Einen Tag vor unserem Besuch am Set (--> zu unserem ausführlichen Setbericht) ist gerade der erste Trailer zu „Smaugs Einöde“ im Internet eingeschlagen und viele Fans haben Videos von sich hochgeladen, wie sie den Trailer zum ersten Mal schauen und dabei völlig ausflippen. Aber damit nicht genug: Gerade haben Lee Pace, Orlando Bloom und Evangeline Lilly ein Video veröffentlich, wie sie den Fans dabei zuschauen, wie diese sich den Trailer anschauen (siehe Video unten). Bei so viel Meta-Spaß fragen wir natürlich gleich mal persönlich nach…
FILMSTARTS: Wir hatten gerade sehr viel Spaß mit eurem Video, in dem ihr auf den YouTube-Clip reagiert. Wie einschüchternd war es denn, zu einem Franchise mit solch leidenschaftlichen Fans zu stoßen?
Evangeline Lilly: Gar nicht, denn ich habe sechs Jahre in der TV-Serie „Lost“ mitgespielt. Das war ähnlich intensiv, bei dieser Art von Fan Base fühle ich mich also gleich wie Zuhause.
FILMSTARTS: Aber wie genau gehst du denn mit einem solchen Phänomen um? Es könnte einem ja auch das Leben zur Hölle machen.
Evangeline Lilly: Das war es auch in den ersten zwei Jahren von „Lost“, aber dann habe ich langsam gelernt, alles ein wenig besser zu navigieren. Ich habe erst kürzlich jemandem erzählt, dass ich mir gewünscht hätte, dass ich damals schon bei „Lost“ die Erfahrungen gehabt hätte, die mir nun bei „Der Hobbit“ sehr geholfen haben. Denn ich weiß jetzt, wie ich mich vorbereiten muss, was mich erwartet. Es ist heute viel weniger einschüchternd. Das gibt mir auch die Freiheit, das alles mehr zu genießen, denn bei „Lost“ war ich so überfordert, dass ich den ganzen Trubel komplett abgelehnt habe. Ich hatte Null Interesse, im Scheinwerferlicht zu stehen oder die Aufmerksamkeit der Fans zu bekommen. Und auch jetzt fordere ich es nicht unbedingt heraus, ich bewahre mir so viel von meinem Privatleben wie möglich, aber es macht mir zumindest viel weniger Angst.
FILMSTARTS: Einige der Schauspieler sind ja schon von Anfang an bei der Mittelerde-Saga dabei. Wie war es für euch anders, die ihr jetzt bei „Der Hobbit“ neu dazugekommen seid?
Evangeline Lilly: Der Cast von „Der Herr der Ringe“ hat sich damals auf etwas vollkommen Unbekanntes eingelassen. Sie wussten nicht, dass es ein solchen Phänomen und eine der legendären Trilogien der Kinogeschichte werden würde. Als ich hinzugekommen bin, war es hingegen eine sichere Sache. Wir wissen, der Film wird ein Erfolg, und wir wissen, dass niemand Mittelerde so erschaffen kann wie Peter Jackson.
FILMSTARTS: Du hast mal erzählt, dass du schon ein wenig Angst hattest, weil dein Charakter Tauriel extra für die Filme in die Geschichte eingefügt wurde. Wie denkst du nun, wo der erste Trailer mit ihr darin rausgekommen ist?
Evangeline Lilly: Ich bin zuversichtlicher, auch wenn diese Zuversicht wahrscheinlich nicht ganz berechtigt ist (lacht). Aber die Fans haben wirklich positiv auf die Szenen mit ihr im Trailer reagiert. Ich denke einfach, die Zuschauer freuen sich darauf, einen weiblichen Action-Elfen zu sehen, denn so etwas gab es ja bisher in Mittelerde noch nicht.
FILMSTARTS: Inwieweit warst du denn in die Kreation des Charakters involviert?
Evangeline Lilly: Ich war von ganz, ganz, ganz zu Beginn mit in die Kreation von Tauriel eingebunden – von ihrer Persönlichkeit über ihr Aussehen bis hin zu ihren Beziehungen zu den anderen Charakteren. Zum Beispiel war ihr Haar zunächst sehr viel brauner, Kastanienbraun um genau zu sein. Aber ich habe um strahlend rotes Haar gebettelt. Wir sind dann irgendwo in der Mitte gelandet.
