Die besondere Ausstrahlung von Forest Whitaker auf der Leinwand findet ihren einfachsten und schönsten Ausdruck in Jim Jarmuschs 1999 veröffentlichtem Indie-Kultfilm „Ghost Dog - Der Weg des Samurai“. Dort spielt der schwergewichtige Hüne mit dem aufgrund der Krankheit Ptosis herabhängenden Augenlied zwar einen eiskalten Auftragsmörder, aber der Oscar-Preisträger, der für die Rolle stundenlang meditierte und sich mit fernöstlicher Philosophie beschäftigte, füllt seine Figur mit einer solchen Menschlichkeit und Wärme aus, dass er den Zuschauer allein durch seine Präsenz dennoch für sich einnimmt.
Vom Footballer zum Nebendarsteller
Forest Whitaker wurde in Longview, Texas als Sohn eines Versicherungskaufmanns und einer Sonderschullehrerin geboren. Bereits in seiner Schulzeit spielte er Theater oder wagte sich an Musicals, doch alles deutete – nach seinem Sportstipendium an der California State Polytechnic Universiät – auf eine Profilaufbahn als Footballer hin. Nach einer schweren Rückenverletzung musste Whitaker seinen Traum von der NHL jedoch aufgeben. Nachdem er sich an der Southern California Universität zuerst als Tenorsänger ausbilden ließ, wechselte er bald ins Schauspielfach. Nach seinem Abschluss 1982 bekam Whitaker auch erste Rollenangebote. Sein Kinofilmdebüt feierte er, ausgerechnet als Footballer, an der Seite von Sean Penn in Amy Heckerlings Kult-Komödie „Ich glaub' ich steh' im Wald“. Während er im Anschluss auf der großen Leinwand vorläufig nur in wenig spannenden Projekten zu sehen war, profilierte sich Whitaker als TV-Darsteller in Werken wie der 80er-Jahre Bürgerkriegsminiserie „Fackeln im Sturm“. Einen nennenswerten Kinoauftritt hatte der bekennende Vegetarier und ausgebildete Kampfsportler erst wieder 1986 in Martin Scorseses Spielerdrama „Die Farbe des Geldes“. Besonders sein Poolbillard-Duell mit Paul Newman machte Furore. Nebenrollen in hochklassigen Hollywoodproduktionen wie Oliver Stones „Platoon“ und Barry Levinsons „Good Morning, Vietnam“ folgten, der endgültige Durchbruch als Charakterdarsteller ließ aber noch bis 1988 auf sich warten.
Ein „Vogel“ wird Filmregisseur
Einen weltberühmten Saxophonisten wie Charlie „Bird“ Parker zu verkörpern, benötigt Mut und musikalisches Knowhow. Forest Whitaker hat beides. Clint Eastwood erkannte seine Talente und gab ihm die Chance im intensiven Biopic „Bird“ als Star zu glänzen. Lohn der monatelangen Vorbereitung: Whitaker bekam beim Filmfestival in Cannes die Goldene Palme für den Besten Darsteller und in Hollywood eine Golden-Globe-Nominierung. Doch die Ehrungen brachten dem Mann, der oft wie ein sanftmütiger Teddybär wirkt, dem zugleich aber auch jederzeit eine Eruption extremer Emotionen zuzutrauen ist, keinen sofortigen Karrieresprung. Vielmehr veredelte Whitaker nun vor allem Independent-Filme wie Neil Jordans bizarres IRA-Drama „The Crying Game“ mit denkwürdigen, kleineren Auftritten. Aber auch in anspruchsloseren B-Pictures wie im Alienabklatsch „Species“ konnte man ihn sehen. Während er 1995 eine schauspielerische Glanzleistung als in sich gekehrter Vater in Wayne Wangs und Paul Austers „Smoke“ zeigte, bereitete Whitaker er auch sein anspruchsloses, mit Whitney Houston besetztes Kinoregiedebüt, das romantische Drama „Waiting to Exhale - Warten auf Mr. Right“ vor. Auch danach versuchte er sich in unregelmäßigen Abständen hinter der Kamera, aber weder das Sandra-Bullock-Vehikel „Eine zweite Chance“, noch die Komödie „First Daughter“ mit Katie Holmes als Präsidententochter hinterließen nachhaltigen Eindruck.
Von der Blamage zum Oscar
Die Jahrtausendwende sollte für Forest Whitaker einen wenig erfreulichen Karrieremeilenstein bedeuten, dabei hatte der Schauspieler 1999 noch viel Lob für seinen Auftritt als „Ghost Dog“ ernten können. 2000 nahm er allerdings einen Part neben John Travolta in dem Science-Fiction-Film „Battlefield Earth - Kampf um die Erde“ an, der nicht zu Unrecht als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten gilt. Für seine Beteiligung an diesem Megaflop wurde Whitaker sogar für die Goldene Himbeere als schlechtester Nebendarsteller nominiert. Und auch seine Mitwirkung als Moderator und Co-Produzent der „The Twilight Zone“-Serienneuauflage blieb ein Misserfolg. Aber es gab auch positive Schlagzeilen. Als Einbrecher konnte Whitaker 2002 in David Finchers Jodie-Foster-Hit „Panic Room“ überzeugen, und auch seine TV-Auftritte wie in den Serien „Emergency Room - Die Notaufnahme“ und vor allem „The Shield“ wurden äußerst wohlwollend aufgenommen. Nahezu alle Kritiker überzeugte Whitaker dann 2006 mit seiner brillanten Leistung als afrikanischer Despot Idi Amin neben James McAvoy in „Der letzte König von Schottland“. Für seine Darbietung – Whitaker bereitete sich monatelang in Afrika vor – wurde er mit dem Golden Globe und dem Oscar für den Besten Hauptdarsteller geehrt.
Flaute nach dem Erfolg
Nach seinem Oscar-Gewinn hatte Forest Whitaker nicht unbedingt ein glückliches Händchen bei der Rollenauswahl, seine Filme floppten oder wurden wenig beachtet. 2008 spielte er in „Street Kings“ neben Keanu Reeves einen korrupten Cop und in „8 Blickwinkel“ einen Touristen, der zufällig Zeuge eines Attentats wird – zwei Filme, die es immerhin noch in die deutschen Kinos schafften. Andere Werke wie „Winged Creatures“ und „Powder Blue“ landeten hierzulande direkt auf DVD und auch Whitakers vorübergehender Wechsel zum Fernsehen als Hauptdarsteller im Spin-off „Criminal Minds: Suspect Behavior“ war wenig erfolgreich. Die Serie wurde nach nur einer Staffel mit 13 Folgen abgesetzt. Bereits abgedreht hat der Unesco-Sonderbotschafter das Action-Drama „Catch .44“ mit Bruce Willis und 2012 soll das Cop-Drama „Freelancers“ mit Curtis '50 Cent' Jackson und Robert De Niro folgen.