Streamingdienste wie Netflix oder Amazon bringen regelmäßig Horror-Nachschub auf ihren jeweiligen Plattformen und selbst bei Disney+ ist man mit dem Themenbereich Star voll ins Grusel-Spiel eingestiegen. Alleine daran zeigt sich: Horror ist einfach eines der beliebtesten Genres.
Außerdem ist es natürlich ein Genre, das so vielfältig ist wie kaum ein anderes: Die Bandbreite reicht vom übernatürlichem Geister-Grusel („Conjuring“) über mörderische Serienmörder und Slasher-Killer („Halloween“, „Nightmare On Elm Street“) sowie Außerirdische und Parasiten („Alien“) bis in die ganz tiefen Abgründe des zwischenmenschlichen Horrors („Psycho“). Und die ganzen klassischen Filmmonster, egal ob in „Dracula“, „Der weiße Hai“ oder „ES“, haben wir da noch nicht mal erwähnt.
Die Bandbreite der Titel in unserer Liste der besten Horrorfilme aller Zeiten umspannt aber nicht nur die vielen Spielarten des Horrors, sondern reicht auch bis an die Anfänge des Mediums Kino zurück, in eine Zeit, an der noch niemand an Streaming dachte. Vor 100 Jahren erschienen die ältesten Titel in unserer Liste, es sind jedoch auch einige brandaktuelle Titel aus den 2020er Jahren dabei. Viel Spaß beim Stöbern:
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 90:
Blair Witch Project (1999)
Regie: Daniel Myrick, Eduardo Sánchez
Mit: Heather Donahue, Michael C. Williams, Joshua Leonard
„Blair Witch Project“ war und ist ein Phänomen. Der minimalistische Hexen-Horror von Daniel Myrick und Eduardo Sánchez erreichte mit bescheidenen Mitteln maximale Wirkung und trat damit eine riesige Welle pseudodokumentarischer Found-Footage-Filme los. Mit Video- und Schmalfilmaufnahmen wurde der Eindruck vorgegaukelt, es mit authentischen Amateuraufnahmen zu tun zu haben – auf der Leinwand beglaubigt wurde diese vermeintliche Echtheit, die bereits im Vorfeld durch eine geschickte Online-Kampagne suggeriert wurde, durch die unruhigen Bilder der Handkamera.
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So verfolgen wir hautnah, wie Joshua Leonard und Heather Donahue durch den Wald hasten und dem Treiben einer Hexe auf die Spur kommen. Der zuweilen anstrengende Wackellook ist durch zahlreiche Nachahmer bald zum Klischee geworden, beim Original sorgten die verwackelten Bilder aber noch für extreme Reaktionen von Schwindelgefühlen bis zum Erbrechen. So gehört das höchst profitable „Blair Witch Project“ für alle, die es damals erlebt haben, zu den denkwürdigsten Kinoerfahrungen überhaupt.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 89:
Saw (2004)
Regie: James Wan
Mit: Cary Elwes, Leigh Whannell, Danny Glover
„Ich möchte ein Spiel spielen“: Der berühmte Tonband-Satz des Jigsaw-Killers (Tobin Bell) wurde zum inhaltlichen Leitmotiv einer der erfolgreichsten Horror-Reihen aller Zeiten: Auf stolze neun Teile blickt das populäre „Saw“-Franchise mittlerweile zurück – die Qualität ließ aber schon mit dem zweiten Teil nach: Keines der unter anderem von Darren Lynn Bousman, David Hackl und Kevin Greutert inszenierten Sequels erreichte die Klasse von James Wans bärenstarkem Erstling, weil die Folter-Philosophie spätestens ab dem dritten Teil nur noch dem immer gleichen Schema folgte.
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Der erste „Saw“ überzeugt nicht nur mit düsteren Schockmomenten, einer klaustrophobischen Atmosphäre und perfiden Folterspielen, sondern auch mit einer clever verschachtelten Geschichte, in der mehrere Handlungsebenen miteinander verwoben werden und schließlich in einer atemberaubenden Schlusspointe gipfeln. Wans Hardcore-Schocker spielte bei einem winzigen Budget von einer Million Dollar weltweit mehr als 100 Millionen Dollar an den Kinokassen ein und zählt zu den stärksten Vertretern des Torture-Horrors.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 88:
Das Omen (1976)
Regie: Richard Donner
Mit: Gregory Peck, Lee Remick, Harvey Stephens
1976 reichte bereits eine einzige Szene, um Richard Donners Evil-Child-Klassiker „Das Omen“ durch Mundpropaganda zu einem Publikumserfolg zu machen: die spektakuläre Enthauptung des Fotografen Keith Jennings (David Warner) durch eine von einem Lastwagen rutschende Fensterscheibe. Heutzutage würde man mit einer solchen Szene wohl kaum mehr jemanden hinter dem Ofen hervorlocken – was kreative Todesfälle angeht, finden sich in Erfolgsreihen wie „Final Destination“ schließlich noch viel ausgefallenere Ideen.
