In „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ und „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ wimmelt es nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes von phantastischen Lebewesen wie Nifflers, Knuddelmuffs und Bowtruckles, sondern auch von ziemlich vielen außergewöhnlichen Gestalten auf zwei Beinen. Vielleicht nicht weiter überraschend, schließlich handelt es sich hier um Zauberer mit vielen verschiedenen Spezialgebieten und den unterschiedlichsten persönlichen Schicksalen. Laut Hauptdarsteller Eddie Redmayne könnte seine Figur Newt Scamander eine ganz besondere Eigenschaft besitzen.
"Die bösartigsten Kreaturen auf der Erde: Menschen"
In einem Interview mit Digital Spy erklärt Redmayne, dass er davon ausgehe, dass Newt das Asperger-Syndrom habe und dass er sich in Vorbereitung auf die Rolle sogar mit der „Phantastische Tierwesen“-Erfinderin J.K. Rowling darüber unterhalten habe: „Die Art und Weise, wie er läuft, wie er guckt, die Sache mit dem Augenkontakt, ja, wir haben darüber gesprochen“, erklärt Redmayne und zählt damit auch schon ein paar wenige Punkte auf, die das Syndrom tatsächlich kennzeichnen.
„Wir müssen meine Tierwesen wieder einfangen, bevor ihnen was zustößt. Sie sind jetzt auf unbekanntem Terrain, inmitten von Millionen der bösartigsten Kreaturen auf der Erde: Menschen.“
Für Newt sind gefährliche Tiere keine Bedrohung, ganz im Gegenteil. Er kennt sich mit ihnen aus und kann mit ihnen umgehen. Es sind augenscheinlich die Menschen, die ihm zu schaffen machen – und zwar nicht nur aus dem Grund, dass das Gleichgewicht aus Gut und Böse in der Wizarding World aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Ist Newt ein Aspie?
Das Asperger-Syndrom ist eine Variante des Autismus und beschreibt eine abweichende Informationsverarbeitung im Gehirn des Menschen. Aspies, wie sich Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen nennen, werden zwar keinesfalls zwangsläufig als krank eingestuft, trotzdem haben sie häufig Probleme in ihrem sozialen Umfeld, leben zurückgezogen, beschäftigen sich intensiv mit ihren Hobbies oder ihren Berufen und tun sich mit Beziehungen schwer. Diese Punkte scheinen auf Newt tatsächlich zuzutreffen – wenn auch auf subtile, unkommentierte Art und Weise. Wir finden, dass dieser Umgang genau richtig ist.
Dass Newts Autismus kein wesentlicher Gegenstand der Geschichte ist, lässt sich einfach erklären und auch Redmayne weist auf diesen Umstand im Interview hin. So spielen die ersten beiden „Tierwesen“-Filme in den 20er-Jahren, einer Zeit, in der der Begriff „Autismus“ zwar schon mit Inhalt gefüllt wurde, aber nicht als erforscht oder definiert galt. Wie auch Redmayne erklärt, sind es vor allem die 40er-Jahre, in denen sich Wissenschaftler und Ärzte mit dem Autismus-Spektrum auseinandersetzen. Wer weiß, vielleicht wird genau diese Thematik in den kommenden „Tierwesen“-Fortsetzungen also noch tiefer aufgegriffen?
Von Einsamkeit und Genie in Film und Serie
Film- und Serienfiguren mit Asperger-Syndrom sind übrigens keine Seltenheit. Das Drama „Rain Man“ von Regisseur Barry Levinson von 1988, mit Dustin Hoffman als autistisches Genie Raymond Babbitt, wurde mit vier Oscars ausgezeichnet. Im Animationsfilm „Mary & Max“ von 2009 steht der New Yorker Aspie Max und seine Brieffreundschaft zum einsamen Mädchen Mary Daisy Dinkle im Fokus.
Und auch in der Serienwelt findet man Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen. Ganz aktuell können Fernsehzuschauer die vierte und letzte Staffel der Skandi-Krimi-Serie „Die Brücke - Transit in den Tod“ mit der autistischen Kommissarin Saga Norén (Sofia Helin) sehen. Am 25. November 2018 um 22 Uhr läuft zwar schon die zweite Folge der aktuellen Staffel, in der ZDF-Mediathek sind allerdings auch alle anderen Folgen und die ersten drei Staffeln zu finden.