Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 40:
The Ring (2002)
Regie: Gore Verbinski
Mit: Naomi Watts, Martin Henderson, Brian Cox
Remakes haben häufig einen schweren Stand: je erfolgreicher, beliebter und kultiger das Original, desto größer die geradezu reflexartige Welle von Unmut, die der Neuverfilmung entgegenschlägt. Und zu Recht, denn viele Remakes reichen schlicht nicht an die Klasse des Originals heran. Doch immer wieder gibt es auch Beispiele dafür, dass der pauschal verurteilende Stempel „Remake“ der Neuinterpretation eines Stoffes nicht gerecht wird, dass beide Filme eine Daseinsberechtigung haben.
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So auch im Fall von „Ringu“ und „The Ring“, wo Gore Verbinski mit seiner US-Neuauflage Hideo Nakatas japanischer Vorlage (siehe weiter unten in diesem Ranking) mindestens ebenbürtig ist. Die konstant unheimliche Atmosphäre haben sie gemeinsam, der Amerikaner fügt für „The Ring“ aber noch einige Erklärungsansätze hinzu, zeigt eine in der Realität verwurzelte Hauptfigur und setzt auf mörderische Spannung sowie unglaublich gruselige und intensive Schockmomente.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 39:
Die Fliege (1986)
Regie: David Cronenberg
Mit: Jeff Goldblum, Geena Davis, John Getz
David Cronenbergs Sci-Fi-Horrorfilm „Die Fliege“ ist das Remake des gleichnamigen Horror-Klassikers aus dem Jahre 1958. Mit diesem Werk brachte der Kanadier das von ihm selbst begründete Subgenre des Bodyhorrors in den Mainstream – „Die Fliege“ wurde Cronenbergs bis dahin größter Kassenerfolg. Dabei klingt die Story zunächst denkbar krude.
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Der Wissenschaftler Seth Brundle (Jeff Goldblum) baut einen Teleporter, mit dem er Gegenstände und Lebewesen von einem Ort zum anderen transportieren kann. Bei einem Selbstversuch merkt Brundle aber nicht, dass versehentlich eine Stubenfliege mit ihm in den Teleporter geraten ist. Dies hat zur Folge, dass die DNA des Forschers mit jener der Fliege verschmilzt. Fortan verwandelt sich Brundle langsam in ein Fliegenmonster.
Cronenbergs Film erregte zu seiner Zeit mit seinen spektakulären und noch komplett handgemachten Ekel-Effekten großes Aufsehen. Darüber hinaus zeigt „Die Fliege“ sehr glaubhaft, wie das menschliche Bewusstsein des Wissenschaftlers mit der Transformation in ein reines Fliegenbewusstsein kämpft, was dem Film viel mehr Tiefe gibt, als man von einem Horrorfilm dieser Art erwarten würde.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 38:
Tetsuo: The Iron Man (1989)
Regie: Shin'ya Tsukamoto
Mit: Tomorô Taguchi, Kei Fujiwara, Nobu Kanaoka
Gleich Shin’ya Tsukamotos („Nightmare Detective“) erster Langfilm „Tetsuo: The Iron Man“ machte den Japaner unsterblich. Ein Büroangestellter (Tomorowo Taguchi) wird auf offener Straße von einer Frau angefallen, deren Arm in einem Gewirr aus Schläuchen und Schrottteilen endet. Von da an mutiert der Mann unaufhaltsam zu einem Metall-Ungeheuer.
