Platz 35: „Snowpiercer“
(Bong Joon-ho, Südkorea, USA 2013)
Die Erde ist in Eis und Schnee versunken, die wenigen Überlebenden sind zu endloser Fahrt in einem niemals haltenden Zug verdammt. In seiner international co-produzierten Verfilmung der französischen Graphic Novel „Schneekreuzer“ porträtiert der koreanische Meisterregisseur Bong Joon-ho („The Host“, „Memories Of Murder“) einen streng hierarchisch organisierten gesellschaftlichen Mikrokosmos in einem Endzeitszenario auf engem Raum. Vom Katastrophenfilm über ein Klassenkampfdrama bis zum absurden Theater streift er dabei eine ganze Reihe von Genres, die inszenatorischen Glanzstücke in dieser reichhaltigen Mischung sind aber die ebenso originell wie vielsagend choreografierten Actionszenen. Bei einem Schusswechsel über mehrere Waggons hinweg kommt es im rasenden Zug zu einem poetischen Moment der Entschleunigung, ein anderes Mal scheint mitten in einem brutalen Kampf bei völliger Dunkelheit die Zeit stillzustehen, ehe die Hölle losbricht.
Platz 34: „Driver“
(Walter Hill, USA 1978)
Walter Hill hat es in allerlei verschiedenen Funktionen zu einer der größten Triebfedern des modernen Action- und Genre-Kinos gebracht. Als Drehbuchautor zeichnete er für Sam Peckinpahs „The Getaway“ verantwortlich und als Produzent half er, Ridley Scotts „Alien“ auf die Beine zu stellen. In die Filmgeschichte wird er jedoch vor allem als ein großer Autorenfilmer und Strukturalist des Actionkinos eingehen. Hill weiß, worauf es ankommt. Seine Welten sind sorgsam formierte Schachbretter, in denen alle Figuren ihre festen Plätze haben und nur den Regeln des Spiels folgen. Bereits in seinem Frühwerk „Driver“ führte er dieses Prinzip mit beispielhafter Konsequenz vor. In der archetypischen Unterwelt, die hier skizziert wird sind Beweggründe oder Lebensläufe der Antihelden und Schurken absolut gleichgültig. Eine jede Figur wird schon in der Namensgebung völlig auf ihre Funktion innerhalb des Films reduziert. Da gibt es den zwielichtigen „Bullen“ (Bruce Dern), die „Spielerin“ (Isabelle Adjani), zahlreiche Schergen und natürlich den „Driver“ (Ryan O'Neal) der ins Fadenkreuz aller gerät, jedoch immer mit heißem Reifen die Nase vorn hat. Hills Film funktioniert dabei sowohl als kluges Spiel mit Zeichen und Symbolen als auch als packender Actionfilm mit Seventies-Flair.
Platz 33: „The Raid 2“
(Gareth Evans, Indonesien 2014)
2011 kämpfte sich das indonesische Kino mit äußerst hartem Handkantenschlag in das Bewusstsein der globalen Actionfilm-Fangemeinde: „The Raid“ ist ein harter, kleiner dreckiger Film, der mit ebenso rasanten wie und unbarmherzigen Martial-Arts-Kampfszenen wettmacht, was ihm an Raffinesse fehlt. 2014 legte der Exil-Waliser Gareth Evans mit dem eine ganze Stunde längeren „The Raid 2“ nach. Der Großteil der zusätzlichen Laufzeit ging in eine Handlung, die diesen Namen – im Gegensatz zum Vorgänger - auch verdient. „The Raid 2“ ist ein komplexes Gangsterepos, das sich kaum vor den berühmten Klassikern verstecken muss. Zudem bietet Evans hier optisch nicht erneut ein schmuddeliges Grau-in-Grau, sondern einen etwas verkommenen asiatischen Gangster-Chic, der in seinen besten Momenten gar an Nicolas Winding Refns Augenschmaus „Only God Forgives“ erinnert. - Und die Action? „The Raid“ war bereits ein knüppelharter Knochenbrecher, aber „The Raid 2“ toppt seinen Vorgänger auch in Sachen roher Brutalität. Hier wird nicht nur ein Gesicht mit dem Baseballschläger weggeschlagen, hier bleibt der Schläger gleich im Kopf stecken. Noch Fragen?
Platz 32: „Bullitt“
(Peter Yates, USA 1968)
Zwei Worte: Steve McQueen! Ohne große Rede und frei von jedem Manierismus etablierte der Kultschauspieler mit seinem Auftritt in Peter Yates‘ Klassiker des Cop-Films einen neuen Typus des Actionhelden, der bis heute gültig und beliebt ist, jedoch nur noch ganz selten so perfekt verkörpert wurde wie in „Bullitt“. Der von McQueen gespielte Detective, der nach der Ermordung eines Kronzeugen eine Privatvendetta mit einem Verbrechersyndikat vom Zaun bricht, zeichnet sich neben seiner Unnachgiebigkeit und Eleganz vor allem durch seine eiskalte Souveränität aus, mit der er sich durch den Großstadtdschungel bewegt und bei Gefahren blitzschnell das Ruder zu seinen Gunsten wendet. Das bekommen auch zwei gedungene Killer zu spüren, die den coolen Cop zur Halbzeit mit dem Auto verfolgen und auf die Hörner nehmen wollen. Im Nu hat Bullitt seine Verfolger aufs Glatteis geführt und wird vom Gejagten zum Jäger und auch die nun folgende, bis heute Ehrfurcht gebietende Verfolgungsjagd lässt ihn nicht einmal mit der Wimper zucken. Die Abgeklärtheit, mit der Yates seinen Star auftreten und ermitteln lässt, weckt beizeiten Erinnerungen an die Nouvelle-Vague-Experimente eines Jean-Pierre Melville. Wie dessen einsame Streiter aus Frankreich ist auch dieser Bullitt ein moderner Samurai, der nur für die präzise Ausführung seines Jobs lebt. Das macht ihn als Mensch zum Mysterium – und zugleich zum perfekten Actionhelden.
Platz 31: „James Bond 007 - Skyfall“
(Sam Mendes, USA, Großbritannien, 2012)
Es fing so schön an. Da wurde das unter der Brosnan-Ägide lahm und fad gewordenen Bond-Franchise mit dem Daniel-Craig-Auftakt „Casino Royale“ so flott und agil auf den Pfad der Tugend gebracht und dann drohte die Ära Craig gleich nach dem umstrittenen Zweitling „Ein Quantum Trost“ schon wieder leckzuschlagen. Dazu führte eine Reihe von Fehlkalkulationen bei MGM fast zum Tode der 007-Reihe. Der nächste Streifen musste einfach ein Hit werden. Zum Glück hatte man mit Star-Regisseur Sam Mendes den richtigen Mann an Bord, um zwischen Tradition und Fortschritt zu vermitteln und konnte die Reihe mit „Skyfall“ wieder auf Trab bringen. Wuchtig wie eh und je geht es mit einer brachialen Verfolgungsjagd los und steigert sich von dort an kontinuierlich. Ein Film, der beweist, dass man den Doppelnull-Agenten einfach nie abschreiben sollte. „Skyfall“ ist zum 50. Geburtstag des Franchise ein mehr als würdiger Jubiläums-Bond. Kühl und perfekt inszeniert. Nie war Bond actionlastiger als in der Ära Daniel Craig!