FILMSTARTS: Wie sah denn das Training für die Rolle aus?
Evangeline Lilly: Als ich mit der Vorbereitung auf den Dreh begonnen habe, waren gerade mal drei Monate seit der Geburt meines Sohnes vergangen. Mein Körper war also nicht so, wie mein Körper eigentlich ist. Meine Hüften waren verschoben und ich war sehr unmuskulös, denn während der Schwangerschaft habe ich natürlich keine Gewichte gestemmt. Außerdem habe ich noch gestillt und deshalb einen sehr sitzhaften Lebensstil bestehend aus Essen und Füttern geführt. Es war also für mich eine physische Herausforderung und ich musste eine Menge Stunttraining absolvieren. Normalerweise hätte ich auch wieder Krafttraining gemacht, um all die Muskeln aufzubauen, die man braucht, um einen Pfeil korrekt abzuschießen und mit zwei Messern herumzuwirbeln. Aber bei zu viel Krafttraining besteht die Gefahr, dass man seine Milch verliert. Also habe ich es sein lassen und nur das Stunttraining gemacht. So bin ich am Set aufgetaucht und habe auf das Beste gehofft. Aber nun, wo ich den Trailer gesehen habe, ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen: Es sieht gar nicht so merkwürdig aus, wie es sich angefühlt hat.
FILMSTARTS: An den Szenen für die abschließende „Schlacht der Fünf Heere“ wird aktuell immer noch geschrieben. Wie viel weißt du denn schon darüber, was Tauriel in der Schlacht alles zu tun haben wird?
Evangeline Lilly: Eigentlich weiß ich nur, was wir bisher gedreht haben. Zum Beispiel haben wir in dieser Woche an einer Szene gearbeitet, in der Thranduil das Schlachtfeld verlassen will, um von seiner Armee zu retten, was noch von ihr übrig ist. Aber ich stelle mich in seinen Weg und bestehe darauf, dass er weiterhin den Zwergen hilft. Legolas ist in der Szene auch dabei und es ist ein großer Spaß, wenn drei Elfen in einen Konflikt geraten. Denn eigentlich sieht man Elfen nie untereinander kämpfen. Aber wenn es dann doch mal passiert, dann werden auch Waffen gezogen. Es wird wirklich schmutzig!
FILMSTARTS: Wen bewunderst du bei dieser Produktion am meisten, Peter Jackson einmal ausgenommen?
Evangeline Lilly: Es mag nach einer einschmeichelnden Antwort klingen, aber es ist wirklich Fran Walsh. Sie ist der unbesungene Held dieser Filme und eine sehr schüchterne Person, die sich aus dem Scheinwerferlicht heraushält. Peter kümmert sich für sie darum, weil er sie liebt und vor zu viel Aufmerksamkeit beschützen will. Aber als ich sie kennengelernt habe, war es eine echte Überraschung, denn für mich verkörpert sie die ultimative Frauenpower. Ich denke zum Beispiel nicht, dass Tauriel im Film weibliche Stärke verkörpert, sie verkörpert männliche Stärke. Wenn Frauen in Filmen um sich schießen und Leute vermöbeln, dann repräsentieren sie für mich nicht weibliche Stärke. Selbst wenn sie als Ikonen der feministischen Bewegung fungieren, repräsentieren sie eigentlich nur Frauen, die versuchen sich wie ein Mann zu benehmen. Das ist für mich nicht bedeutsam. Aber wenn ich eine Frau wie Fran Walsh sehe, die so mitfühlend ist bis zu dem Punkt, wo sie Tränen in den Augen hat, wenn sie von den Verletzungen, den Ängsten oder Schmerzen von anderen auch nur hört. Sie fühlt, was sie fühlen, und bietet augenblicklich ihre Hilfe an. Sie ist außerdem ein sehr intelligenter Denker und kann Storys so herunterbrechen, wie ihr sie nun in diesen drei Filmen sehen könnt. All diese Dinge, die sie soft und verwundbar machen, sind für mich auch die Dinge, die sie so kraftvoll machen. Ich sehe sie an und denke: „Ich wünsche mir, dass es mehr solche weibliche Charaktere in Filmen geben würde.“
„Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“ startet am 10. Dezember in den deutschen Kinos!