Manche Schauspieler agieren vermehrt in Nebenrollen, spielen dabei aber ihre Partner in den Hauptrollen oftmals an die Wand. So auch Peter Sarsgaard, der immer wieder Figuren mit Ecken und Kanten auswählt, und sich als extravaganter Charakter-Darsteller etabliert hat, der trotz oder gerade wegen seines attraktiven, manchmal spitzbübischen Aussehens zwiespältigen Charakteren überzeugend düsteres Leben einzuhauchen vermag. Dafür erntete Sarsgaard bereits zahlreiche Preise auf renommierten internationalen Filmfestspielen und Verleihungen. Den bisherigen Höhepunkt bildet eine Golden-Globe-Nominierung als bester Nebendarsteller im 2003er Drama "Lüge und Wahrheit - Shattered Glass".
Uni statt Army
Der Mann mit dem skandinavisch anmutenden Namen ist ein waschechter US-Amerikaner, geboren auf der Scott Air Force Base in Illinois. Der Sohn eines Fluglotsen erblickte am 7. März 1971 das Licht der Welt und erlebte schon früh ein bewegtes Leben, da der Beruf seines Vaters ständige Umzüge erforderte. So lebte John Peter Sarsgaard in Kindheit und Jugend an mehr als zwölf verschiedenen Ort und entschied sich nicht von ungefähr dagegen, in die umtriebigen Fußstapfen seines Vaters zu treten und eine Militär-Karriere anzustreben. Stattdessen studierte Sarsgaard Geschichte und Literatur und beschäftigte sich nebenher mit Schauspielerei, indem er mit Freunden die komödiantischen Improvisations-Gruppe "Mama's Pot Roast" gründete. Nach seinem Abschluss an der Universität widmete sich Sarsgaard nun gänzlich dem vormaligen Hobby und besuchte Kurse am New Yorker Actors Studio. Es folgten einige Theater-Engagements und 1995 dann das Leinwand-Debüt im Todesstrafen-Drama "Dead Man Walking". Die Rolle an der Seite von Sean Penn war zwar sehr klein, aber fein und der junge Peter Sarsgaard hatte einen Fuß in die schwergängige Tür Hollywoods bekommen.
Erste Wahl für die zweite Reihe
Nach mehreren kleinen Nebenrollen und einem Auftritt als intriganter Musketier-Spross Raoul im Mantel-und-Degen-Abenteuer "Der Mann mit der eisernen Maske" ergatterte Peter Sarsgaard 1999 den Part, der ihm erstmals vermehrte positive Kritiker-Reaktionen einbringen sollte. An der Seite von Oscar-Gewinnerin Hilary Swank spielte der junge Mime den homophoben Ex-Sträfling John Lotter im preisgekrönten Drama "Boys Don't Cry" und überzeugte durch genaue Charakterzeichnung und düsteres Charisma. Es folgten Rollen in mehreren Projekten unterschiedlichster Genres, unter anderem im Mystery-Thriller "The Salton Sea - Die Zeit der Rache", dem U-Boot-Actioner "K-19 - Showdown in der Tiefe" mit Harrison Ford und Liam Neeson und dem Film, der Sarsgaard endgültig zum Durchbruch verhelfen sollte: Für die Rolle des loyalen Chefredakteurs des Magazins The „New Republic“ im biografischen Thriller "Lüge und Wahrheit - Shattered Glass" wurde der Jung-Schauspieler für einen Golden Globe als bester Nebendarsteller nominiert und gewann zahlreiche internationale Filmpreise.
Ein Riecher für die richtigen Rollen
Ebenfalls hoch gelobt wurde Peter Sarsgaard für seine Performance an der Seite von Zach Braff in dessen Regie-Debüt "Garden State". Sarsgaard begeisterte als kiffender Jugendfreund der Hauptfigur, der lieber über das Leben philosophiert, statt es anzupacken. Einmal mehr bewies Sarsgaard sein Talent, interessanten Nebenfiguren überzeugende Tiefe zu verleihen und diesem Rollenwahl-Prinzip blieb er weiterhin treu. 2004 spielte er im Drama "Kinsey" einen Mitarbeiter des Sexualforschers Alfred Kinsey (Liam Neeson), 2005 überzeugte er an der Seite von Jodie Foster als undurchsichtiger Sky-Marshall in "Flightplan - Ohne jede Spur", kämpfte sich mit Jake Gyllenhaal durch den Wüstensand im Anti-Kriegs-Film "Jarhead - Willkommen in Dreck" und wurde politisch im CIA-Thriller "Machtlos" von Regisseur Gavin Hood. 2009 war er der Partner der oscarnominierten Schauspielerin Carey Mulligan im Drama "An Education" und erntete erneut Kritiker-Lob für seine Darstellung des Lebemannes David. Einen Ausflug in die bunte Welt des Blockbusters wagte Sarsgaards mit der Rolle als Agent im Spaß-Actioner "Knight and Day" an der Seite von Tom Cruise und Cameron Diaz und wählte danach erneut eine große Hollywood-Produktion, um sich diesmal als waschechter Bösewicht mit Riesenschädel auszutoben und Ryan Reynolds in der Comic-Verfilmung "Green Lantern" das Leben schwer zu machen.
Seit 2002 ist Peter Saarsgard mit seiner Schauspieler-Kollegin Maggie Gyllenhaal liiert. Das Paar bekam 2006 eine Tochter namens Ramona und heiratete im Mai 2009 im italienischen Brindisi.