Es ist schon bald drei Jahre her, dass nach neun Staffeln das große Finale der Hit-Sitcom „How I Met Your Mother“ über die Bildschirme flimmerte. Aber während die übrigen Darsteller wie Neil Patrick Harris („Eine Reihe betrüblicher Ereignisse“), Jason Segel („Die Muppets“), Alyson Hannigan (aktuell Moderatorin von „Penn & Teller: Fool Us“) und Cobie Smulders („Marvel’s The Avengers“) weiterhin im Kino und TV präsent sind, ist es um den Darsteller der Hauptfigur Ted Mosby überraschend still geworden.
Nach dem Abschluss seines Schauspielstudiums 1999 tastete sich Josh Radnor mit einer kleinen Rolle als Fremdenführer in „Nicht noch ein Teenie-Film!“ sowie Gastauftritten in verschiedenen Fernsehserien wie „Law & Order“, „Emergency Room“ oder „Six Feet Under“ langsam an eine TV-Karriere heran. Beinahe hätte er schon 2001 seine erste Fernseh-Hauptrolle bekommen: Er wurde für die Sitcom „Off Centre“ gecastet, jedoch kurz vor Beginn der Dreharbeiten durch „American Pie“-Heimscheißer Eddie Kaye Thomas ersetzt. Dafür folgte er bei seinem ersten Broadway-Engagement auf Jason Biggs, einen anderen Star der „American Pie“-Reihe: In der Bühnenversion von „Die Reifeprüfung“ spielte Radnor an der Seite von Kathleen Turner, die in dem Stück die MILF-Legende Mrs. Robinson verkörperte.
Als dann „How I Met Your Mother“ 2005 in Produktion ging, waren Theaterstücke zunächst die einzigen Projekte, die Radnor neben der Serie verfolgte. Erst 2010 machte der US-Amerikaner wieder anderweitig auf sich aufmerksam: Mit „HappyThankYouMorePlease“ schrieb er nicht nur sein erstes Drehbuch, er übernahm auch selbst die Regie und die Hauptrolle des Schriftstellers Sam Wexler, der eine ungewöhnliche Freundschaft mit einem kleinen Jungen aufbaut. Mit seiner Tragikomödie, in der unter anderem noch Kate Mara, Richard Jenkins und Tony Hale zu sehen sind, gewann Radnor sogar den Publikumspreis des Sundance Film Festivals.
2012 folgte mit „Liberal Arts“ eine weitere dramatische Komödie, bei der er wider gleichzeitig als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller fungierte und zudem noch produzierte. An der Seite von Elizabeth Olsen, Richard Jenkins und Zac Efron spielt er dort den 35-jährigen Jesse, der mit der 19-jährigen Studentin Zibby eine Beziehung eingeht.
„Liberal Arts“ ist Radnors bisher letzte Regiearbeit. 2013 folgte eine Rolle in der Tragikomödie „Love. Sex. Life.“ mit Juno Temple und Kathryn Hahn sowie 2016 die Hauptrolle in dem einstündigen Drama „The Seeker“. Letzteres wurde von der Band Cloud Cult geschrieben und wird ohne Dialoge nur durch Songs erzählt. Zudem war Radnor – wie auch Cate Blanchett, Sebastian Koch, Thomas Kretschmann und Diane Kruger – an der Vertonung von „The Galapagos Affair“ beteiligt. In der Dokumentation geht es um die mysteriösen Fälle von verschwundenen Personen auf den Galapagos Inseln in den 1930er Jahren.
Während die ganz großen Kino-Rollen ausblieben, war Radnor in einem „Theater-Blockbuster“ zu sehen: Er übernahm 2014 und 2015 eine der Hauptrollen im mehrfach ausgezeichneten Broadway-Stück „Disgraced“. 2016 kehrte er dann schließlich wieder auf die Fernsehbildschirme zurück und verkörperte in der unter anderem von Ridley Scott produzierten Bürgerkriegsserie „Mercy Street“ den Arzt Jedediah Foster. Neben seiner schauspielerischen Tätigkeit widmet sich Radnor mittlerweile auch vermehrt der Musik: im vergangenen Jahr gründete er zusammen mit dem australischen Musiker Ben Lee die Band Radnor and Lee, derzeit nehmen sie ihr erstes Album „Love Songs for God & Women“ auf.
Privat ist Radnor ein großer Meditations-Fan – ursprünglich begann er mit den Entspannungsübungen, um besser mit dem schnell wachsenden „How I Met Your Mother“-Ruhm fertig zu werden. 2008 erzählte er der Los Angeles Times: „Ich mache Transzendentale Meditation. Tatsächlich war das sogar einer der Gründe, weshalb ich mein jetziges Haus ausgesucht habe – es ist ein großartiger Ort zum Meditieren!“ Weiterhin macht er keinen Hehl daraus, dass er großer Pornografie-Gegner ist: „Weder bin ich pornosüchtig, noch in einer religiösen Umgebung aufgewachsen. Ich habe nie geglaubt, dass mich für das Anschauen von Pornos ewige Verdammnis oder so etwas erwarten würde. Aber ich habe festgestellt, dass sich dadurch meine Laune und dadurch auch meine Lebensqualität verschlechtert hat. Ich habe Frauen über-sexualisiert, es hat meine Gedanken vernebelt und meine Vorstellungskraft getötet. […] Deshalb stehe ich jedem zur Seite, der Pornografie aus seinem Leben verbannen will!“
Eine bedeutende Sache haben Radnor und sein Seriencharakter Ted Mosby übrigens gemeinsam: Ebenso wie der New-Yorker Architekt, der neun Staffeln brauchte um seine große Liebe zu finden, war auch der Schauspieler in puncto Partnerschaft nicht unbedingt vom Glück verfolgt. 2013 ging seine Beziehung mit „Twilight“-Star Julia Jones in die Brüche und auch aus einer Liebelei mit Oscarpreisträgerin Marisa Tomei („Mein Vetter Winnie“) wurde nichts. Wir wünschen ihm alles Gute – privat und beruflich!