Peter Jacksons Name wird auf ewig mit der "Der Herr der Ringe"-Trilogie verbunden bleiben, schließlich galt J.R.R. Tolkiens monumentales Romanepos als kaum verfilmbar. Das Herzensprojekt Jacksons, das mit seiner Verfilmung von Tolkiens "Der kleine Hobbit" weitergeführt wird, ist jedoch nur eine Facette im Schaffen des Neuseeländers, der souverän zwischen Splatterfilm und tragischer Romantik wechseln kann.
Die Super-8-Kamera als Lehrmeister
Der am 31.10.1961 in Pukerua Bay, nahe Wellington in Neuseeland geborene Peter Jackson entwickelte durch TV-Ausstrahlungen der Filme Ray Harryhausens sowie der Fernsehserie "Thunderbirds" seine Leidenschaft für den Film. Nachdem in seinem Elternhaus eine Super-8-Kamera aufgetaucht war, kannte Jacksons Experimentierfreude keine Grenzen mehr. Er drehte Kurzfilme, darunter eine eigene Version des Klassikers "King Kong und die weiße Frau" aus dem Jahr 1933 und den beachtlichen "The Valley". In dem 20-minütigen Film geraten Goldsucher in eine Anomalie, die sie durch die Zeit reisen lässt. Als sie wieder aufwachen, sehen sie sich Angriffen mythologischer Monster ausgesetzt. Dieser und zahlreiche weitere Kurzfilme schulten Jacksons filmisches Können, der jedoch nach seinem Schulabbruch als 17-Jähriger zunächst für eine Zeitung arbeiten musste. Von seinem Verdienst legte er sich eine 16mm-Kamera zu, mit der er seinen ersten Langfilm realisieren konnte, der ursprünglich auch als Kurzfilm geplant war.
Beharrlichkeit setzt sich durch
Aus dem 1983 begonnenen "The Roast of the Day" wurde nach vierjähriger Drehzeit, die hauptsächlich an Wochenenden stattfand, Jacksons Splatter-Komödie "Bad Taste". In dem Film spielen wegen des niedrigen Budgets ausschließlich Freunde und Bekannte mit. In der Geschichte geht es um Außerirdische, die eine neuseeländische Kleinstadt heimsuchen, um die dort lebenden Menschen als Grundlage für ihre Fastfoodkette zu nutzen. Dabei werden sie jedoch von einer todesmutigen Amateurspezialeinheit gestoppt. Mit überzeichneten Splattereffekten jenseits jeglicher Realität erzeugte Jackson den schwarzen Humor, der "Bad Taste" auszeichnet. Slapstick und viel Blut verbinden sich zu einer absurden Parodie entsprechend drastischer Filme aus den 1970er und 1980er Jahren. Gegen Ende der Produktionszeit half die New Zealand Film Comission finanziell nach, damit „Bad Taste“ fertiggestellt werden konnte. Zahlreiche Festivaleinsätze, darunter auch in Cannes, brachten der Komödie die Aufmerksamkeit, die es Jackson ermöglichte, weitere Filme zu drehen.
Splatter ist Trumpf
Nach "Meet the Feebles", der 1989 entstandenen satirischen Erwachsenenversion der "Muppet Show", in der die Puppen mit sexuellen Abenteuern, Prügeleien und auch Morden zu Werke gehen, legte Jackson mit "Braindead" das Opus Magnum seiner kurzen Splatter-Phase vor. Der Biss eines dämonischen Affen sorgt dafür, dass die Menschen in einer neuseeländischen Kleinstadt zu Zombies werden. Der unbedarfte Lionel muss sich zusammen mit seiner neuen Freundin Paquita gegen die Plage und seine zunehmend monströse Mutter wehren. Die Verbindung aus überzeichneter Gewaltdarstellung und Slapstickhumor brachte Jackson in "Braindead" zur Vollendung. Mit hysterischem Humor und literweise Kunstblut sicherte er sich sowohl die Aufmerksamkeit der Fans, die seinen Film feierten, als auch die der deutschen Justiz. Nach Indizierungen wurde das Werk 1999 aufgrund §131 StGB wegen Gewaltverherrlichung sogar bundesweit beschlagnahmt.
