Nach Drehbüchern für "Buffy" und "Lost" ist "The Cabin in the Woods" Drew Goddards Debüt als Regisseur. Und was für eins!
FILMSTARTS: Du hast das Drehbuch gemeinsam mit „The Avengers“-Regisseur Joss Whedon entwickelt. Wer von euch beiden hatte die Idee dazu?
Drew Goddard: Joss wollte unbedingt einen Horrorfilm machen und hat mir von seiner Idee zu „The Cabin in the Woods“ erzählt. Ich war begeistert und habe sofort zugestimmt.
FILMSTARTS: Wolltet ihr mit dem Film das Horror-Genre neu erfinden?
Drew Goddard: Das würde ich nicht sagen. Wir wollten einfach einen Horrorfilm machen, weil wir beide Horrorfilme so sehr mögen. Ich denke, wenn man sich vornimmt, etwas neu zu erfinden, kann dabei nichts Gutes herauskommen, weil die nötige Liebe fehlt, die es beim Filmemachen bedarf. Wir sind die Sache eher mit der Einstellung angegangen, den „ultimativen Horrorfilm“ machen zu wollen.
FILMSTARTS: Stimmt es, dass ihr nur drei Tage gebraucht habt, um das Drehbuch zu schreiben?
Drew Goddard: Wir haben monatelang darüber gesprochen und versucht, das Ganze einzugrenzen. Das war schon harte Arbeit. Aber als wir dann den groben Aufbau hatten, haben wir uns in ein Hotelzimmer eingeschlossen, das allein könnten schon drei Tage gewesen sein.
FILMSTARTS: Um die Story von „Cabin in the Woods“ geheim zu halten, habt ihr den Schauspielern für das Vorsprechen ein gefälschtes Drehbuch gegeben…
Drew Goddard (lacht): Ja, das stimmt! Wir haben den Schauspielern erfundene Szenen vorgelegt, weil wir die Story geheim halten wollten.
FILMSTARTS: Ihr habt euch diese gefälschten Szenen selber ausgedacht?
Drew Goddard: Ja, das macht Spaß. Außerdem ist das gängiger Standard in Hollywood: Wenn man eine Story geheim halten möchte, denkt man sich ein paar gefälschte Szenen aus und legt diese den Schauspielern vor.
FILMSTARTS: Da waren dann wohl auch ein paar ziemlich schräge Szenen dabei…
Drew Goddard (lacht): Ja, da waren wirklich ein paar schräge Szenen dabei. Lass mich mal überlegen…. Für die Szene von Holden und Jules haben wir uns ein lästiges Monster im Whirlpool überlegt. Curt und Dana mussten eine Attacke von einem Drachen abwehren, was auch eine ziemlich bizarre Angelegenheit war.
FILMSTARTS: Du hast schon verschiedene Drehbücher für Serien wie „Alias“, „Buffy“ oder „Lost“ geschrieben. Aber „The Cabin in the Woods“ ist nun der erste Film, bei dem du Regie geführt hast. Warum gerade bei diesem Film und wieso hast du dir für diesen Schritt so lange Zeit gelassen?
Drew Goddard: Zum einen muss man sich in Hollywood erst einmal beweisen, bevor einem angeboten wird, auch mal etwas anderes zu machen. Auf der anderen Seite habe ich zu diesem Film auch einen persönlichen Bezug. Ich habe in dem Film die Chance gesehen, mich weiterzuentwickeln und etwas Einzigartiges zu entwickeln. Als Regisseur ist man immer auf der Suche nach neuen Wegen, eine Geschichte zu erzählen. Und hier hatte ich wirklich das Gefühl, das ist neu, das hat noch keiner vor mir gemacht.
FILMSTARTS: Der nächste Film, bei dem du Regie führst, muss also auch etwas vollkommen Neues sein?
Drew Goddard (lacht): Ich hoffe doch, das ist immer das Ziel. Aber umso älter ich werde, desto mehr habe ich realisiert, dass es keine festen Regeln geben kann. Der nächste Film könnte auch ganz einfach gestrickt sein, solange er mich emotional anspricht. Das ist das Einzige, was zählt.
FILMSTARTS: Was für eine Art von Film würdest du denn gerne als nächstes machen?
Drew Goddard: Das weiß ich noch nicht so genau, es muss aber etwas Außergewöhnliches sein. Es gibt kein Genre, das ich ausschließen würde. Ich schätze Filmemacher, die immer mal wieder wechseln.
FILMSTARTS: Was ist dein Lieblingshorrorfilm?
Drew Goddard: Es gibt so viele Filme, die ich mag, aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich John Carpenters „The Thing“ wählen, weil es einfach so ein toller Film ist. Er hat alles, was man braucht: Er ist furchteinflößend, er macht Spaß…. ich liebe einfach alles an diesem Film!
