Ihr steiler Aufstieg in die erste Liga Hollywoods erreichte 2004 mit dem Gewinn des Oscars für „Unterwegs nach Cold Mountain“ und dem kommerziellen Erfolg des Sequels „Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns“ einen absoluten Höhepunkt. Doch danach ging es für Renée Zellweger („Jerry Maguire“, „Chicago“) fast ebenso rasant bergab. Die Texanerin drehte weiter am Fließband, aber ihre Filme wollte kaum noch jemand sehen - bis sie 2010 schließlich die Reißleine zog, entnervt aus der Traumfabrik ausstieg und sich ins Privatleben zurückzog. Sechs Jahre später ist Zellweger wieder da. Nach einer Rolle in dem missratenen Gerichtsdrama „The Whole Truth“ steigt ihr wahres Comeback auf den großen Leinwänden dieser Welt passenderweise mit der Wiederaufnahme ihrer bekanntesten Rolle: Zwischen Teil 2 und 3 liegen immerhin zwölf Jahre, aber „Bridget Jones’ Baby“ ist trotz aller Befürchtungen, die während der turbulenten Produktionsphase aufkommen konnten, eine lustige und kurzweilige romantische Komödie geworden. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass auch die nun etwas erwachsenere Bridget immer noch dieselbe leicht verrückte Sympathieträgerin ist.
An ihrem 43. Geburtstag ist die Londoner Nachrichten-Produzentin Bridget Jones (Renée Zellweger) längst wieder Single - aber vergleichsweise glücklich und entspannt. Nur der Traum von einem eigenen Baby scheint sich nur schwer erfüllen zu lassen. Doch als ihre Arbeitskollegin Miranda (Sarah Solemani) Bridgets Sexleben auf Vordermann bringen will, bekommt das Babythema plötzlich eine beängstigende Dynamik. Zunächst fällt sie auf einem Musik-Festival sturzbetrunken in das Zelt (und das Bett) des smarten Internet-Millionärs Jack Quant (Patrick Dempsey) und wenig später landet sie auf einer Party auch noch mit ihrem Ex Mark Darcy (Colin Firth) in der Koje, der sich von seiner Frau Camilla (Agni Scott) scheiden lassen will. Als Bridget dann tatsächlich feststellt, dass sie schwanger ist, lässt sich die Frage, wer von den beiden Kandidaten der Vater ist, unmöglich beantworten. Was die beiden gegensätzlichen Männer nicht daran hindert, in einen Wettstreit um die ungewollte Vaterrolle zu treten.
Die Produktion des dritten Teils der international erfolgreichen „Bridget Jones“-Reihe war eine schwere Geburt. Das ursprünglich für 2010 anvisierte Projekt wurde nach zahlreichen Drehbuchänderungen mehrfach verschoben und lag nach Renée Zellwegers Hollywood-Flucht eine ganze Weile komplett auf Eis. Nachdem sie beim zweiten Film nicht oder kaum beteiligt waren, haben mit Regisseurin Sharon Maguire („Incendiary“) und Romanautorin Helen Fielding als Drehbuchschreiberin (zusammen mit „Das hält kein Jahr“-Regisseur Dan Mazer) nun wieder die Macherinnen des rundum gelungenen ersten Teils das Kommando übernommen. Dazu gesellte sich diesmal Oscarpreisträgerin Emma Thompson (für das Drehbuch von „Sinn und Sinnlichkeit“ und für die Hauptrolle in „Wiedersehen in Howards End“), die dem Material als Drehbuchpoliererin den letzten Schliff gab und außerdem eine kleine Rolle als Bridgets schlagfertige Frauenärztin übernahm.
Das Skript zum dritten Film (das übrigens nicht auf Fieldings drittem „Bridget Jones“-Roman „Verrückt nach ihm“ von 2013 basiert) ist dann auch tatsächlich um einiges scharfzüngiger und cleverer ausgefallen als das der ersten Fortsetzung, die etwa bei den Frauengefängnis-Szenen in Thailand immer wieder ins übertrieben Klamaukhafte abrutschte. Der Tonfall der launigen Fettnäpfchenjagd pendelt weiterhin zwischen den Polen heiter-beschwingt und hysterisch-absurd, aber über die Figur Bridget Jones wird das Geschehen geerdet und zugleich unserer heutigen (Medien-)Welt ein Spiegel vorgehalten: Sie prallt hier als charmant-krawalliges Kind der 80er und 90er Jahre ungebremst auf die Hipster des neuen Jahrtausends und auf die Jünger des ständigen digitalen Fortschritts. Dabei kriegen insbesondere Bridgets neue Bosse einige ziemlich lustige satirische Hiebe verpasst.
Der Zeitsprung von einem Dutzend Jahren wurde auf elegante Weise bewältigt, aber einer wollte ihn nicht mitmachen: Hugh Grant. Sein Hallodri Daniel Cleaver („ein Verlust für die russische Modelszene“) wird jedoch in einer wunderbaren Gag-Sequenz zu Beginn würdevoll verabschiedet. In der Folge sitzt zwar nicht jede Pointe, aber die Trefferquote ist mehr als zufriedenstellend, weil auch das bei Komödien so besonders wichtige Timing in „Bridget Jones‘ Baby“ meist stimmt. Ausfälle wie etwa eine ärgerlich-alberne Pizza-Taxifahrt ins Krankenhaus bleiben die Ausnahme. Besonders gelungen ist der Film dagegen meist, wenn es um das schrullige Liebesdreieck aus Bridget und den beiden Vielleicht-Vätern Mark Darcy und Jack Quant geht.
Das Zusammenspiel zwischen Renée Zellweger und Colin Firth („The King’s Speech“, „Kingsman“) ist ohnehin bewährt, mit Patrick Dempsey („Grey’s Anatomy“, „Transformers 3“), der sein Beau-Image als Dating-Plattform-Guru dezent süffisant karikiert, wurde ein würdiger Ersatz für den arrogant-charmanten Hugh Grant gefunden. Der Neuzugang fügt dem „Bridget Jones“-Universum als verständnisvoll-softer Traummann eine neue Komponente hinzu, während hinter der Fassade von Firths erzkonservativem Menschenrechtsanwalt auf bewährte Weise immer wieder die zurückgehaltenen Emotionen aufblitzen. Zellweger selbst geht in ihrer Paraderolle immer noch voll auf und so bringt sich Bridget auf ihre typische zugleich tapsig und schlagfertige, vulgäre und liebenswürdige Art unermüdlich in neue Peinlichkeiten. So navigiert sie uns durch die nicht besonders bemerkenswerte Komödienhandlung und auch die etwas konstruierte Vaterschaftszwickmühle wird schließlich so gelöst, wie man sich das in einem „Bridget Jones“-Film vorstellt.
Fazit: Vielleicht ist „Bridget Jones’ Baby“ nach der langen Pause ein wenig aus der Zeit gefallen, aber auch die neuen liebevoll-peinlichen Abenteuer der wandelnden Londoner Single-Katastrophe bieten gute Komödienunterhaltung mit charismatischer Besetzung.