Platz 75: „Die Bourne Verschwörung“
(Paul Greengrass, USA 2004)
Mit „Die Bourne Verschwörung“ gelang Paul Greengrass eine Fortsetzung des äußerst erfolgreichen Agenten-Action-Thrillers „Die Bourne Identität“ von Doug Liman, die dem ersten Teil keineswegs nachsteht. Im Handlungsmittelpunkt steht wieder der ehemalige CIA-Killer Jason Bourne, dem jede Erinnerung an seine ursprüngliche Identität fehlt und der inzwischen vom Jäger zum Gejagten geworden ist. Erneut glänzt der Film durch moderne Actionszenen, welche die damaligen James-Bond-Filme bereits ein wenig alt aussehen ließen. Neu ist auch, dass die Hauptperson in einem Agenten-Thriller kein makelloser Held, sondern ein Mann mit Gedächtnisverlust ist. Die Jason-Bourne-Filme haben das bis dahin recht klassische Genre erneuert und ins neue Jahrtausend gebeamt! Einziger Wermutstropfen: Franka Potente, die im ersten Teil die zweite Hauptrolle im Film hatte, erhält in der Fortsetzung deutlich weniger Leinwandzeit.
Platz 74: „Edge Of Tomorrow“
(Doug Liman, USA, Australien 2014)
In „Edge of Tomorrow“ schickt Regisseur Doug Liman Tom Cruise als Major William „Bill“ Cage in den Kampf gegen eine gnadenlose Alien-Übermacht. Die hat bereits den größten Teil Kontinentaleuropas überrannt und soll jetzt mit Hilfe einer gigantischen in der Normandie gelandeten Alliierten-Armee besiegt werden. Bereits hier zeigt sich der hohe Ironie-Gehalt dieses Sci-Fi-Films: Fiese Aliens als heimliche Nazi-Wiedergänger sind schon eine recht krude Idee. Hinzu kommt, dass der Actioner nicht einfach ein weiteres Tom-Cruise-Starvehikel ist, sondern gekonnt mit genau dem bekannten Starimage des Schauspielers spielt. Der von Cruise verkörperte Major Cage ist nämlich alles andere als ein geborener Held, sondern ein verweichlichter Drückeberger, der zum Kampfeinsatz gezwungen werden muss. Aber es kommt noch viel dicker, denn ausgerechnet bei der fatalen Schlacht in der Normandie gerät Bill in eine nicht minder fatale Zeitschleife hinein wie sie ein anderer Bill - nämlich Bill Murray - 1993 in „…und täglich grüßt das Murmeltier“ erlebte. So verbindet „Edge of Tomorrow“ brachiale Alien-Action mit einem richtig smarten Skript.
Platz 73: „Hardcore“
(Ilya Naishuller, USA, Russland 2015)
Der FILMSTARTS-Kritiker hat „Hardcore“ als „Party-Action-Splatterfilm“ bezeichnet und Ilya Nayshullers originelle Egoshooter-Adrenalinbombe damit treffend auf den Punkt gebracht. Das Besondere ist hier vor allem die konsequent durchgehaltene Ich-Perspektive: Der Zuschauer erlebt den ganzen Film aus der Sicht des kybernetischen Supersoldaten Henry und „erwacht“ zu Beginn mit ihm in einem Labor. Dort wird erst an ihm herumgeschraubt, ehe ein paar Fieslinge auftauchen, die ihm nach dem Leben trachten. Wenig später stürzt Henry auf der Flucht aus einem Flugzeug… Der mit den neuesten GoPro-Kameras gefilmte „Hardcore“ bietet nie gesehene Blickwinkel, gnadenlose Gewalt, irres Tempo und atemlose Action in den Straßen Moskaus – garniert mit coolen Splattereffekten und schwärzestem Humor.
Platz 72: „Outrage“
(Takeshi Kitano, Japan 2010)
Takeshi Kitano ist einer jener Filmemacher, die das Yakuza-Genre zur Perfektion gebracht haben. Brutale Werke über japanische Gangsterbanden wie „Sonatine“ oder „Hana-Bi“ bescherten ihm internationalen Ruhm. Nachdem er sich über ein Jahrzehnt mit anderen Projekten beschäftigte, kehrte Kitano schließlich mit „Outrage“ wieder zu seinen Wurzeln zurück - und spaltete das Publikum gnadenlos: Im Rahmen einer Umstrukturierungsmaßnahme entschließt sich Gangsterboss Sekiuchi (Soichiro Kitamura), zwei eigentlich befreundete Clans gegeneinander aufzuhetzen. Otomo (Takeshi Kitano), Mitglied eines dieser Clans, durchschaut die Machenschaften der Führungsetage schnell, doch er stoppt das Blutvergießen nicht - bis auch er ins Fadenkreuz gerät… Kitano inszeniert rasant und brutal, fast im Minutentakt werden die Karten neu gemischt. Dabei verzichtet Kitano auf einen klassischen Plot und porträtiert auch die Protagonisten (oder vielmehr Antagonisten!) erschreckend unterkühlt und sachlich. Lediglich die teils exzessive Gewalt zieht sich als klare Konstante durch den abgrundtief bösen Yakuza-Streifen - und bringt selbst die eingefleischtesten Kitano-Fans dazu, sich schockiert die Hand vor die Augen zu halten. Der ultrabrutale „Outrage“ ist gewollt fragmentarisch, unkonventionell und schockierend: ein klarer Fall von „love it or hate it“.
Platz 71: „Bullet In The Head“
(John Woo, Hongkong 1990)
Das wohl ambitionierteste Projekt von Hongkong-Kultregisseur John Woo war zu seinem Leidwesen auch sein größter Flop an den Kinokassen. Angesichts der zutiefst pessimistischen und brutalen Story um drei Freunde, die in den 1960er Jahren nach Vietnam fliehen und dort förmlich dem Goldrausch erliegen, ist das magere Einspielergebnis ein Stück weit verständlich - aber keineswegs verdient! Denn obgleich „Bullet In The Head“ wirklich an die Substanz geht, ist das emotionale und schonungslose Werk vor allem optisch ein Genuss. Woo inszeniert Straßenschlachten, Demonstrationen und Schlachtszenen, die unter die Haut gehen: Zeitlupensequenzen, unerbittlicher Kugelhagel, zersplittertes Glas. Die ästhetischen Gewaltszenen verkommen nie zum Selbstzweck und wurden später von den Wachowskis für „Matrix“ amerikanisiert. Es ist wahrhaft harte Kost, die John Woo mit „Bullet In The Head“ ablieferte - so hart, dass die deutsche Version jahrelang auf dem Index stand und zunächst lediglich in einer 30 Minuten (!) kürzeren DVD-Fassung veröffentlicht wurde.