Neue Horizonte
Die comicartige Überzeichnung hatte Peter Jackson in "Braindead" zu einem vorläufigen Endpunkt gebracht, so dass er sich folgerichtig einem völlig anderen Stoff zuwandte. Im Drama "Heavenly Creatures" steht die tragische Beziehung zwischen zwei Freundinnen im Mittelpunkt, die durch das private Umfeld kritisch beäugt wird. Als die beiden durch die jeweiligen Eltern getrennt werden sollen, weil die Erziehungsberechtigten eine homosexuelle Beziehung befürchten, reicht die Flucht in die Phantasiewelten einer Ritterrealität nicht mehr aus und es kommt zum tragischen Ende. Jackson bewies in seinem Drama sein sensibles Gespür für die Nöte der Jugend, während Kate Winslet und Melanie Lynskey in den Hauptrollen überzeugten. Jackson erhielt für seine Regiearbeit den Silbernen Löwen beim Filmfestival in Venedig, das Drehbuch, das Jackson gemeinsam mit seiner Ehefrau und regelmäßigen Mitarbeiterin Fran Walsh verfasste, wurde für den Oscar nominiert.
Jugendtraum in Hollywood
Mitte der 1990er Jahre setzte Peter Jackson erneut auf die Genrekarte, indem er mit Michael J. Fox in der Hauptrolle eines scheinbaren Geisterjägers die sympathische Horrorkomödie "The Frighteners" drehte. Der Film erwies sich jedoch als finanzieller Flop und wurde auch von der Kritik zumeist mäßig aufgenommen. Das konnte Jacksons Aufstieg aber nicht bremsen, da er sich nun an die Erfüllung eines Jugendtraums machen konnte, der Verfilmung des Fantasyklassikers "Der Herr der Ringe". Jacksons Begeisterung für das Werk geht auf Ralph Bakshis Animationsfilm "Der Herr der Ringe" aus dem Jahr 1978 zurück, den Jackson als Jugendlicher sah. Die drei Teile "Der Herr der Ringe - Die Gefährten", "Der Herr der Ringe - Die zwei Türme" und "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" wurden mit hohem Budget am Stück gedreht. Jackson erzählt vom archaischen Kampf zwischen den Kräften des Guten, zu denen unter anderem der Hobbit Frodo gehört, gegen die Kräfte des Bösen, die von dem mächtigen Herrscher Sauron angeführt werden. Mit Elijah Wood, Sean Bean, Cate Blanchett, Orlando Bloom, Christopher Lee und weiteren (inzwischen) bekannten Schauspielern besetzt gelang es Jackson, eine monumentale Spielfilmtrilogie zu drehen, die auch von den Fans der Literaturvorlage weitestgehend positiv aufgenommen wurde. Die drei Teile wurden zusammen 30 Mal für den Oscar nominiert und konnten 17 der begehrten Preise erringen. 11 Oscars gingen allein an den dritten Teil, darunter auch die Preise für den Besten Film, die Beste Regie und das Beste Drehbuch. Damit erwies die amerikanische Film-Academy Peter Jackson die Ehre, der bei den vorherigen Verleihungen leer ausgegangen war. Daneben wurde der Abschluss der Trilogie auch mit vier Golden Globes ausgezeichnet.
Der große Affe: Ein weiterer Jugendtraum
Mit der "Herr der Ringe"-Trilogie hatte sich Peter Jackson einen Traum erfüllt, der ihn in den Stand versetzte, ein weiteres Herzensprojekt zu realisieren. "King Kong", die Neuauflage des Klassikers "King Kong und die weiße Frau" wurde wieder mit großem Budget umgesetzt. Jackson schildert mit epischem Atem die Expedition zu einer geheimnisvollen Insel, auf der unter großen Opfern schließlich der riesige Affe King Kong gefangen wird, ehe er als Ausstellungsstück nach New York gebracht wird. Detailverliebt und unter Zuhilfenahme des ganzen Bombasts, zu dem das Kino fähig ist, inszenierte Jackson ein Abenteuermelodram im Stile klassischer Hollywoodepen. In den zentralen Rollen konnten Naomi Watts, Jack Black und Adrien Brody überzeugen. Nach dem Fantasy-Thriller "In meinem Himmel", der von der Kritik wenig euphorisch aufgenommen wurde, wendete sich Jackson erneut J.R.R. Tolkien zu und dreht zeitgleich die beiden Hobbit-Filme "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" und "Der Hobbit: Hin und zurück". Neben seiner Regietätigkeit arbeitet Jackson aber auch als Produzent. So hat er nicht nur manche seiner eigenen Filme mitproduziert, sondern auch Neill Blomkamp bei seiner Science-Fiction-Parabel "District 9" unterstützt. 2011 war Jackson dann einer der Produzenten von Steven Spielbergs "Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der 'Einhorn'", für dessen eventuelle Fortsetzung Jackson auch als Regisseur vorgesehen ist.
Jackson trat in der Vergangenheit immer wieder in kleinen Cameorollen in seinen eigenen Filmen auf. Er ist seit 1987 mit Fran Walsh verheiratet, gemeinsam haben die beiden zwei Kinder, die auch schon in Jacksons Filmen zu sehen waren. Im Jahr 2010 wurde Peter Jackson zum neuseeländischen Ritter geschlagen.