Eine Motorradverfolgungsjagd in Marrakesch, eine wilde Ballerei in den Straßen von London – das bisher bekannte Material zu „Men In Black: International“ teasert bereits einige große Actionszenen für den vierten Teil an, mit dem sich das Franchise wohl in eine ganz neue Richtung entwickeln wird: Will Smith und Tommy Lee Jones machen Platz für das „Thor 3“-Duo Tessa Thompson und Chris Hemsworth.
Tessa Thompson spielt M, die in ihrer Kindheit einen Einsatz der Men In Black mitbekommen hat, der anschließenden Löschung ihrer Erinnerung durch den berühmten Neuralyzer aber entgangen ist. Seitdem ist sie regelrecht besessen von Aliens und der mysteriösen Organisation, die sie als Erwachsene endlich aufspürt und so schließlich sogar selbst zur MIB-Agentin wird. Einer ihrer ersten Einsätze führt die Amerikanerin nach London, wo sie sich mit ihrem eigenwilligen Kollegen H (Chris Hemsworth) zusammenraufen muss – für eine Hatz rund um den Globus, bei der beide schon bald erkennen müssen, dass sie wirklich niemandem trauen dürfen. Womit möglich nicht einmal ihrem neuen Partner...
Der beste Mann für Action in Hollywood
Wir besuchen die Dreharbeiten in London im August 2018. Dort sind wir live beim Dreh der schon eingangs erwähnten Schießerei dabei, die auch in den Trailern schon kurz zu sehen ist: Agent M und ihr erfahrener Kollege H stehen auf einer Londoner Straße einem schießwütigen Alien-Zwillingspaar gegenüber. Aber wir schauen nicht nur den beiden Stars dabei zu, wie sie sich nach und nach mit immer größeren Wummen zur Wehr setzen, sondern sprechen mit den Schauspielern und Verantwortlichen hinter der Kamera auch ausführlich über „Men In Black: International“.
Besonders lange unterhalten wir uns dabei mit einem Mann, der im aktuellen Hollywood-Action-Kino eine große Rolle spielt, obwohl sein Namen selbst vielen gut informierten FILMSTARTS-Lesern (geschweige denn gemeinen Kinogängern) nicht auf Anhieb ein Begriff sein dürfte: Wade Eastwood gilt nämlich als der zurzeit beste Stunt-Koordinator und Second-Unit-Regisseur der Traumfabrik. Immerhin konzipierte und inszenierte er jüngst für Christopher McQuarrie einige der herausragenden Szenen von „Mission: Impossible – Fallout“. Zuvor war er zudem auch schon an Filmen wie „Interstellar“, „James Bond – Spectre“ oder „Mission: Impossible - Rogue Nation“ beteiligt. Nun kümmert er sich also um die Action in „Men In Black: International“ - und seinen Ansatz finden wir in der Tat sehr vielversprechend...
Realismus statt CGI-Overkill
„Es ist natürlich eine ganz andere Art von Film, denn es muss aufgrund der Alien-Elemente auch CGI eingesetzt werden“, ist sich Eastwood bewusst. Trotzdem hat er einen klaren Plan: „Ich will nicht, dass der Zuschauer zu lange aus unserer Welt flüchtet.“ Und deshalb wurde auch ausgerechnet er an Bord geholt: „Wenn du von den ‚Bond‘-, den ‚Bourne‘- oder den ‚Mission: Impossible‘-Filmen kommst, dann bringst du natürlich eine bestimmte Sicht auf die Sache mit. Du versuchst ganz automatisch, die Action auch hier etwas rauer und realistischer zu gestalten.“ Erreichen will er dieses Ziel, indem nach jedem CGI-Einsatz immer möglichst direkt ein Element platziert wird, das den Zuschauer direkt wieder zurück in die Realität holt.
