Seit nun zehn Wochen läuft „Bohemian Rhapsody“ in den tschechischen Kinos und erneut sicherte sich das Freddie-Mercury-Biopic mit Rami Malek die Spitze der Kinocharts, wie auch an fast allen Wochenenden zuvor: Nur zu den Starts von „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ sowie „Aquaman“ musste „Bohemian Rhapsody“ kurz von der Spitzenposition weichen, die aber in der folgenden Woche in beiden Fällen direkt wieder zurückerobert wurde.
Fast 1,14 Millionen Zuschauer lösten in Tschechischen bislang ein Kinoticket für die Queen-Geschichte. Wie sensationell dieser Besucheransturm ist, zeigt nicht nur ein Vergleich mit der Einwohnerzahl (rund 10,5 Millionen), sondern mit den erfolgreichsten Filmen weltweit. An diesem Wochenende wurde nun nämlich sogar das Ergebnis von James Camerons Über-Blockbuster „Titanic“ (knapp 1,12 Millionen Zuschauer) übertroffen. „Bohemian Rhapsody“ löst damit laut den Kollegen von Kinobox.cz und Kinomaniak.cz das Drama mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet als nun zehnterfolgreichster Film an den tschechischen Kinokassen ab.
Rekorde über Rekorde
In den vergangenen 20 Jahren war bei unseren östlichen Nachbarn sogar nur ein einziger ausländischer, also nicht-tschechischer Film erfolgreicher: „Avatar“ lockte knapp 1,36 Millionen Zuschauer in die Kinos und ist auch die erfolgreichste ausländische Produktion überhaupt. Ob „Bohemian Rhapsody“ diesen Rekord auch noch knacken kann? Unmöglich ist es nicht, wenn der Film Steherqualitäten beweist, aber dazu müssten ihn viele unsere Nachbarn noch öfters sehen. Sicher dürfte er aber schon in diesen Tagen noch „Jurassic Park“ (1,16 Millionen Zuschauer) überholen und damit nach „Avatar“ schon der zweiterfolgreichste nicht-tschechische Film sein.
Und auf jeden Fall schreibt der frisch mit einem Golden Globe als bestes Drama ausgezeichnete Kinofilm bereits jetzt fleißig Rekordgeschichte: So ist „Bohemian Rhapsody“ zum Beispiel in den USA unter anderem bereits das erfolgreichste Musik-Biopic aller Zeiten und der erfolgreichste Film mit einer homosexuellen Hauptfigur.
In Deutschland lösten bislang übrigens bereits über 2,5 Millionen Zuschauer eine Karte für „Bohemian Rhapsody“. Für Rekordmeldungen sorgt das nicht, ist aber natürlich trotzdem unglaublich stark. Nur drei im Jahr 2018 gestartete Filme waren hierzulande erfolgreicher („Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen“, „Avengers: Infinity War“, „Fifty Shades of Grey - Befreite Lust“).
Noch mehr Musik-Biopics
Auch wenn Tschechien nur ein kleineres Land ist, das allein keine großen Auswirkungen auf die Entscheidungen in Hollywood haben dürfte, steht der Mega-Erfolg von „Bohemian Rhapsody“ dort, beispielhaft für den Mega-Erfolg des Films in weiten Teilen der Welt. Und Hollywood ist bekannt dafür, Erfolgen fleißig nachzueifern. Nach dem Erfolg von „Bohemian Rhapsody“ und auch von „Love, Simon“, der ersten Hollywood-Teenager-Rom-Com mit schwuler Hauptfigur überhaupt, könnte die Mär, dass man mit homosexueller Hauptfigur zwar Oscars gewinnen, aber keine Blockbuster-Einspielergebnisse einfahren kann, vielleicht endgültig aus den Köpfen vieler Hollywood-Entscheider verschwinden.
Zu erwarten ist aber vor allem eine Flut von Musik-Biopics. Trotz einzelner Erfolge wie „Straight Outta Compton“ oder „Walk The Line“ (zumindest in den USA) und Klassikern wie „Amadeus“ oder „The Doors“ galt dieses Genre lange Zeit als Kassengift – vor allem, wenn man auf den weltweiten Markt schielt. Das dürfte sich ändern. Es verwundert daher nicht, dass schon vor dem Erfolg von „Bohemian Rhapsody“ einige weitere Biopics angeleiert wurden: In „Rocketman“ (Kinostart: 30. Mai 2019) bekommen wir so die Geschichte von Elton John, Netflix erzählt mit „The Dirt“ (ab dem 22. März 2019 auf dem Streamingdienst) die Geschichte der Glam-Metal-Band Mötley Crüe, um nur zwei in Kürze erscheinende Beispiele zu nennen.
Neben in Planung befindlichen Projekten über so unterschiedliche Musiker wie Amy Winehouse, John Lennon oder Leonard Bernstein können wir uns in den nächsten Wochen und Monaten sicher über viele Ankündigungen freuen. Die Angestellten der großen Hollywood-Studios dürften so auch längst unterwegs sein, um sich Biografie- und vor allem Songrechte zu sichern. Letzteres ist wohl auch der Hauptgrund, warum die ganz große Ankündigungswelle hier etwas länger dauert. Denn das zusätzliche Sichern der nötigen Musikrechte ist oft sehr langwieriger Prozess ist. Doch auch ein sehr wichtiger, denn wie gerade „Bohemian Rhapsody“ beweist: Die Musik ist oft das Herz eines solchen Films.