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Doch Donners Film hat weit mehr zu bieten: Neben „Rosemaries Baby“ (1968) und „Der Exorzist“ (1973) ist „Das Omen“ der dritte bedeutende Horrorfilm jener Jahre, in dem der Teufel in Menschengestalt die Fäden zieht und in dem das Grauen eine der unschuldigsten Formen annimmt, die man sich denken kann: die eines Kindes. Wenn der junge Damien (Harvey Stephens) in der Schlusseinstellung des Films beim Staatsbegräbnis seiner Eltern (Gregory Peck und Lee Remick) an der Hand der First Lady diabolisch in die Kamera lächelt, glaubt der Zuschauer tatsächlich, dem Teufel persönlich ins Antlitz zu blicken.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 87:
Paranormal Activity (2007)
Regie: Oren Peli
Mit: Katie Featherston, Micah Sloat, Mark Fredrichs
Heutzutage gehört das Phänomen „Paranormal Activity“ mit seinen zahlreichen Fortsetzungen und Ablegern gewissermaßen zum Standardprogramm des Horrorfans, aber als Oren Pelis Erstling 2007 erst Steven Spielberg, dann einige amerikanische College-Städte und danach so ziemlich die ganze Welt in Schrecken versetzte, sah das noch ganz anders aus. Der ursprünglich aus Israel stammende Regisseur sorgte mit seinem genial reduzierten Found-Footage-Konzept nicht nur für unglaublich effektiven Horror, sondern hat dabei auch einen der profitabelsten Filme aller Zeiten gedreht: Den Produktionskosten von nur 15.000 Dollar steht ein weltweites Einspielergebnis von fast 200 Millionen gegenüber!
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Die grünlich-verschwommenen Bilder aus der Überwachungskamera, die das junge Paar Micah (Micah Sloat) und Katie (Katie Featherston) in seinem neuen Haus auf der Spur paranormaler Phänomene nachts auf das eigene Bett gerichtet hat, sind zum Markenzeichen der Reihe und zum Inbegriff des sich im digitalen Zeitalter auf neue Art manifestierenden Unheimlichen geworden.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 86:
Candymans Fluch (1992)
Regie: Bernard Rose
Mit: Virginia Madsen, Xander Berkeley, Tony Todd
Sprich vor einem Spiegel fünfmal seinen Namen und Candyman wird dich holen. Als Doktorandin Helen (Virginia Madsen) dieser urbanen Legende mit einem Selbstversuch auf den Grund geht, kommt sie dem Ursprung des Mythos näher als ihr lieb ist. Die Rolle des übernatürlichen Killers mit Hakenhand und aus dem Mund quellendem Bienenschwarm machte Schauspieler Tony Todd zur Horrorikone.
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Nicht nur hat Bernard Roses „Candymans Fluch“, wie quasi jeder gute Horrorfilm, einen bissigen Kommentar zur Gegenwart auf Lager, die Story des Films verbindet die realweltlichen Geschehnisse in einem sozialen Brennpunkt von Chicago auch noch elegant mit der dunklen Vergangenheit des ganzen Landes.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 85:
The Hills Have Eyes (2006)
Regie: Alexandre Aja
Mit: Ted Levine, Kathleen Quinlan, Dan Byrd
Alexandre Aja etablierte sich mit „High Tension“ als neue Hoffnung des Horrorfilms. Seinen beinharten, kompromisslosen Stil und sein überragendes Gespür fürs Visuelle demonstrierte der rotzfreche Franzose aber noch eindrucksvoller in dem Horror-Thriller „The Hills Have Eyes“: Er schickt „Lost“-Star Emilie de Ravin ins tiefste Hinterland New Mexicos, um sich dort gegen atomar verseuchte Mutanten zur Wehr zu setzen, die versuchen, ihre Familie zu schänden und zu töten.
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Aja verbreitet den puren Terror und schont sein Publikum in keiner Szene, ohne indes Gewaltvoyeuren eine Fantasievorlage zu liefern. Sein „The Hills Have Eyes“ ist ein verstörend-brutaler Schocker - nichts für Zartbesaitete. Dass der Jung-Regisseur die Absolution hatte, Wes Cravens klassisches Original „Hügel der blutigen Augen“ aus den 70er Jahren für die große Leinwand zu reanimieren, zeigt auch die Tatsache, dass Horrormeister Craven das Remake persönlich produzierte.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 84:
A Girl Walks Home Alone At Night (2014)
Regie: Ana Lily Amirpour
Mit: Sheila Vand, Arash Marandi, Marshall Manesh
Irgendwo in dem trostlosen Moloch namens Bad City treibt sich eine namenlose Vampirin durch die Nächte und verguckt sich in den sterblichen Träumer Arash (Arash Marandi). Was folgt, ist allerdings keine Märchengeschichte. Und gleichzeitig doch genau das.
