Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Filmemacher der Gegenwart, seine Filme erzählen von „kleinen“ Leuten und der Schönheit, die im noch so tristen Alltag liegen kann. Regisseur Andreas Dresen macht die scheinbar Vergessenen zum Mittelpunkt seiner Filme, egal ob Krankenpflegerin mit Berliner Schnauze oder liebestolle Rentner im x-ten Frühling.
Vom Ton zum Film
Andreas Dresen, Sohn des Theaterregisseurs Adolf Dresen und der Schauspielerin Barbara Bachmann, wurde am 16. August 1963 in Gera geboren. Schon während seiner Schulzeit drehte Dresen Amateurfilme, nach dem Wehrdienst arbeitete er am Schweriner Theater als Tontechniker, schloss ein Volontariat im DEFA-Studio für Spielfime ab und absolvierte eine Regieassistenz bei Filmregisseur und Drehbuchautor Günther Reisch. 1986 begann Dresen schließlich ein Regiestudium an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolff“ in Potsdam-Babelsberg. Nach zahlreichen Kurz- und Dokumentarfilmen drehte er 1990 noch als Filmstudent den 45-Minüter „So schnell geht es nach Istanbul“, der gleich im Programm der Berlinale lief, bevor er 1992 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm „Stilles Land“ verwirklichte, der von der Kritik positiv angenommen wurde und für den er den Hessischen Filmpreis bekam.
Mit Alltagsgeschichten zu großen Ehren
Nach einigen weiteren Produktionen, vor allem für das Fernsehen, gelang Andreas Dresen 1999 mit „Nachtgestalten“ der Durchbruch: Drei so skurrile wie ungleiche Paare, vom Obdachlosen zur heroinabhängigen Prostituierten bis zum Geschäftsmann, streunen am Abend vor einem Papstbesuch durch die Berliner Nacht. Der Film wurde mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet, Michael Gwisdek erhielt für seine Rolle den Silbernen Bären. Nur ein Jahr später folgte für Dresen die Auszeichnung mit dem Grimme-Preis für das TV-Sozialdrama „Die Polizistin“ über die frisch ausgebildete Polizistin Anne Küster, die im Rostocker Plattenbaubezirk Lütten Klein mit einem illusions- und trostlosen Alltag konfrontiert wird. 2002 wiederholte Dresen dann den Erfolg auf der Berlinale und gewann den Silbernen Bären sowie den Bayerischen Filmpreis für die Tragikomödie „Halbe Treppe“, der den scheinbar geregelten, einfachen Alltag zweier Ehepaare in Frankfurt/Oder begleitet, bis alles durch eine sich anbahnende Affäre durcheinandergerät.
Publikumserfolg und Cannes-Auszeichnung
Nach seinem hochgelobten Dokumentarfilm „Herr Wichmann von der CDU“ folgte das Krimidrama „Willenbrock“ mit Axel Prahl in der Hauptrolle, bevor Andreas Dresen 2005 seinen bis dahin größten Publikumserfolg feierte. Die Tragikomödie „Sommer vorm Balkon“ über die alltäglichen Liebes- und Lebensprobleme der Berliner Mittdreißiger-Freundinnen Nike und Kathrin, gespielt von Inka Friedrich und Nadja Uhl, erreichte in Deutschland knapp eine Million Kinobesucher. 2008 brachte Dresen mit „Wolke Neun“ einen kontrovers diskutierten Film über Sex und Liebe im Alter auf die Leinwand, der seine Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes feierte und von der Kritik begeistert aufgenommen wurde. Nach der Tragikomödie „Whisky mit Wodka“ mit Henry Hübchen und Corinna Harfouch in den Hauptrollen kehrte er 2011 mit dem Krebsdrama „Halt auf freier Strecke“ nach Cannes zurück, wo der Film den Preis in der Kategorie "Un certain regard" gewann.