+++ Meinung +++
James Cameron und sein Regisseur Tim Miller machen in „Terminator: Dark Fate“ vieles richtig. Die heilige „Terminator“-Dreifaltigkeit Schwarzenegger-Cameron-Hamilton wieder zu vereinen und die Geschichte von „Tag der Abrechnung“ über zwei Jahrzehnte später fortzusetzen, ist eine richtig gute Idee, die nicht nur auf dem Papier funktioniert, sondern auch im fertigen Film. Ich habe den insgesamt sechsten „Terminator“ als eine Verneigung vor den ersten beiden Teilen erlebt, ohne dass diese direkt kopiert werden.
Die „Terminator“-DNS ist jederzeit zu erkennen, die Struktur des Films ähnelt dem Original von 1984 und doch gibt es genügend Unterschiede und Abweichungen, die für Abwechslung sorgen.
Sehr auffällig war für mich vor allem der beinahe komplette Verzicht auf Oneliner. Wenn es etwa Arnies T-800 endlich gelungen ist, den neuen Terminator Rev-9 (Gabriel Luna) endlich aus dem Flugzeug zu werfen, schreit das förmlich nach einem „hasta la vista, baby“. Dass sich Miller und Cameron hier einen betont kultigen Spruch verkniffen haben, hat mir gut gefallen.
Terminatoren sind Infiltratoren
Gleiches gilt auch für den bereits erwähnten Rev-9. Gabriel Luna macht als Killermaschine eine echt gute Figur und ich würde sogar behaupten, dass er der bislang beste Terminator ist – zumindest, wenn man nur darauf schaut, welche Funktion diese Killerroboter eigentlich erfüllen sollen.
Terminatoren sind nämlich eigentlich Infiltratoren, die sich anpassen sollen, um ihr Ziel ohne groß aufzufallen zu terminieren. Dass das einem kantigen Muskelprotz (Arnold Schwarzenegger in Teil eins), einem offensichtlichen Bösewicht (Robert Patrick in Teil zwei) oder einer attraktiven Blondine (Kristanna Loken in „Terminator 3“) nicht so gut gelingt, ist wenig überraschend.
Doch Lunas Rev-9 passt nicht nur optisch perfekt in das neue Setting im mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiet, sondern findet sich auch schnell unter Menschen zurecht, mischt sich unter sie, reißt Witze und löst so Konflikte auch ohne Gewalt und Aufsehen – etwa als er durch den Metalldetektor geht. Bei Arnies T-800 aus dem ersten Teil wäre so etwas undenkbar gewesen.
Dani Ramos = Der weibliche John Connor
Auch die neue Hauptfigur Dani Ramos (Natalia Reyes) ist nicht etwa das Gegenstück zu Sarah Connor, also die Mutter des zukünftigen Erlösers, sondern zu John Connor, sie wird also selbst zur Anführerin. Und zu ihrem Schutz aus der Zukunft zurückgeschickt wird nicht ein menschlicher Soldat (Kyle Reese im ersten Teil) oder ein umprogrammierter Terminator (Arnie im zweiten Teil), sondern eine mit Upgrades verbesserte Kriegerin, die sich irgendwo zwischen Mensch und Maschine einordnet.
Auch dass hier erstmals in der Reihe drei Frauen im Mittelpunkt stehen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Zumal mit „Terminator“-Ikone Linda Hamilton, Mackenzie Davis und Newcomerin Natalia Reyes einfach auch drei starke Darstellerinnen gefunden wurden.
Gut, aber nicht gut genug
Und trotzdem: Wenn man wie oben beschrieben viele gute Ideen und Ansätze hat und daraus sogar einen wirklich guten Film mit einem emotionalen Ende macht. Wenn man Arnold Schwarzenegger wieder mehr und besser einsetzt, James Cameron und Linda Hamilton zurückholt und direkt an den letzten wirklich guten „Terminator“-Film (nämlich „Tag der Abrechnung“) anknüpft. Und wenn das alles dann auch nichts bringt, ist das schon ein ziemlich deutliches Signal.
Dass „Terminator“ als teures Blockbuster-Franchise nicht mehr funktioniert, dürfte nach nun zwei mäßigen Box-Office-Ergebnissen mit miesen Kritiken („Salvation“ und „Genisys“) und einem sich abzeichnenden Flop mit immerhin besseren Kritiken (für „Dark Fate“ vergaben wir 3 von 5 Sternen) endgültig feststehen.
Ist "Terminator" noch zu retten?
Schade ist das in meinen Augen aber trotzdem. Ich hätte gerne eine direkte Fortsetzung von „Dark Fate“ gesehen, denn wie gesagt: Ich mochte „Terminator 6“ wirklich gerne. Aber wie kann es weitergehen, wenn die Blockbuster-Route nicht funktioniert?
In einem Meinungstext hat mein Kollege Daniel Fabian erst kürzlich eine wie ich finde sehr vernünftige Lösung dargelegt, wie es mit der „Terminator“-Reihe doch noch weitergehen könnte: Klein, günstig und kompromisslos wie damals beim ersten „Terminator“, anstatt immer nur „höher, schneller, weiter“. Vielleicht ist das ja wirklich die Rettung für das Franchise.
Nach "Dark Fate": Nur so kann die "Terminator"-Reihe jetzt noch gerettet werden