Ein Beispiel dafür ist der Kampf gegen die Alien-Zwillinge, der gerade gedreht wird. Bei den Darstellern der Aliens handelt es sich um die unter dem Namen Les Twins bekannten französischen Tänzer und Zwillingsbrüder Laurent Nicolas und Larry Nicolas Bourgeois: „ Die beiden sind phänomenale Athleten, was für mich natürlich eine super Sache ist. Wenn wir eine Waffe oder etwas anderes am Computer erschaffen, also etwas Magisches beisteuern, kann ich anschließend zu ihnen zurückkehren und sie etwas Praktisches vollführen lassen. Ich denke, dass wird den Film am Ende sehr gut erden. “
Als weiteres Beispiel nennt Eastwood uns auch eine – in den Trailern ebenfalls kurz zu sehende - Motorrad-Action-Szene. Wobei „Motorrad“ das falsche Wort ist, denn es handelt sich um Hoover-Bikes: „Da Hoover-Bikes ja nicht realen existieren, abgesehen von ein paar Exemplaren, die in meist im Desaster endenden YouTube-Videos zu finden sind, brauchen wir hier natürlich auch CGI-Unterstützung. Aber ich will diese Szenen trotzdem so hart und realistisch wie möglich machen. Ich will nicht den Schauspieler einfach vor einem Green-Screen mit Windmaschine sitzen haben, wo er dann schreit, als würde er gerade die Straßen von Marrakesch entlangfliegen.“
Stattdessen rasen Chris Hemsworth und Tessa Thompson tatsächlich durch die Straßen von Marrakesch: „Die Computereffekte helfen uns dann nur dabei, die Räder zu entfernen und einen Jetstream-Effekt zu ergänzen.“ Dieser realistische Ansatz, durch die echte Landschaft zu fahren, hat laut Eastwood auch noch einen weiteren Vorteil: „Gerade in Marrakesch bekommst du all diese Farben, diese Orange- und Gelbtöne.“ Das schaut dann natürlich auch gleich – gerade auf der großen Kinoleinwand – besser aus als ein Dreh vor einem Green-Screen. Schließlich hat sich dieser Vor-Ort-Ansatz von Eastwood auch schon in mehreren Sequenzen von „Mission: Impossible – Fallout“ bezahlt gemacht.
Harte Kämpfe
Eine sehr gute Möglichkeit, Action zu erden, bieten immer auch körperliche Auseinandersetzungen. Auch dafür ist Eastwood bekannt – man denke nur an den jetzt schon legendären Toiletten-Fight mit Tom Cruise und Henry Cavill in „Fallout“. Auch „Men In Black: International“ soll uns in dieser Hinsicht einiges bieten, wofür der Stunt-Experte schon vor Beginn der eigentlichen Dreharbeiten ausgiebig mit den Darstellern trainiert hat. Und auch hier spielt sein Ansatz, Realismus mit CGI zu kombinieren, wieder eine wichtige Rolle.
Am Set will uns Eastwood zu den Nahkampfszenen aber noch nicht so viel verraten, auch wenn er vom „tollen Kampf, der sehr viel Spaß macht“ zwischen Rebecca Ferguson und Tessa Thompson schwärmt. Er erklärt uns nur, dass in diesem Fall der Computer helfen werde, noch nachträglich eine bestimmte Alien-Charakteristik einzubauen, die dafür sorgen wird, „dass es richtig cool aussieht, wenn diese zwei Frauen aufeinander losgehen“.
Allerdings dauert es anschließend nur wenige Minuten, bis sich Tessa Thompson uns gegenüber verplappert, was in der Szene wirklich zu sehen sein wird. Wobei mittlerweile auch im Trailer erkennbar ist, dass Fergusons Alien-Figur bei Bedarf offenbar noch einen dritten Arm ausfahren kann – in einem Faustkampf sicherlich keine schlechte Sache, die zudem dafür sorgen dürfte, dass sich diese Auseinandersetzung von anderen vergleichbaren Sequenzen (von denen ja in der Filmgeschichte nun wahrlich kein Mangel besteht) abzuheben.