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„Tetsuo“, mehr halluzinatorischer Trip als klassischer narrativer Film, zieht einen von der ersten Minute an in seine verstörende Welt, in der sich Cyberpunk, Bodyhorror und Selbstfindungsdrama eisern umschlingen. Die unheilvollen Schwarzweißbilder, unkonventionelle Perspektiven und vor allem der schweißtreibende Industrial-Score machen den Film zu einem Erlebnis mit ungeheurer Sogkraft – bis Fleisch unumkehrbar mit Metall verwächst und ein gewaltiger Bohr-Penis zu rotieren beginnt.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 37:
Freaks (1932)
Regie: Tod Browning
Mit: Wallace Ford, Leila Hyams, Olga Baclanova
Anfang der 1930er versuchte das Filmstudio MGM, an den Erfolg der Universal-Horrorfilme wie „Das Phantom der Oper“ anzuknüpfen und beauftragte den „Dracula“-Regisseur Tod Browning damit, einen Film zu drehen, gegen den der Horrorstreifen mit Bela Lugosi regelrecht harmlos wirken sollte. Browning entschloss sich, mit „Freaks“ einen Horrorfilm in die Kinos zu bringen, in dem der Alltag von Menschen mit schweren körperlichen Beeinträchtigungen im Vordergrund steht, die in Wanderzirkussen und Kuriositätenshows einem zahlenden Publikum vorgeführt werden.
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Browning wollte mit „Freaks“ eigentlich um Verständnis für die Andersartigkeit seiner Darsteller und Darstellerinnen werben und zeigen, dass es sich auch bei diesen „Launen der Natur“ um normale Menschen mit Gefühlen und alltäglichen Problemen handelt. Am Ende floppte „Freaks“ jedoch an den Kinokassen, da viele den Film als anstößig empfanden. In einigen Bundesstaaten der USA wurde das Werk sogar verboten und darf dort bis heute nicht öffentlich gezeigt werden. In der Gegenwart gilt „Freaks“ glücklicherweise zu Recht als humanistischer Meilenstein der Horrorfilm-Geschichte.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 36:
Zombie - Dawn Of The Dead (1978)
Regie: George A. Romero
Mit: David Emge, Ken Foree, Scott H. Reiniger
Nur sehr selten gelingt es dem zweiten Teil einer Filmreihe, qualitativ an den ersten Teil anzuschließen, und noch viel seltener ist eine Fortsetzung, die ein Genre auf die gleiche Art revolutioniert wie der ursprüngliche Film. In dieser Beziehung ist George Romeros genau zehn Jahre nach „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968) entstandener zweiter Zombie-Film „Dawn of the Dead“ fast ein Unikum. Der in Schwarz-Weiß gedrehte erste Teil gehörte zu den ersten „Midnight Movies“. Doch im Vergleich zu dem bei prallem Tageslicht spielenden Nachfolger war der Vorgänger fast noch klassisch.
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„Dawn of the Dead“ zeigt Untote, die sich noch dumpf an ihre zu Lebzeiten bevorzugt aufgesuchten Orte erinnern und die es deshalb ausgerechnet in ein Einkaufszentrum treibt, wo nun eine kleine Gruppe von Menschen festsitzt. Diese augenzwinkernde Art der Konsumkritik ist bezeichnend für einen Film, der eine kräftige Dosis an Humor mit atemloser Spannung und damals so noch nicht gesehenen derben Goreszenen verbindet. Dies ist der Horror-Klassiker, der eine jahrelang anhaltende Welle an zumeist aus Italien stammenden Nachahmer-Zombiefilmen lostrat, zu denen auch einige von Lucio Fulcis („Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“) größten Klassikern gehören.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 35:
Der Unsichtbare (1933)
Regie: James Whale
Mit: Claude Rains, Gloria Stuart, William Harrigan
Gemessen an gegenwärtigen Standards mögen die Spezialeffekte des Horror-Klassikers „Der Unsichtbare“ vielleicht ein bisschen verblassen, aber die technische Umsetzung der gesichtslosen Hauptfigur gilt bis heute als meisterhaft. Zusammen mit Special-Effects-Experte John P. Fulton („Die Mumie“) liefert Regisseur und Horrorexperte James Whale („Frankenstein“) mit seiner Verfilmung des Romans von Science-Fiction-Urgestein H.G. Wells („Krieg der Welten“) die Grundlage für alle modernen „Mad Scientist“-Geschichten und die Voraussetzung für die heute viel genutzte Bluescreen-Technik. „Der Unsichtbare“ ist temporeicher Science-Fiction-Horror, spannend bis zur letzten Minute.