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Das Langfilmdebüt der Iranerin Ana Lily Amirpour („The Bad Batch“) ist unfassbar viel: eine verspielte Neuerfindung des Vampir-Genres, ein feministischer Aufschrei, ein verzückendes Gedicht in pittoreskem Schwarzweiß, in dem nur sehr wenige Worte fallen, ein Bruch mit fast allen Genrekonventionen. Ein Popmusik hörendes Vampirmädchen unter einem Tschador auf einem Skateboard? Das wirkt hier nicht albern, sondern passt wie die Faust aufs Auge! Zwar ist „A Girl Walks Home Alone At Night“ feinsinnig und wunderschön, doch spürt man im Hintergrund jeder Einstellung auch den Horror mit konstanter Intensität köcheln.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 83:
28 Days Later (2002)
Regie: Danny Boyle
Mit: Cillian Murphy, Naomie Harris, Christopher Eccleston
Über Jahrzehnte kannten wir Zombies vor allem als bedrohliche Untote, die sich im Zustand halber Verwesung mühsam schlurfend fortbewegten. Dem setzt Danny Boyle in seinem grimmigen, digital gefilmten Endzeithorror „28 Days Later“ heimtückische Highspeed-Infizierte entgegen, die sich in den Straßen und Häusern eines nach einer Virusepidemie gespenstisch leeren Londons verschanzen.
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Als Protagonist Jim (Cillian Murphy) in dieser Situation aus dem Koma erwacht, beginnt für ihn erst der wahre Albtraum. Mit einer kleinen Gruppe Überlebender sucht er verzweifelt nach einem Ausweg, immer in Gefahr, selbst infiziert zu werden. Ein äußerst effektiver Schocker mit gesellschaftskritischem Anstrich.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 82:
So finster die Nacht (2008)
Regie: Tomas Alfredson
Mit: Kåre Hedebrant, Lina Leandersson, Per Ragnar
Ein zwölfjähriger Außenseiter trifft in seiner trostlosen Stockholmer Nachbarschaft auf ein besonders bleiches und auch sonst äußerst rätselhaftes Mädchen: Regisseur Tomas Alfredson („Dame, König, As, Spion“) verbindet ein Coming-of-Age-Drama mit einer Vampirgeschichte sowie handfeste Horrormomente mit Kunstkinosensibilität und schaffte so mit „So finster die Nacht“ den internationalen Durchbruch.
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Die Erzählung über den zwölfjährigen Oscar (Kåre Hedebrant) und die Blutsaugerin Eli (Lina Leandersson) ist eine Erzählung von Einsamkeit, Freundschaft und Loyalität. Vor allem ist es aber eine psychologisch einfühlsame Geschichte, in der der Blutdurst der Vampirin noch einmal auf ganz neue Art verstörend wirkt. Ein durchdringend-melancholischer Film, in dem Ruhe und Unruhe untrennbar verbunden sind. Auch das US-Remake „Let Me In" von Matt Reeves mit Chloe Grace Moretz ist übrigens sehenswert.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 81:
Tanz der Teufel (1981)
Regie: Sam Raimi
Mit: Bruce Campbell, Ellen Sandweiss, Betsy Baker
Mit Minimalbudget, einigen befreundeten Schauspielern und einer Menge absurder Ideen lehrte Regisseur Sam Raimi („Spider-Man“) 1981 mit „Tanz der Teufel“ das Kino-Publikum das Fürchten. Im Mittelpunkt des Kultfilms steht eine Gruppe junger Leute, die in einer Waldhütte ein entspanntes Wochenende verleben wollen. Dabei stoßen die Feierwütigen im Keller ihrer Unterkunft auf ein geheimnisvolles Buch, das „Necronomicon ex mortis“, in welchem sich Beschwörungsformeln für Dämonen befinden.
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Bereits 1978 drehte Raimi gemeinsam mit Rob Tapert und Bruce Campbell den inhaltsgleichen Horror-Kurzfilm „Within The Woods“, mit dem sie versuchten, bei großen Studios Geld für eine Langfassung aufzutreiben. Zwar ging dieser Plan nicht auf, dennoch fand Raimi ein paar Jahre später die nötigen finanziellen Mittel, um eine Spielfilmversion des Films zu realisieren. Glücklicherweise muss man sagen, denn heute gilt Raimis „Tanz der Teufel“ als richtungsweisender Genre-Klassiker, der eine Vielzahl von Filmemacher*innen nachhaltig beeinflusst und Schauspieler Bruce Campbell quasi über Nacht zum König der B-Movies gemacht hat.
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An diesem Special mitgearbeitet haben auch noch: Martin Ramm, Andreas Staben, Carsten Baumgardt, Stefan Geisler, Gregor Torinus, Lars-Christian Daniels, Robert Cherkowski, Felix Haenel & Christoph Petersen