aber auch auf andere angewiesen: Dass „Avatar 2“ so unglaublich gut aussieht, ist nicht nur Cameron, sondern zu einem großen Teil auch Pawel Achtel und den Kamera-Entwicklern von Sony zu verdanken.
Ja, James Cameron schuf die faszinierende, vielseitige Welt Pandora. Das Werkzeug, um dem malerischen Na'vi-Mond derart eindrucksvoll Leben einzuhauchen, bekam er allerdings von anderen. Der Name dieses Werkzeugs: Sony VENICE bzw. Sony CineAlta VENICE 3D.
Genutzt wurden hierfür nicht nur zwei VENICE-Kameras, sondern auch der sogenannte „3D Beam Splitter“ DeepX 3D von Erfinder und Kameramann Pawel Achtel, der hierfür einst eigens zur Unterwasserfotografie entwickelte Linsen von Nikon nutzte. Das erklärte (und erreichte) Ziel: Unterwasseraufnahmen in gestochen scharfem IMAX 3D ganz ohne die üblichen „Verzerrungserscheinungen“.
Vergleicht man die Aufnahmen mit anderen 3D-Unterwasserszenen etwa aus dem DC-Blockbuster „Aquaman“, werden die Unterschiede mehr als deutlich. Schließlich bestand James Cameron auch darauf, die vielen im bzw. unter Wasser spielenden Szenen tatsächlich auch im bzw. unter Wasser zu drehen – was seinem Star-Ensemble einiges abverlangte. Wie gesagt: James Cameron macht keine halben Sachen.
3D: Darum schwört James Cameron auf das vermeintlich tote Format
James Cameron ist nicht erst seit „Avatar“ Anhänger von 3D. Er konvertierte seine beiden Klassiker „Terminator 2“ und „Titanic“ bereits vor einigen Jahren – und zwar derart aufwendig, dass sie selbst viele aktuellere, in 3D gedrehte Blockbuster in den Schatten stellen. „T2-3D: Battle Across Time“ ist zudem seit den 90ern eine der beliebtesten Attraktionen der Universal Studios.
Während aktuelle 4K-Fernseher also gar nicht mehr 3D-fähig gebaut werden, kann man sich durchaus fragen: Warum schwört James Cameron auf dieses von vielen totgesagte Format?
Weiß nicht, ob ich die "Terminator"-Filme heute auch noch machen würde: James Cameron hat Probleme mit seinen größten Klassikern„Zähl die Augen in meinem Gesicht. Ich habe zwei. Du hast zwei, [...] ziemlich jedes Tier hat zwei. [...] Wir erleben die Welt durch ein stereoskopisches System“, führt Cameron unter anderem im Interview mit Frame Voyager aus und erklärt dabei, wie Bilder in Stereo eine Dreidimensionalität auslösen, die das Gesehene erst immersiv machen und das Publikum in sie eintauchen lässt.
Und genau das unterscheidet James Camerons Filme auch, insbesondere „Avatar: The Way Of Water“, von anderen 3D-Filmen. Auch schon Jon Landau verriet uns im vergangenen September im Interview: Bei 3D geht es nicht darum, dem Publikum irgendetwas von der Leinwand aus entgegen zu werfen, sondern es – ganz im Gegenteil – in die auf der Leinwand entstandene Welt hineinzuziehen.
"Avatar 2": Der ultimative Kinofilm
In einer Zeit, in der selbst die großen Blockbuster von Marvel und Co. bereits nach kurzer Zeit im Streaming landen, ist „Avatar 2“ das stärkste Lebenszeichen, das es für das Kino aktuell geben kann. Nicht nur löst es Gänsehaut aus, wenn das Kinopublikum im prall gefüllten Kinosaal kollektiv in Ehrfurcht erstarrt, wenn sie nach 13-jähriger Wartezeit endlich sehen, was Cameron für sie bereithält. Vor allem ist „Avatar 2“ ein Film, den man in seiner vollen Pracht wirklich nur im Kino erleben kann.
Selbst der größte 4K-Fernseher und das beste Heimkinosystem können das Kinoerlebnis (zumindest nicht mit den aktuellen Mitteln) in keinster Weise nachstellen. Und genau deswegen ist „The Way Of Water“ wie auch schon „Aufbruch nach Pandora“ so erfolgreich – weil Menschen für ihn immer wieder ins Kino gehen, solange es noch möglich ist.
"Avatar 2" mit noch nie dagewesenem Erfolgslauf: "The Way Of Water" bricht einen Rekord nach dem nächsten!