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In einem verschneiten Dorf quartiert sich ein vermummter Fremder im örtlichen Gasthaus ein und verschanzt sich verdächtig in seinem Zimmer: Der ambitionierte Wissenschaftler Dr. Jack Griffin (Claude Rains) hat ein Unsichtbarkeitsserum an sich selbst getestet und noch nicht das passende Gegenmittel gefunden. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen kann, sind die persönlichkeitsverändernden Nebenwirkungen seiner Erfindung.
Griffin verliert sich in einer schier endlosen Spirale aus Größenwahn und Gewalt und scheint nicht aufzuhalten zu sein. Die erschütternde Entwicklung vermittelt Claude Rains fast allein durch seine eindrucksvolle Stimme, denn die meiste Zeit ist der Schauspieler in schwarzen Samt gekleidet und vor einem schwarzen Hintergrund gefilmt worden – also „unsichtbar“.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 34:
Ein Kind zu töten (1976)
Regie: Narciso Ibáñez Serrador
Mit: Lewis Fiander, Prunella Ransome, Antonio Iranzo
Narciso Ibáñez Serradors Horror-Kleinod wurde in Deutschland zunächst unter dem schwachsinnigen Verleihtitel „Tödliche Befehle aus dem All" veröffentlicht und durch verfälschende Kürzungen seiner inhaltlichen Brisanz beraubt. Inzwischen ist dieser Frevel zum Glück behoben und auch das hiesige Publikum kann das Juwel nun in seiner originalen Fassung entdecken. Und diese Entdeckung lohnt sich:
Was als romantische Urlaubsreise eines jungen Liebespaars beginnt, verwandelt sich in einen Albtraum, als die beiden auf einer kleinen Insel landen, auf der sich außer ein paar Kindern keine Menschenseele zu befinden scheint. Denn die Kinder haben sich zu einer Art Sekte zusammengeschlossen und den Erwachsenen den Krieg erklärt. Und das aus scheinbar gutem Grund...
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Das Geschick, mit dem Regisseur Serrador schon zu Beginn Spuren legt und Andeutungen auf das spätere grausame Geschehen macht, ist bemerkenswert. Dabei erweist sich „Ein Kind zu töten...“ als ebenso ambivalente wie hochpolitische Angelegenheit. So hat die Gewalt der Kinder immer auch etwas Unschuldiges und Mordlust wird schlüssig mit kindlicher Neugierde gepaart – ein formal brillantes und bedrohlich-intensives Meisterwerk.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 33:
Der unheimliche Gast (1944)
Regie: Lewis Allen
Mit: Ray Milland, Ruth Hussey, Donald Crisp
Zwei Spaziergänger finden bei einem Ausflug an der idyllischen englischen Küste ein verlassenes Haus auf einer Klippe. Durch große Fenster strahlt blendendes Sonnenlicht und erhellt jede noch so kleine verstaubte Ecke. Und doch ist die Verlockung, die von den zerklüfteten Klippen und dem wunderschön dunklen und aufgewühlten Meer ausgeht, höchst eigentümlich und lässt das Publikum wie auch die Figuren selbst erschaudern.
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Es ist diese besondere atmosphärische Mischung, die auch Regisseure wie Martin Scorsese und Guillermo del Toro begeistert und den Mystery-Klassiker „Der unheimliche Gast“ unter ihren fünf besten Grusel- und Horrorfilmen landen lässt. In umwerfender Schwarz-Weiß-Fotografie erzeugt Lewis Allen eine auch noch heute Gänsehaut hervorrufende Spannung und erzählt die Geschichte der Geschwister Roderick (Ray Milland) und Pamela Fitzgerald (Ruth Hussey), die sich in das besagte Haus erst verlieben und dann – entgegen aller Warnungen – dort einziehen.
