Der folgende Text enthält Spoiler zum Ende von „Joker“.
Sein ganzes Leben lang träumt Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) davon, eines Tages als Stand-Up-Comedian in der Late-Night-Show von Murray Franklin (Robert De Niro) aufzutreten. Als der Moderator ein Video in seiner Sendung zeigt, in dem sich Arthur in einem Comedy-Club blamiert, schwenkt seine Verehrung für den Showman jedoch schnell in Hass um. Als Murray ihn dann tatsächlich einlädt, auf seiner Couch Platz zu nehmen, hält Arthur diese Geste für eine Falle.
Statt sich dem potenziellen Spott Murrays und seines Publikums auszusetzen, beschließt der an diesem Punkt bereits als Mörder gesuchte Arthur, sich in vollem Joker-Make-Up live in der Show umzubringen. Beim Gespräch mit Murray redet er sich dann in Rage und hält einen Monolog darüber, wie ungerecht er sich von der Gesellschaft und Leuten wie Murray behandelt fühlt.
Er zieht seinen Revolver, doch dann richtet er – anders als ursprünglich geplant – seine Waffe doch nicht gegen sich selbst, sondern auf Murray. Regisseur Todd Philipps hat sich nun zu dieser Entscheidung geäußert und verraten, wieso Arthur seine Meinung ändert und den Talk-Show-Host umbringt.
Darum tätet der Joker nicht sich selbst
Wie der Regisseur im Interview mit Collider verrät, entscheidet sich Arthur von einem Augenblick auf den anderen, seinen Plan zu ändern, weil er plötzlich eine Möglichkeit sieht, etwas in seinen Augen Bedeutendes zu tun.
„[Der Mord] sendet gewissermaßen eine Botschaft, so abgefuckt das auch ist. Wenn man den Film sieht, denkt man, dass er sich im Fernsehen umbringen wird, dass es darauf hinauslaufen wird. Arthur entscheidet sich im letzten Moment um.
[…] Wir reden nicht wirklich viel über die Symptome, die Arthur zeigt, wir wollen nicht daherreden wie Psychiater. Ich wollte selbst [Joaquin Phoenix] nicht erzählen, was wir denken, was Arthur hat. Die Sache, bei der wir uns alle einig waren, ist, dass Arthur extrem narzisstisch ist. […] Er will sich selbst umbringen, aber er will es vor… er will diese Idee so verwirklichen, dass es etwas bedeutet.“
Joaquin Phoenix pflichtet Phillips bei, auch er sehe die verzweifelte Suche nach Aufmerksamkeit als die treibende Motivation des Jokers:
„Es ist ein bestimmter Persönlichkeits-Typ. Er ist jemand, der Beachtung sucht und all diese Persönlichkeits-Typen sind suizidgefährdet, aber sie wollen, dass ihr Tod etwas bedeutet. Er hat in seinem Büchlein diesen Absatz, in dem steht: ‚Ich hoffe mein Tod ergibt mehr Sinn als mein Leben.‘ Wir haben ziemlich früh von einer Sequenz gesprochen, in der jemand Selbstmord begehen will, aber das größtmögliche Publikum dafür will, weil er glaubt, dass das sein Verlangen nach Aufmerksamkeit befriedigen wird.“
Arthur handelt also wohl aus der Überzeugung heraus, dass sein Selbstmord wohl doch nicht so hohe Wellen schlagen würde wie angenommen. Der Mord an einem der größten TV-Entertainer überhaupt schien ihm als Statement am Ende stärker als das Ableben von sich selbst. Damit endet seine persönliche Geschichte nicht auf einer tragischen Note, sondern wie er früher im Film auch ankündigt, auf einer – zumindest in seinen Augen – komödiantischen.
„Joker“ läuft seit dem 10. Oktober 2019 in den deutschen Kinos
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