Platz 55: „Warrior“
(Gavin O'Connor, USA 2011)
Handlung und Figurenzeichnung sind nicht selten die Achillesferse von Martial-Arts-Filmen. Meistens reicht es schon, dass sich ein paar Typen nicht riechen können, um das Gewaltfeuerwerk zu rechtfertigen. Filmperlen wie „Warrior“ beweisen jedoch, dass figurengetriebenes Drama und Kampfsport-Action keineswegs natürliche Gegensätze darstellen, sondern gemeinsam einen berauschenden Trip voller Blut, Schweiß und bitteren Männertränen in Gang setzen können. Mit „Warrior“ erzählt Regisseur und Drehbuchautor Gavin O’Connor die Geschichte einer zersplitterten Familie, welche über die Versäumnisse der Vergangenheit hinwegzukommen versucht. Ganz oberflächlich betrachtet geht es um Paddy Conlon (Nick Nolte) und seine beiden Söhne Brendan (Joel Edgerton) und Tommy (Tom Hardy), die beide an einem Mixed-Martial-Arts-Turnier teilnehmen. Der unausweichliche, obligatorische Showdown darf dabei natürlich nicht fehlen. Doch unter der simpel anmutenden Oberfläche brodelt es. Denn nicht nur sind die Kämpfe natürlich hinreißend intensiv inszeniert und führen in puncto realistisch wirkender, packender Kampfsportszenen die Tradition von „Rocky“ und „Wie ein wilder Stier“ fort. Wie auch schon in diesen Filmen ist die Action nicht nur Selbstzweck, sondern vielmehr der Katalysator für die Dramatik zwischen dem herausragend aufspielenden Männertrio. Während Nolte einen herzzerreißenden, gebrochenen alten Mann gibt, drücken Hardy und Edgerton den Schmerz der Söhne im Ring aus. Noch nie haben Schauspieler in einem Kampfsportfilm eine vergleichbare Tour de Force der physischen und gleichermaßen psychischen Strapazen abgeliefert wie hier. Vor allem Tom Hardy gelingt es auf magische Art, so viel dieser über die Jahre angestaute Wut und Enttäuschung einerseits in den Dialogen auf erstaunlich subtile Weise zum Ausdruck zu bringen, nur um dann andererseits im Ring vor Kraft und Brutalität zu explodieren, sodass es einem den Atem verschlägt. Doch auch Edgerton brilliert als sensibler aber knallharter Hinterhofkämpfer, den die Geldnot und Sorge um seine Familie antreibt, ihn sogar den Kampf mit seinem eigenen Bruder aufnehmen lässt. Die Tiefe und Tragweite der Figuren, ihre Ängste und Nöte, verleihen der ohnehin grandiosen Prügel-Action somit Bedeutung und Gewicht.
Platz 54: „Crank 2: High Voltage“
(Mark Neveldine, Brian Taylor, USA 2009)
Der Titel ist in diesem irrwitzigen Highspeed-Actiontrip Programm: Dem bemitleidenswerten Protagonisten (von Jason Statham mit seinem gewohnten stoischen Pragmatismus verkörpert) wurde diesmal das Herz herausoperiert und stattdessen ein batteriebetriebenes Plastikherz eingepflanzt, das er regelmäßig mit Strom versorgen muss, wenn er am Leben bleiben will. Auf der Jagd nach den Organdieben muss er alle Energiequellen anzapfen, die er finden kann… So abgefahren wie die Prämisse ist der ganze Film des Duos Mark Neveldine und Brian Taylor, das gegenüber dem ersten Teil noch eine Schippe drauflegt, sich lustvoll durch die Popkultur wildert und nonstop einen verrückten Einfall auf den anderen folgen lässt.
Platz 53: „96 Hours“
(Pierre Morel, Frankreich 2008)
Was Luc Besson 2009 als Produzent auf die Kinoleinwände dieser Welt brachte, kann eigentlich nur mit dem Wort „Actionfeuerwerk“ umschrieben werden. Ein von Beschützerinstinkt und Rachedurst getriebener Ein-Mann-Orkan Liam Neeson prügelt, schießt und foltert sich in allerbester B-Movie-Manier durch Paris und pfeift dabei auf moralische Verpflichtungen. Was sind schon „Kollateralschäden“, wenn es um das Leben der eigenen Tochter (Maggie Grace) geht? Der Verzicht des Regisseurs Pierre Morel auf tiefgründigen Ballast funktioniert in diesem Actioninferno wunderbar und der Erfolg an den Kinokassen gibt ihm Recht. Liam Neeson fackelt nicht lange und mäht seine Kontrahenten mit gnadenloser Härte nieder. Mit „96 Hours“ konnte sich der Ire endgültig als Actionheld empfehlen. Schon legendär ist seine Ansprache an die Entführer, die besser genauer zugehört hätten: „I don't know who you are. I don't know what you want. If you are looking for ransom, I can tell you I don't have money. But what I do have is a very particular set of skills; skills I have acquired over a very long career. Skills that make me a nightmare for people like you. If you let my daughter go now, that'll be the end of it. I will not look for you, I will not pursue you. But if you don't, I will look for you, I will find you, and I will kill you."
Platz 52: „John Wick“
(Chad Stahelski, David Leitch, USA 2014)
In „Matrix“ machte er bei der berühmten Bullet Time eine hervorragende Figur und schwebte förmlich durch die bahnbrechenden Actionszenen. 15 Jahre später erfand sich Keanu Reeves als Gun-Fu-Virtuose noch einmal neu. Als Auftragskiller John Wick, der für einen persönlichen Rachefeldzug aus dem Ruhestand zurückehrt, ist er ein Meister in diesem Zusammenspiel aus Kampfkunst und Feuerwaffeneinsatz. Auch am Steuer seines Vintage-Autos zeigt Reeves vollen Einsatz und lässt sich nur im Extremfall von Stuntexperten vertreten. Das Regieduo Chad Stahelski und David Leitch sorgt indes mit seinem originellen Setting einer künstlichen Gangster-Parallelwelt und den ausgeklügelten Action-Choreografien für die optischen Reize. Das Prunkstück ist ein ausgedehntes Todesballett in einem neonleuchtenden Spa-Nachtclub, das sie unter Einsatz von Superzeitlupe und kernigen Onelinern zelebrieren.
Platz 51: „The Raid“
(Gareth Evans, Indonesien, USA 2011)
Ein indonesisches Hochhaus, ein knallharter Cop und eine ganze Armee mordlustiger Gangster – das sind quasi die einzigen Zutaten in Gareth Evans‘ „The Raid“. Dass es der aus Wales stammende Regisseur damit tatsächlich schafft, ein mehr als 100-minütiges, mörderisch spannendes und unglaublich intensives Actionfeuerwerk abzubrennen, spricht eindeutig für sein großes Talent. Virtuos reiht er Actionszene an Actionszene und variiert dabei geschickt zwischen packenden Mann-gegen-Mann-Duellen und ausufernden Massenkeilereien, rasanten Verfolgungsjagden und stilvollen Schusswechseln. In den hammerharten und ultrabrutalen Martial-Arts-Kämpfen darf Hauptdarsteller Iko Uwais sein ganzes Können zeigen.