Der folgende Text enthält Spoiler zum Ende von „Joker“!
In „Joker“ stellt Regisseur Todd Phillips („Hangover“) die Frage nach der Entstehung seiner Titelfigur: Wie wird aus dem vom Schicksal gebeutelten Fußabtreter Arthur Fleck (Joaquin Phoenix), der unter seinen zahlreichen psychischen Krankheiten leidet, der kriminelle Wahnsinnige Joker, der regelrecht in ihnen aufgeht?
Phillips schickt Arthur, der seit seiner Geburt mit seiner Mutter Penny (Frances Conroy) alleine lebt, auf die Suche nach seinen Wurzeln bzw. seinem bis dahin unbekannten Erzeuger. Als Arthur bei Penny einen Brief an Thomas Wayne (Brett Cullen) findet, in dem sie diesen als seinen Vater bezeichnet, versucht Arthur den Milliardär damit zu konfrontieren.
Ist Thomas Wayne der Vater von Arthur Fleck?
Er taucht an den Pforten von Wayne Manor auf und trifft dort seinen vermeintlichen Halbbruder Bruce (Dante Pereira-Olson), wird jedoch von Butler Alfred (Douglas Hodge) schon am Tor abgewiesen. Vorher erzählt ihm der jedoch noch, dass seine Mutter tatsächlich viele Jahre innerhalb des Anwesens verkehrte. Sie arbeitete für Thomas Wayne als Dienstmädchen.
Überzeugt davon, dass Wayne ihn in dieser Zeit gezeugt und Penny anschließend verstoßen hat, stellt Arthur Wayne in der Toilette eines Theaters zur Rede. Dieser spottet allerdings nur über die Anschuldigung und erklärt ihm, dass seine Mutter Wahnvorstellungen habe und er ohnehin adoptiert sei. Pennys Beharren, er sei der Vater ihres Kindes, habe sogar dazu geführt, dass sie in die Psychiatrie eingewiesen wurde.
Das scheint auch ein Besuch im Arkham-Krankenhaus, wo Penny offensichtlich Patientin war, zu bestätigen. Es wirkt also so, als ob sich Penny die Geschichte um Arthurs Vater nur ausgedacht hätte. Gegen Ende des Films gibt es dann jedoch noch einmal einen Twist…
Sind der Joker und Batman doch Brüder?
In Pennys Besitz befindet sich nämlich ein Foto, das mit den Initialen T.W. (= Thomas Wayne) und einer Widmung beschrieben wurde. Möglicherweise war Wayne also tatsächlich der Vater von Arthur, wollte jedoch verhindern, dass die Affäre mit Penny publik wird und ergriff dazu drastische Maßnahmen. Für diese Lesart der Ereignisse finden sich tatsächlich einige Argumente.
So erzählt Penny ihrem Sohn, Wayne habe sie nach der Geburt eine Reihe Dokumente unterzeichnen lassen. Paul Tassi von Forbes spekuliert, es handle sich dabei um einen Geheimhaltungsvertrag, es könnte sich jedoch auch einfach um gefälschte Adoptionspapiere handeln, die Arthur ein für alle Mal als Erben von Wayne ausschließen würden.
Wie Tassi auch richtig anmerkt, scheint es merkwürdig, dass Alfred sich so gut an die Ereignisse zu erinnern scheint, sollte es sich bei Penny Fleck tatsächlich nur um ein Dienstmädchen mit psychischen Problemen handeln. Immerhin liegt der Vorfall bereits über 30 Jahre zurück. Thomas Wayne wäre es auch absolut zuzutrauen, solch ein Manöver durchzuziehen, bedenkt man seine Verachtung für die Armen und seine Ruchlosigkeit im Umgang mit Arthur.
Auch Brett Cullen, der Wayne im Film verkörpert, ist ein Anhänger dieser Theorie. Ihm zufolge kam es zwischen seiner Figur und Penny Fleck definitiv zu einer körperlichen Romanze. Die Einweisung in die psychiatrische Klinik sei dann ein Mittel von Wayne gewesen, Penny und ihren Sohn zu beseitigen und die Affäre vor der Öffentlichkeit abzuschirmen. Das verrät der Schauspieler dem Hollywood Reporter.
Dem zufolge wäre der spätere Batman Bruce Wayne tatsächlich Arthur Flecks Halbbruder. Dass der Joker Bruce am Ende des Films indirekt seine Kindheit stiehlt und zu einem Leben ohne Vater (und Mutter) verdammt, bekommt dadurch, dass die Wayne-Familie ihm dasselbe angetan haben könnte, auch eine weitere Dimension, die gut zu der düsteren Geschichte passen würde.
„Joker“ läuft seit dem 10. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.
"Joker": Das doppeldeutige Ende erklärt