Früher galt in Hollywood mal die Faustregel: Wenn ein Film in die Kinos kommt, und sei er noch so schlecht oder noch so erfolglos, dann erzählen alle Beteiligten trotzdem erst einmal, was für eine tolle Erfahrung der Dreh doch gewesen und dass der Film absolut genau so wie geplant geworden sei. Erst zehn Jahre später kommt dann so langsam nach und nach auf den Tisch, was damals so alles schiefgelaufen ist. Aber die Welt ist nun mal schnelllebiger geworden ... und das gilt offenbar auch für die Verarbeitung von Hollywoodflops.
So erschienen nur wenige Tage nach dem enttäuschenden Start von „X-Men: Dark Phoenix“ zum Teil erstaunlich detaillierte Hinter-den-Kulissen-Berichte, wer genau wann was wieso (falsch) gemacht hat. Regisseur Simon Kinberg nahm den Flop sogar explizit auf seine Kappe – und zwar nur eine Woche nach Kinostart!
Was bei "Men In Black" schiefgelaufen ist
Ein ähnlicher Bericht ist auch zum „Men In Black“-Kinokassen-Desaster erschienen – und zwar beim Branchenblatt The Hollywood Reporter nur läppische drei (!) Tage nach dem US-Kinostart von „Men In Black: International“. Was genau alles in dem Bericht über die Entscheidungen und Versäumnisse bei der Produktion aufgedeckt wird, haben wir bereits in einem ausführlichen Artikel zu dem Thema für euch zusammengefasst:
"Men In Black: International"-Flop: Das lief bei der Produktion alles schiefAber ganz nebenbei wird in dem Artikel auch noch eine andere brennende Frage geklärt: Warum ist das geplante Crossover zwischen dem „Men In Black“-Franchise und der „21 Jump Street“-Reihe am Ende eigentlich doch nicht zustande gekommen?
Man kann sich das heute ja eh kaum noch vorstellen. Aber es gab vor vier Jahren tatsächlich mal für ein paar Monate die reelle Chance, dass so ein Crossover tatsächlich kommt – klingt unwahrscheinlich, aber die Verantwortlichen haben wirklich sehr, sehr ernsthaft mit dem Gedanken gespielt. Das hatte sicher auch damit zu tun, dass die „21 Jump Street“-Masterminds Phil Lord und Chris Miller vor ihrem „Solo: A Star Wars Story“-Rausschmiss und dem enttäuschenden Ergebnis von „The LEGO Movie 2“ noch immer den Ruf besaßen, aus wirklich allem einen kreativen wie finanziellen Erfolg machen zu können.
Aber obwohl die Verantwortlichen um Sony-Pictures-Chef Tom Rothman tatsächlich schon so weit waren, sich auf dieses kreative Wahnsinns-Wagnis einlassen zu wollen, ist das Projekt – wie der Artikel des Hollywood Reporter nun enthüllt – an der Verweigerungshaltung eines einzelnen Mannes gescheitert. Denn man darf nicht vergessen: Produzenten haben bei Filmreihen meist Rechte, die sich auch auf alle kommenden Teile erstrecken – und wenn man dann zwei Reihen zusammenlegt, muss man plötzlich derart viele Leute beteiligen, dass es sich gar nicht mehr lohnt, mit der Produktion überhaupt anzufangen.
Selbst Steven Spielberg hätte freiwillig auf Geld verzichtet
Produzenten wie Steven Spielberg und Walter Parkes (auf der „Men In Black“-Seite) sowie Chris Miller und Phil Lord (auf der „Jump Street“-Seite) waren dann auch bereit, ihre Produzenten-Deals an die geänderten Umstände eines solchen Crossovers anzupassen. Nur der „Jump Street“-Produzent Neal H. Moritz verweigerte sich eines Kompromisses und bestand weiterhin darauf, ab dem ersten Dollar in voller Höhe am Einspielergebnis beteiligt zu werden. Das ist rein juristisch natürlich sein gutes Recht, aber in einem ähnlichen Fall hat er es sich so in den vergangenen zwei Jahren auch mit den Studioverantwortlichen der von ihm bisher produzierten „Fast & Furious“-Reihe verscherzt. Am Ende wurden er und seine Produktionschefin sogar vom Set von „Hobbs & Shaw“ verbannt.
Wie dem auch sei: Ohne Aussicht auf einen finanziellen Kompromiss haben die zunächst erstaunlich mutigen Sony-Verantwortlichen doch wieder auf eine vergleichsweise geradlinige „Men In Black“-Reboot-Variante umgeschwenkt – und vier Jahre später ist nun „Men In Black: International“ daraus geworden.
„Men In Black: International“ läuft seit dem 13. Juni in den deutschen Kinos.
Men In Black: International