Todd Phillips‘ „Joker“ liefert eine komplett eigene Interpretation des titelgebenden Batman-Schurken, bei der beleuchtet wird, wie sich der zurückgezogene, psychisch gestörte Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) zu einem Symbol des Chaos entwickelt.
Die manische Lache, die charakteristisch ist für den Joker, ist in Phillips‘ Geschichte ein zwanghafter neurologischer Tick, der zufällig ausbricht und Fleck zuweilen in unangenehme Situationen bringt. Im Laufe des Films und insbesondere gegen Ende, wenn sich Arthur vollständig in den schurkischen Joker verwandelt, hören wir einige Variationen dieses Lachens, die vollkommen unterschiedliche Emotionen transportieren.
Joaquin Phoenix und Todd Phillips sprachen in Interviews, etwa mit dem Hollywood Reporter, davon, dass sich Phoenix im Grunde drei verschiedene Arten zu Lachen aneignete.
1. Das konditionell bedingte Lachen
Dieses Lachen platzt aus Arthur heraus, egal wie sehr er versucht, es zurückzuhalten. Es erinnert an die Ausrufe von Menschen mit dem Tourette-Syndrom oder anderen verbalen Ticks. Tatsächlich sind auch in der realen Welt Menschen von spontanem, unkontrollierbarem Lachen betroffen. Unlängst teilte ein Nutzer auf der Plattform Reddit ein Video von 2015, das eine Person zeigt, die unter zwanghaften Lachanfällen leidet. Unter diesen Zeilen könnt ihr euch das Video via Youtube ansehen.
Aufgrund der Ähnlichkeit des Lachens im Video und der Art und Weise, wie Arthur im Film lacht, wäre es nicht verwunderlich, wenn sich Phoenix und Phillips bei der Entwicklung der Figur an diesem Clip oder einem ähnlichen orientiert hätten. Bei einem Q&A zum Film (via Heroic Hollywood) verriet Phoenix nämlich, Phillips habe ihm zur Vorbereitung einige Videos gezeigt.
Es handelt sich bei der neurologischen Störung des Jokers also offenbar um eine Form von Affektinkontinenz. Bei diesem Leiden reicht als Auslöser ein harmloser Gedanke, um eine extreme emotionale Reaktion zu triggern. Für diese kaum kontrollierbaren Gefühlsausbrüche schämen sich die Betroffenen häufig.
2. Das „One Of The Guys“-Lachen
Phillips bezeichnet die zweite Modulation des Lachens als „One Of The Guys Laugh“. Hierbei handelt es sich wohl um ein Lachen, für das Arthur nicht von seiner Umwelt ausgegrenzt wird. In den Szenen, in denen er sich mit seinen Kollegen unterhält, scheint es zumindest so, als habe er eine stärkere Kontrolle über die Intensität seines Lachens.
3. Das authentische Lachen
Wenn Arthur tatsächliche Freude verspürt, was in „Joker“ nicht wirklich häufig vorkommt, hört sich sein Lachen ebenfalls anders an, als wenn er durch sein Leiden dazu gezwungen wird. Vor allem am Ende des Films geht Fleck in seiner Rolle als Unruhestifter auf und scheint diese ehrlich zu genießen, was sich auch in seinem Lachen widerspiegelt.
Einen Eindruck der Joker-Lache im Film bekommt ihr im Trailer zum Film:
So trainierte Joaquin Phoenix sein Joker-Lachen
Für Joaquin Phoenix war es enorm wichtig, dass das Lachen des Jokers glaubwürdig und trotzdem wild und einzigartig klingt. Dazu übte er für mehrere Monate, wie er dem Hollywood Reporter verrät:
„[Das Lachen musste] fast schmerzhaft sein. Es ist ein Teil des Jokers, der raus will. Ich denke, wir haben alle eine Vorstellung davon, wie eine Joker-Lache zu klingen hat und das schien mir eine frische Herangehensweise zu sein.
Ich dachte nicht, dass ich das hinbekomme. Ich habe allein geübt, aber Todd Phillips gefragt, ob er vorbeikommt, um es sich anzuhören. Ich hatte das Gefühl, dass ich in der Lage sein muss, es spontan und vor jemand anders produzieren zu können. Es war richtig unangenehm. Es hat wirklich lange gedauert.“
„Joker“ läuft seit dem 10. Oktober in den deutschen Kinos.
"Joker"-Ende: Regisseur Todd Phillips erklärt Arthurs plötzlichen Sinneswandel