FILMSTARTS: Offenbar haben klassische Horrorfilme wie „The Thing“ dich stark beeinflusst?
Drew Goddard: Absolut. Ich würde sogar sagen, dass ich mich bei „The Cabin in the Woods“ sogar von allen Horrorfilmen habe inspirieren lassen, die ich jemals gesehen habe. John Carpenter, Wes Craven, Sam Raimi… alle Größen aus den 80ern hatten großen Einfluss auf mich, weil ich mir ihren Filmen aufgewachsen bin.
FILMSTARTS: Hast du viele Szenen aus dem Film rausgeschnitten? Können wir auf DVD vielleicht einen noch verrückteren Director´s Cut erwarten?
Drew Goddard (lacht): Nicht wirklich. Die Wahrheit ist: Der jetzige Film ist der Director´s Cut! Das ist wirklich der Film, den ich machen wollte. Alles, was ich rausgeschnitten habe, habe ich rausgeschnitten, weil ich es so wollte. Es gibt ein paar Szenen, die ich rausgeschnitten habe, weil wir sie einfach nicht gebraucht haben für die Geschichte. Aber der Film würde durch sie nicht noch verrückter. Alles, was wir an Verrücktheit hatten, haben wir auch in den Film gepackt (lacht).
FILMSTARTS: Der Film wurde bereits 2009 gedreht, warum hat es drei Jahre gedauert, bis er nun in die Kinos kommt?
Drew Goddard: Wir haben den Film ursprünglich für Metro-Goldwyn-Mayer gedreht. Aber dann ging MGM 2009 aufgrund der Wirtschaftskrise bankrott. Alle Filme von MGM kamen deshalb mit Verspätung in die Kinos, darunter auch „James Bond“ oder „Der Hobbit“. Wir waren davon auch betroffen. Aber letztendlich hat sich ja dann doch alles zum Guten gewendet.
FILMSTARTS: War es nicht der ursprüngliche Plan, den Film in 3D zu zeigen?
Drew Goddard: Nein, das ist noch der Stand von 2009, also aus der Zeit von „Avatar“, als jedes Hollywood-Studio möglichst alle seine Filme in 3D zeigen wollte. Damals wollte MGM, dass Joss und ich den Film in 3D machen, doch wir waren beide dagegen. 3D hat für mich bei diesem Film keinen Sinn gemacht, also haben wir den Film auch nicht in 3D gedreht.
FILMSTARTS: Also hast du keine allgemeine Abneigung gegen 3D?
Drew Goddard: Ich halte „Avatar“ für einen großartigen Film. Wenn man einen Film auf 3D auslegt, kann man damit tolle Sachen machen, aber ich habe „The Cabin in the Woods“ eben nie als 3D-Film geplant.
Dana ist auf der Flucht. Vor was? Das wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten!
Achtung: Ab hier gibt es Spoiler!
FILMSTARTS: Es gibt etliche grandiose Szenen im Film, da kann man sich wirklich nicht entscheiden, welche am besten ist. Für uns vielleicht die Szene, in der Mordecai im Hauptquartier anruft und dort auf Lautsprecher geschaltet wird…
Drew Goddard (lacht): Ja, das war die erste Szene, die wir geschrieben haben. Von da an wussten wir, das ist die Richtung, in die der Film gehen soll…
FILMSTARTS: Was ist denn deine Lieblingsszene im Film?
Drew Goddard (lacht): Das ist wirklich schwer, weil es so viele lustige Szenen im Film gibt. Das war das tolle bei „The Cabin in the Woods“, dass wirklich jede Szene beim Drehen Spaß gemacht hat. Wenn ich eine wählen müsste, würde ich – ohne zu viel zu verraten zu wollen – die Szene nehmen, bei der im Vordergrund eine Cocktailparty stattfindet, während auf den Monitoren im Hintergrund zu sehen ist, wie ein Mädchen grausam attackiert wird. Dieser Gegensatz hat wirklich Spaß gemacht.
FILMSTARTS: Ohne vorgreifen zu wollen, gegen Ende gibt es sehr viele Monster im Film. Welche Kreatur gefällt dir am besten?
Drew Goddard (lacht): Das ist wirklich schwer zu beantworten, weil ich sie alle liebe. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre der Wassermann mein Favorit.
FILMSTARTS: Wenn du es auf den Punkt bringen müsstest: Warum soll man sich „The Cabin in the Woods“ unbedingt anschauen?
Drew Goddard: Wer Horrorfilme mag und mit seinem Date ins Kino geht, um dort zu schreien, zu lachen und Spaß zu haben, für den ist „The Cabin in the Woods“ der richtige Film. Der Film soll den Zuschauern Spaß machen. Wir wollen, dass die Leute genauso viel lachen wie sie sich fürchten.