Schon bald offenbaren sich die ersten unheilvollen Ereignisse und es wird klar, dass Stella Meredith, die Tochter der verstorbenen Vorbesitzer, eine anhaltende Verbindung zum Haus und dessen ungebetenem Gast hat. Gail Russel brilliert in einer ihrer seltenen Rollen und zieht das Publikum mit ihrer zart-zerbrechlichen Darstellung der verstörten jungen Stella in den Bann.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 32:
Blutige Seide (1964)
Regie: Mario Bava
Mit: Cameron Mitchell, Eva Bartok, Thomas Reiner
Im weitesten Sinne sind die italienischen Giallo-Thriller nicht viel mehr als Ratekrimis im Stile eines Edgar-Wallace-Films. In edlen, meist dekadenten Upper-Class-Szenerien kommt es zu Morden und niemand kann sich sicher sein, wer der Täter ist. Was die italienischen Produktionen jedoch von den piefigen deutschen Schinken abhebt, ist die Lust am Exzess, an der Extravaganz, an bunten Farben, aufreizenden Posen und Exzentrik; der in jedem Sinne ausufernden Filmsprache – alles traditionell eher undeutsche Tugenden.
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Schon in der Genre-Blaupause „Blutige Seide“ aus dem Jahre 1964 kann man all diese Zutaten in ihrer reifen Pracht erleben. Sicher, die Story um einen geheimnisvollen Killer, der die Angestellten einer Modelagentur auf kreative Art vom Leben in den Tod befördert, ist heute eher weniger spannend und spielt nach den üblichen Regeln des Whodunit-Krimis, doch ist hier weniger die kriminalistische Auflösung wichtig als das Spektakel der lustvoll ausgestellten Niedertracht.
Dass sich unter den seidenen Oberflächen des schönen Scheins und der schönen Menschen meist nur ein sündiges Tohuwabohu aus katholischer Schuld-Scham-Schande, verkniffener Wollust und beizeiten offener Misogynie befindet, deutete der Regie-Künstler Mario Bava hier nur an. Wer sehen will, wie wüst es in dem Genre später getrieben werden sollte, dem seien die Werke seiner Epigonen Dario Argento, Lucio Fulci oder Sergio Martino ans Herz gelegt. Bei Bava zeigt sich der Giallo noch von seiner schönsten und stilprägenden Seite. Ein echter Klassiker.
Die besten Horrorfilme aller Zeiten – Platz 31:
Rosemaries Baby (1968)
Regie: Roman Polanski
Mit: Mia Farrow, John Cassavetes, Ruth Gordon
Seit Anbeginn seiner Regiekarriere war das Böse immer eine wiederkehrende und feste Größe im Kino des polnischen Regie-Maestros Roman Polanski. Wer eine Kindheit auf der Flucht vor den Schrecken des Nationalsozialismus verbringt, wächst nicht unbedingt zum größten Optimisten der Welt heran. Das wohl Schlimmste – die Ermordung seiner Frau Sharon Tate durch die Manson-Familie – lag sogar noch vor ihm, als er 1968 mit der Geschichte einer jungen Mutter (Mia Farrow), die von Albträumen, dass ihr ungeborenes Kind der Teufel persönlich werden könnte, geplagt wird, seinen großen Durchbruch feierte.
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Polanski wusste schon damals, dass das Böse in der Welt kein Ammenmärchen war, sondern sehr real, da es sich ihm bereits in mannigfaltiger Form offenbart hatte. Da wirkt vielleicht selbst die Geburt des Teufels in „Rosemaries Baby“ plötzlich gar nicht mehr so abgedroschen. Anders als viele Horror-Regisseure war er jedoch nicht am bloßen Schauwert des Okkulten interessiert, sondern daran, wie sich die Anwesenheit des Teufels im eigenen Leib anfühlt. Inszenatorisch ist sein diabolischer Mutterschaftsurlaub ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Erneut findet er grandiose Bilder und Perspektiven, um dem Unaussprechlichen beizukommen.
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