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    Versucht Netflix Oscars für "The Irishman" und Co. zu kaufen? Angeblich Rekord-Kampagne für die Oscars 2020

    Es gehört fest zu den Oscars dazu. Um die eigenen Filme zu bewerben, geben die Studios Millionen aus. Netflix besonders viel? Angeblich sind es über 100 Millionen Dollar für die Oscars 2020. Der Streamer dementiert allerdings...

    Netflix

    Es ist ein notwendiger Teil der ganzen Award-Kampagne, der schon weit vor den Nominierungen beginnt. Mit großen Anzeigen in Zeitungen, im Internet oder auf Werbebanden werden die Wähler der verschiedensten Filmpreise vor allem in Los Angeles daran erinnert, doch bitte diesen Film oder jenen Star auf dem Schirm zu haben.

    Usus sind auch zahlreiche zusätzliche Kinovorführungen im Vorfeld der Nominierungen und der Verleihungen, bei denen dann am Ende ein Brad Pitt oder ein Joaquin Phoenix, ein Sam Mendes oder ein Martin Scorsese sich noch den Fragen stellt und einen gemütlichen Plausch abhält. Oder man schmeißt gleich eine riesige Party wie angeblich „Rocketman“-Star Taron Egerton für all die Golden-Globe-Wähler. Und Geschenke sind auch sehr beliebt (passend zu „Die zwei Päpste“ verschickte Netflix rote Hausschuhe).

    Normal: 5 - 20 Millionen Dollar pro großem Film

    Zwischen fünf und zwanzig Millionen Dollar lassen sich das die Studios für ihre besonders prominent in den Hauptkategorien antretenden Filme kosten. Bei Warner waren in der Vergangenheit Budgets von 20 Millionen Dollar für die Oscar-Kampagnen bei Filmen wie „Gravity“, „Argo“ oder „A Star Is Born“ angeblich schon von Anfang an, schon vor Beginn der Produktion, im Budget eingeplant.

    Doch Netflix (sorgte schon im vergangenen Jahr mit Ausgaben von angeblich rund 25 Millionen Dollar für „Roma“ für Aufsehen) soll für die Kampagne zur kommenden Verleihung 2020 deutlich mehr als die übrigen Studios locker gemacht haben. Insgesamt habe Netflix weit 100 Millionen Dollar in die Award-Saison 2019/2020 gesteckt. Diese Summe berichtet jedenfalls das Wall Street Journal.

    Der Streamingdienst dementierte das zumindest ein Stück weit und verwies darauf, dass man nichts anders mache als alle anderen. Das Wall Street Journal hält an seinen Summen fest und wird von anderen Publikationen gestützt.

    Spitze mit 24 Nominierungen

    Das Geld soll laut dem Wall Street Journal vor allem auf die Kampagnen für „The Irishman“ und „Marriage Story“ fokussiert gewesen sein (für die anderen Filme dürften nur kleine Beiträge ausgegeben worden sein) – durchaus auch mit Erfolg. Netflix konnte insgesamt 24 Nominierungen einfahren – so viele wie keine andere Firma. Neben zehn Nominierungen für „The Irishman“ und sechs für „Marriage Story“ gab es zum Beispiel noch drei für „Die zwei Päpste“ sowie Nominierungen für die Animationsfilme „Klaus“ und „Ich habe meinen Körper verloren“ sowie für drei Dokumentar- bzw. Kurzdokumentarfilme.

    Nach acht Nominierungen 2018 und 15 Nominierungen 2019 ist Netflix mit nun 24 Nominierungen 2020 weiter auf dem Vormarsch und mittlerweile das wichtigste Studio, wenn es um die Oscars geht.

    Auf den ersten Blick hat Netflix die angeblichen 100+ Millionen Dollar gut investiert – allerdings zählen am Ende die Goldjungen doch mehr als die Nominierungen. Und hier sieht es 2020 schlecht aus.

    Aber wohl nicht viele Gewinne

    Denn bei Netflix will man angeblich unbedingt den Oscar für den besten Film – auf den wird man aber wohl weiter warten müssen. „Marriage Story“ und „The Irishman“ werden fast gar keine Chancen mehr in der Königskategorie zugetraut, sodass Netflix hier wohl bei der Verleihung 2021 einen neuen Anlauf nehmen muss.

    Martin Scorseses Mafia-Biopic, hinter das Netflix angeblich den Großteil der 100-Millionen-Dollar-Kampagne gesteckt hat, könnte sogar trotz der zehn Nominierungen ohne einen einzigen Goldjungen nach Hause gehen. Es gibt zwar einzelne Kategorien, in welchen dem Film einigermaßen realistische Chancen zugestanden werden können, in keiner der neun Kategorien (bei den Nebendarstellern ist der Film durch Al Pacino und Joe Pesci doppelt vertreten) ist „The Irishman“ aber Favorit.

    Diese Oscars könnte Netflix gewinnen

    Am Ende könnte Netflix mit vielleicht sogar nur einem Goldjungen nach Hause gehen (realistischer sind allerdings zwei bis drei). Als klare Oscar-Favoritin gilt nämlich aus all den Netflix-Produktionen nur Laura Dern für ihre Nebenrolle in „Marriage Story“.

    Bei den Animationsfilmen werden Netflix ebenfalls gute Chancen eingeräumt. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich die Stimmen der Wähler, die stilistisch und inhaltlich außergewöhnliche Kost honorieren, zwischen den Netflix-Produktionen „Klaus“ und „Ich habe meinen Körper verloren“ so verteilen, dass sich dann am Ende trotz der sichtbaren Disney-Müdigkeit vieler Wähler doch „Toy Story 4“ durchsetzt.

    Netflix

    Noch größere Chancen hat Netflix bei den langen Dokumentarfilmen, wo auch gleich zwei Produktionen im Rennen sind. Während „Am Rande der Demokratie“ nur Außenseiterchancen hat, liegt „American Factory“ auf vielen Tipp-Zetteln vorne. Gerade der Support des am Film beteiligten Ehepaares Barack und Michelle Obama könnte hier sogar eine deutlich größere Rolle spielen als all die Netflix-Millionen. Allerdings ist besonders diese Kategorie mit den viel beachteten, vor allem von Kritikern gefeierten Beiträgen „Land des Honigs“ und „Für Sama“ richtig stark besetzt, das Rennen sehr offen. Unserer Einschätzung nach könnte Netflix aber gerade durch den Obama-Faktor die Nase leicht vorne haben.

    Wie die Chancen der unglaublich emotionalen Kurz-Doku „Vom Leben überholt“ stehen, ist dagegen schwer einzuschätzen, da es wenige vorherige Preise als Anhaltspunkt für diese Kategorie gibt. Der Autor dieser Zeilen findet aber zumindest das Fährunglücks-Dokudrama „In The Absence“ noch einmal stärker, während daneben auch noch „Learning To Skateboard In A Warzone (If You’re A Girl)“ sehr hoch eingeschätzt wird.

    Die Oscars werden übrigens in der Nacht von Sonntag, den 9. Februar, auf Montag, den 10. Februar, verliehen. Auf unserem Twitter-Kanal begleiten wir die Oscarverleihung live – mit Tipps, Einschätzungen und Infos rund um den bedeutendsten Filmpreis der Welt.

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