Als Christopher Nolan für seine Batman-Verfilmung „The Dark Knight“ einen Schauspieler suchte, der die Wandlung Harvey Dents vom integren Staatsanwalt zum kompromisslosen Racheengel Two-Face überzeugend verkörpern könnte, kam eigentlich nur einer in Frage: Aaron Eckhart. Der 1,83 Meter große Blondschopf mit den kantigen Gesichtszügen erregte erstmals 1997 Aufmerksamkeit, als er in dem umjubelten Festivalhit „In the Company of Men“ einen charmanten, aber kaltherzigen Geschäftsmann spielte, der in seinem Frauenhass mit einem Kollegen die Gefühle einer gehörlosen Mitarbeiterin manipulierte. Die Rolle war der Startschuss zu einer abwechslungsreichen Karriere sowohl im amerikanischen Independent-, als auch im Hollywood-Mainstream-Kino.
Vom Mormonen zum Komparsen
Aaron Edward Eckhart ist der Sohn eines IT-Experten und einer Kinderbuchautorin und wuchs in Kalifornien auf. Er ist der jüngste von drei Brüdern. Eckhart wurde als Mormone erzogen und war später auch als Missionar für die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ in Frankreich und in der Schweiz unterwegs. Seine Jugend verbrachte er im Südosten Englands, wohin sein Vater aus beruflichen Gründen mit der Familie zog, als Aaron 13 war. Erste Bühnenerfahrungen als Schauspieler sammelte Eckhart, der sich zuvor noch als Songwriter sah, in der Schule. In seinem Abschlussjahr verließ er die Schule und gab seiner Leidenschaft für den Surf- und Wasserskisport an den Küsten Frankreichs und Hawaiis nach. Den Highschool-Abschluss holte er später nach und ging anschließend auf die konfessionelle Mormonen-Universität Brigham Young in Utah, wo er einen B.A. in Filmwissenschaft erwarb. Eckhart zog darauf nach New York und bemühte sich in der ersten Hälfte der 1990er Jahre um Rollen in Film und Fernsehen. Es reichte allerdings nur zu Komparsenauftritten in Fernsehserien wie „Beverly Hills, 90210“ und Nebenrollen in Fernsehfilmen wie „Mörderisches Dreieck“. Hollywood ließ auf sich warten.
Vom Independent-Kino zum Mainstream-Film
Der Theaterautor und -regisseur Neil LaBute, der Aaron Eckhart bereits in seinen Stücken besetzt hatte, als beide noch auf die Brigham Young Universität gingen, bot dem bald dreißigjährigen Schauspieler 1997 die Rolle des skrupellosen Ladykillers Chad in seinem Spielfilmdebüt, der zynischen Independent-Komödie „In the Company of Men“, an. Eckhart nahm an und gewann für seine Vorstellung mehrere Schauspielpreise, der Regisseur und sein Lieblingsdarsteller würden vier weitere Male miteinander kollaborieren und gemeinsam immer wieder Eckharts Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Unter der Regie seines Freundes glänzte Eckhart unter anderem als übergewichtiger Ehemann, der von seiner Frau betrogen wird, im Beziehungsdrama „Männer, Frauen & die Wahrheit über Sex“, als schmieriger Gebrauchtwagenhändler in der Krimikomödie „Nurse Betty“ und als attraktiver Akademiker in dem Liebesfilm „Besessen“. Erste Schritte in den Mainstream unternahm Eckhart unterdessen als Julia Roberts‘ sympathischer Biker-Freund in dem Kassenhit „Erin Brockovich“ und als verlässlicher Nebendarsteller neben Leinwandgrößen wie Al Pacino in „An jedem verdammten Sonntag“, Jack Nicholson in „Das Versprechen“ und Cate Blanchett in „The Missing“.
Charakterdarsteller und Leading Man
Im neuen Jahrtausend wechselte Aaron Eckhart, der 2006 vom People Magazine zu einem der 100 schönsten Menschen der Welt gewählt wurde, zunehmend souverän zwischen kleineren Charakterrollen in Hollywood-Großproduktionen wie Brian De Palmas „The Black Dahlia“ und Protagonisten-Parts in Independentfilmen wie „Suspect Zero“. Bei seiner ersten vermeintlichen Blockbuster-Hauptrolle in Jon Amiels Science-Fiction-Film „The Core - Der innere Kern“ blieb der Erfolg hingegen aus. Begeistern konnte Eckhart aber wiederum 2005 mit seiner für den Golden Globe nominierten Darstellung eines wortgewandten Lobbyisten der Tabakindustrie in Jason Reitmans böser Satire „Thank You for Smoking“. Sein Wunsch, nicht auf die Rolle des Bösewichts festgelegt zu werden, führte dazu, dass er sich auch in Liebesfilmen wie „Rezept zum Verlieben“, dem US-Remake von „Bella Martha“ und „Love Happens“ mit Jennifer Aniston versuchte. Diese Ausflüge blieben aber weitgehend erfolglos. Mit seinem Auftritt als Staatsanwalt Harley Dent in Christopher Nolans "The Dark Knight" konnte er dagegen einen Hit auf der ganzen Linie verbuchen. Einen weiteren Kritikererfolg landete er 2010 in „Rabbit Hole“ zusammen mit Nicole Kidman als Elternpaar, das um seinen toten Sohn trauert, zu sehen. Nach dem Alien-Action-Spektakel „World Invasion: Battle Los Angeles“ folgt 2011 noch ein Auftritt in der Hunter-S.-Thompson-Adaption „The Rum Diary“ neben Johnny Depp.
Aaron Eckhart, der sein Privatleben möglichst geheim hält, war bis 1998 mit seiner Kollegin Emily Cline („In the Company of Men“) verlobt und anschließend bis 2009 mit der Schauspielerin Molly Sims liiert.