Platz 70: „Stadt der Gewalt“
(Derek Yee, Hongkong 2009)
Wer an Jackie Chan denkt, hat vermutlich zunächst den akrobatischen Witzbold aus Komödien wie „Rush Hour“ oder „Shang-High Noon“ vor Augen. Zu Recht, denn mit diesen Filmen punktete der Martial-Arts-Virtuose an den hiesigen Kinokassen am meisten. Doch hin und wieder agierte Jackie Chan auch in sehr ernsten, ehrlichen und niederschmetternd brutalen Filmen. Einer davon ist „Stadt der Gewalt“, in dem Chan den chinesischen Flüchtling Steelhead verkörpert, der in Japan ein neues Leben anfangen will. Sein Traum platzt jedoch jäh, als er in Tokios dreckigem Vergnügungsviertel Shinjuku landet, wo er sich mit kriminellen Machenschaften über Wasser hält und den chinesischen Widerstand aufbaut. Als jedoch weitere Banden und brutale Kleingangster in den Konflikt involviert werden, kann Steelhead dem Strudel der Gewalt nicht mehr entkommen... Für viele Zuschauer wird der Anblick von Chan in einem derart bitteren und schonungslos realistischen Setting befremdlich wirken. Anstatt gekonnt seine Widersacher mit akrobatischen Moves auszuschalten, prügelt der Protagonist angsterfüllt mit Macheten und Stöcken auf seine Angreifer ein, sichtbar werden Körperteile abgetrennt, auch die brutale Folter von Flüchtlingen wird immer wieder ins Bild gerückt. Jackie Chan ist der Mittelpunkt dieses schonungslosen Films und überzeugt mit schmerzverzerrtem und zutiefst ängstlichem Gesicht in jeder Sekunde.
Platz 69: „Das Kartell“
(Phillip Noyce, USA 1994)
CIA-Direktor Jack Ryan (Harrison Ford) steht vor einem großen Fall: Ein ermordeter Freund des US-Präsidenten stellt sich als Geldwäscher für das kolumbianische Drogenkartell heraus. Eine illegal operierende Spezialeinheit des CIA wird nach Kolumbien geschickt, um die Drogenbarone auszuschalten. Als jedoch ein Abgesandter des Kartells mit US-Präsidentenberater James Cutter (Harris Yulin) einen Deal aushandelt, wird die Spezialeinheit fallengelassen. Jack Ryan steht zwischen den Fronten: Soll er seinen CIA-Kollegen beistehen und in Kolumbien für Recht und Ordnung sorgen? Phillip Noyces Polit-Actionfilm ist blendende Unterhaltung. Tom Clancys Wälzer „Der Schattenkrieg“, der als Vorlage für „Das Kartell“ diente, wurde mundgerecht auf das Nötigste reduziert, ohne jedoch komplett zum patriotischen Reißer zu verkommen. Das Setting ist klasse, die Action abwechslungsreich und Harrison Ford ist in der Rolle des weltbekannten Agenten (der 2017 in einer neuen Amazon-Serie von John Krasinski verkörpert wird) eine Idealbesetzung. Einen guten Ausgleich zu den temporeichen Szenen bieten die im Hintergrund verhandelten Politintrigen, die „Das Kartell“ deutlich über das eines 08/15-Actioners herausheben.
Platz 68: „Lucy“
(Luc Besson, Frankreich 2014)
Die US-Studentin Lucy gerät in Taipeh in die Fänge eines mysteriösen Gangsters, der sie als Schmugglerin missbrauchen will und ihr einen Beutel mit einer neuartigen Droge in den Unterleib implantieren lässt. Als ihr einer seiner Schergen in den Bauch tritt, wird die Substanz aber bereits in ihrem Körper freigesetzt: Die Droge ermöglicht Lucy, ihre Gehirnkapazität besser auszunutzen, was sowohl ihre Intelligenz als auch ihre körperlichen Fähigkeiten sprunghaft steigert. Luc Besson versieht seine zusammenfabulierte Nonsens-Story mit einem (pseudo-)philosophischen Überbau (einschließlich Zeitreise zu den Dinosauriern) und macht aus ihr das perfekte Vehikel für lustvoll stilisierte Over-the-Top-Action in allen Dimensionen. Und „Black Widow“ Scarlett Johansson ist als Kick-Ass-Highspeed-Powerfrau eine wahre Wonne.
Platz 67: „Breaking News“
(Johnnie To, Hongkong 2004)
Einer der richtig guten Vertreter des Hongkong-Kinos ist Johnnie To, der schon unzählige sehenswerte Genrefilme auf den Markt brachte. Sein stimmigstes und bestes Werk ist dabei der Gauner-gegen-Cops-Actionfilm „Breaking News“. Hier geht es um den jungen Inspektor Cheung (Nick Cheung), dessen Team sich bei einer geplatzten Beschattungsaktion eine erbarmungslose Straßenschießerei mit einer Gangsterbande liefert. Die Ganoven unter der Führung des gewieften Yuen (Richie Ren) können schließlich entkommen und verschanzen sich irgendwo in der Millionenstadt. Cheung kann diesen Rückschlag nicht auf sich sitzen lassen und mobilisiert unzählige Einsatzkräfte gegen die Verbrecher... Allein die siebenminütige Eröffnungssequenz, in der Gauner und Polizisten sich wild beschießen, ist wahnsinnig stark inszeniert - ohne einen einzigen Schnitt, superb choreografiert und enorm packend umgesetzt. Das sehr hohe Tempo wird im Laufe des Films immer wieder an bestimmten Stellen heruntergefahren, um den Zuschauer auf die nächste Konfrontation der Parteien vorzubereiten, die allesamt brutal und extrem spannend ausfallen. Neben den Actionszenen tritt vor allem auch die bissige Medienkritik immer wieder sichtbar in den Mittelpunkt des Films, so instrumentalisieren Polizisten wie auch Gauner die Medien und nutzen sie für die eigenen Zwecke. Inhalt, Story, Umsetzung - in Johnny Tos „Breaking News“ stimmt einfach alles!
Platz 66: „The Rock – Fels der Entscheidung“
(Michael Bay, USA 1996)
In der zweiten Hälfte der 90er Jahre feierte Nicolas Cage den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere – und das nicht zuletzt dank der äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit mit Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer. Michael Bays „The Rock – Fels der Entscheidung“ ist der beste dieser Kassenschlager (es folgten noch „Con Air“ und „Nur noch 60 Sekunden“) und spielte an den Kinokassen mehr als das Vierfache seiner Produktionskosten von 75 Millionen Dollar ein. Heimlicher Star in „The Rock“ ist allerdings ein anderer Schauspieler: Ex-Bond-Darsteller Sean Connery mimt hier einmal mehr einen britischen Agenten – doch stehen die Vorzeichen diesmal anders als in der 007-Reihe. John Patrick Mason (Connery) wurde von der US-Regierung als Spion enttarnt und vorübergehend auf die berühmt-berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz verfrachtet. Als eine Terrorgruppe um General Hummel (Ed Harris) die heutige Touristenattraktion kapert und mit einem Anschlag auf San Francisco droht, begibt sich Mason als ortskundiger Ex-Insasse gemeinsam mit Special Agent Stanley Goodspeed (Cage) auf eine actiongeladene Rettungsmission. Michael Bays zweite Regiearbeit ist bis heute seine überzeugendste und macht als krachende Mischung aus Popcorn-Thriller und Buddy-Movie auch aufgrund der tollen Musik von Hans Zimmer einen Heidenspaß.