Platz 30: „Hero“
(Zhang Yimou, China 2002)
In seinem Martial-Arts-Kunstwerk erzählt Zhang Yimou („The Great Wall“) in berauschenden Bildern eine Geschichte aus der Zeit der chinesischen Reichsgründung im dritten Jahrhundert vor Christus: Eines Tages taucht ein Namenloser (Jet Li) am Hof des grausamen Königs von Qin (Chen Dao Ming) auf und behauptet, drei Attentäter, die den Herrscher umbringen wollten, zur Strecke gebracht zu haben. Die Schilderungen des Fremden fächert Zhang in drei Episoden auf, eine blaue, eine rote und eine weiße. Zu dem suggestiven Spiel der Farben gesellen sich unvergessliche, meisterlich stilisierte Action-Momente – ein opulentes und ambivalentes Helden-Epos voller Romantik, Witz und Tragik.
Platz 29: „Nikita“
(Luc Besson, Frankreich, Italien 1990)
Die drogensüchtige Nikita, die zur Polizistenmörderin wird und schließlich von einer Spezialabteilung des Geheimdiensts eine neue Identität als Auftragsmörderin für den Staat verpasst bekommt, ist wahrscheinlich die schillerndste unter all den starken Frauenfiguren im Werk des umtriebigen Franzosen Luc Besson. Anne Parillaud gewann für ihr Porträt einer Frau in einem tragischen Dilemma sogar den César und heute ist es auch vor allem die emotionale Wucht des Films, die nach wie vor beeindruckt. Die in kalten Bildern präsentierten und mit eingängiger Synthesizer-Musik untermalten Action-Szenen sind reißerisch und druckvoll umgesetzt, aber vor allem sind sie ein integraler Bestandteil eines herzzerreißenden sentimentalen Dramas.
Platz 28: „Face/Off – Im Körper des Feindes“
(John Woo, USA 1997)
Nachdem er mit „Harte Ziele“ und „Operation: Broken Arrow“ zwei knackige B-Movies abgeliefert hatte, bekam Hongkong-Action-Experte John Woo mit „Im Körper des Feindes“ die Chance, sein Steckenpferd des melodramatischen Actionfilms zu voller Hollywood-Blüte zu treiben. Er nutzte sie und hübschte das gewitzte Skript über den Gesichtstausch eines Spezialagenten (John Travolta) und eines Top-Terroristen (Nicolas Cage) mit seinen üblichen Spielereien gewaltig auf. Beidhändiges Ballern, Male-Bonding, weiße Tauben, Zeitlupenmassaker – hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Das größte Plus dürfte indessen das exzessive und schrankenlose Overacting seiner Hauptdarsteller sein. So liefert Nicolas „Wicker Man“ Cage hier eine frühe Version seine später legendären „Eigeninterpretationen“ seiner Rollen ab, während John Travolta mit den Augen rollt, als läge er gerade auf einer Massage-Bank. Das macht Spaß, reißt mit und hilft, den etwas kuriosen Plot nicht zu ernst zu nehmen. Ein Klassiker des 90er-Jahre-Actionkinos.
Platz 27: „RoboCop“
(Paul Verhoeven, USA 1987)
Bereits in seiner niederländischen Heimat hat Paul Verhoeven als Provokateur sondergleichen von sich reden gemacht. Mit dem derben Beziehungsdrama „Türkische Früchte“, dem sarkastischen Widerstandepos „Der Soldat von Oranien“ sowie dem Erotik-Thriller „Der vierte Mann“ machte er klar, dass ihn die Grenzen des guten Geschmacks nur peripher interessierten und bei seinen Filmen eine untergeordnete Rollen spielen. Nach seinem internationalen Debüt „Flesh and Blood“ wurde deutlich, dass er seiner Lust am Exzess auch in englischer Sprache treu bleiben würde, doch konnte nichts die Filmwelt darauf vorbereiten, mit welcher Wut, welcher Wucht und welchem Wahnwitz er 1987 mit „RoboCop“ das Mainstream-Actionkino aufmischen würde. Was leicht ein seichtes Robotor-B-Movie nach Schema F hätte werden können, geriet in seinen unheiligen Händen zu einer satirisch aufgeladenen, mit Seitenhieben wie mit Splatter nicht sparsam umgehenden Wuchtbrumme von einem filmischen Inferno, das in seiner kompromisslosen Härte und seinem garstigen Humor bis heute schlucken lässt. Wenn Peter Weller hier als verstorbener Polizist Murphy von einem Rüstungsunternehmen wieder zusammengeschraubt wird, um als Superpolizist durch die Straßen eines futuristischen Detroit zu wüten, gemahnt das nur auf den ersten Blick an die zeitgenössischen Vigilanten-Actioner jener Tage. Unter der Oberfläche übt Verhoeven schärfste Kritik an militaristischem Säbelgerassel und faschistischen Law-and-Order-Floskeln.
Platz 26: „Exiled“
(Johnnie To, Hongkong 2006)
„Exiled“ ist Actionkino in Perfektion. Johnnie To zitiert Regielegenden wie Sam Peckinpah, Sergio Leone oder John Woo und inszeniert Schießereien, die an Virtuosität und Originalität fast nicht zu überbieten sind. Ein Bleiballett, bei dem in unglaublicher Schönheit gestorben wird. Der in der Gegenwart der chinesischen Sonderverwaltungszone Macao angesiedelte Action-Western um fünf ehemalige Freunde, allesamt Gangster, die noch ein letztes Ding drehen müssen, strotzt nur so von Coolness: Protagonisten, die sich ihren Widersachern lachend in den Weg stellen, als wären sie unverwundbare Superhelden; in Zeitlupe durch die Luft schwirrende Kugeln, Gegenstände und durchsiebte Körper; ein Notarzt, der seinen Patienten weiterversorgt, während der sich erneut ins Feuergefecht stürzt - all das würde in den Händen eines weniger begabten Regisseurs mächtig bemüht wirken, bei To ist es einfach nur atemberaubend. Mit „Exiled“ profiliert sich To, der seine Meisterschaft auch in Filmen wie „The Mission“, „Breaking News“, „The Sparrow“ oder „Election“ unter Beweis gestellt hat, ein weiteres Mal als einer der größten Stilisten des Action-Kinos.