CGI, wo es Sinn macht!
Der Ansatz, nur dort auf CGI zu setzen, wo es wirklich Sinn macht, begegnet uns am Set den ganzen Tag über immer wieder. In den Londoner Leavesden Studios sehen wir deshalb auch eine ganze Reihe von imposanten Bauten, allen voran die britische Men-In-Black-Zentrale mit Anschluss an das U-Bahn-Netz, die zum Zeitpunkt unserer Besichtigung zwar noch nicht ganz fertig zusammengezimmert ist, aber trotzdem schon mächtige Eindruck macht. Das dürfte auf der Leinwand durchaus imposant wirken, zumindest wenn das Zusammenspiel zwischen dem realen Set und den Computer-Elementen (unter anderem werden der obere Bereich und das Dach aus dem Rechner kommen) so klappt, wie es uns auf Vorschaubildern gezeigt wird.
Auch für den Make-up-Künstler Jeremy Woodhead sind die praktischen Effekte besonders wichtig, wie er uns erklärt, als wir uns in seine kleine Arbeitsstätte drängen, die voll ist mit Alien-Masken. Mehr als ein Dutzend verschiedene Designs zeigt uns der preisgekrönte Künstler, der unter anderem schon an der „Herr der Ringe“-Trilogie, „Cloud Atlas“ und „Avengers: Age Of Ultron“ beteiligt war. „Für ungefähr 100 verschiedene Aliens entwerfe ich echte Masken.“ Wobei da in Wahrheit noch viel mehr Arbeit steckt: „Designt habe ich wahrscheinlich sogar 400, aber dann werden welche abgelehnt oder jemand kommt und sagt: ‚Das gab es schon. Das habe ich in einem obskuren japanischen Film schon mal gesehen.‘ Und so wird es schwer, immer neue Ideen zu haben. Mein Kopf ist inzwischen ziemlich leer.“
Wie wichtig dieser haptische Ansatz ist, bestätigt uns auch Tessa Thompson, die im Gespräch nicht nur die „sehr verschiedenen, wirklich exquisiten Designs“ von Woodhead lobt, sondern auch verrät, wie sehr es ihre Arbeit als Schauspielerin erleichtert. Ihre Figur M sei schließlich neu in der Welt der Aliens und so habe sie in der ersten Hälfte des Films erst einmal viel damit zu tun, all diese Aliens voller Begeisterung und Verwunderung aufzunehmen: „Dabei hat es mir als Schauspielerin sehr geholfen, wie schön die Aliens schon am Set aussehen.“
Neben Action, Sets und Alien-Masken spiegelt sich der Ansatz auch bei den zahlreichen Waffen, die im Film vorkommen und die längst nicht nur in der Szene zum Einsatz kommen, die wir hier gerade beobachten. Auch hier haben sich die Designer alle Mühen gegeben, mechanische Gerätschaften zu entwerfen, die schon für sich echt etwas her machen, mit der richtigen CGI-Unterstützung dann aber richtig imposant wirken sollen. Neben neuen Waffen gibt es dabei auch ein Wiedersehen mit Klassikern wie der Grille. Eindrucksvoll sind daneben auch die neuen Gefährte der Men In Black. Neben schnellen Flitzern gibt es auch ein speziellen Einsatz-Truck für das Notfall-Aufräumkommando, der alleine über so viele Gadgets verfügt, dass man diese womöglich gar nicht alle im Film in Aktion sehen wird.
Ob sich der konsequente Fokus auf die praktischen Effekte mit CGI-Zuarbeit tatsächlich auszahlen wird, erfahren wir dann ja schon bald im Kino: „Men In Black: International“ startet nämlich bereits am 13. Juni 2019. Zudem ist gerade erst der zweite Trailer veröffentlicht worden: