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    So verneigt sich "Mufasa" vor einem unterschätzten Disney-Sequel
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sidneys Lieblingsfigur ist Donald Duck, sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“ und bereits in der Grundschule las er eine Walt-Disney-Biografie. Wenn er könnte, würde er ins Disneyland auswandern, aber da das nicht geht, muss ihn seine Disney-Sammlung bei Laune halten.

    Noch bevor die „Der König der Löwen“-Geschichte den Sprung vom Zeichentrickmedium rüber in eine fotorealistische Ästhetik wagte, nahm sie sich selbst auf die Schippe – was in „Mufasa: Der König der Löwen“ nun wieder aufgegriffen wird.

    Disneys „Mufasa: Der König der Löwen“ ist im Kern ein Prequel: „Moonlight“-Regisseur Barry Jenkins enthüllt die Kindheitsgeschichte des titelgebenden, weisen Löwen. Darin geht es um die Suche nach Rückhalt, Verständnis und einer wahren Heimat. Allerdings ist „Mufasa: Der König der Löwen“ kein reines Prequel:

    Die Rahmenhandlung setzt nach den Ereignissen aus dem „Der König der Löwen“-Remake von 2019 an. Und mit der zollen Jenkins und Drehbuchautor Jeff Nathanson einem unterschätzten Trickfilm Tribut!

    "Mufasa": Auf den Spuren eines DVD-Verkaufsschlagers

    Im Fokus der „Mufasa“-Rahmenhandlung stehen das Erdmännchen Timon und das Warzenschwein Pumbaa: Sie haben vom Löwenkönig Simba die Aufgabe erhalten, auf seine Tochter Kiara aufzupassen. Also erzählen sie ihr Anekdoten, die wir aus dem filmischen Vorläufer kennen. Bloß, dass es das Duo mit der Wahrheit nicht so genau nimmt.

    Daher schaltet sich der weise Affe Rafiki ein, der zu einer ernsten Erzählung ansetzt – wenngleich sich Timon und Pumbaa weiter mit ironisch-süffisanten Einwürfen einschalten. Disney-Fans dürfte das vage bekannt vorkommen: Die überraschende Vorgeschichte einer beliebten „Der König der Löwen“-Figur, gewürzt mit Meta-Scherzen, Selbstironie und frechen Nacherzählungen bekannter Szenen? Das ist doch „Der König der Löwen 3 – Hakuna Matata“!

    Ursprünglich direkt auf VHS und DVD erschienen, ist die Trickkomödie mittlerweile via Disney+ abrufbar:

    In „Der König der Löwen 3“ treffen sich Timon und Pumbaa zum Filmabend. Während sie sich „Der König der Löwen“ anschauen, verfallen sie in lärmende Gespräche, Lästereien und Meinungsverschiedenheiten. Dann spulen sie zurück – weit zurück, in Timons Kindheit.

    Regisseur Bradley Raymond und Drehbuchautor Tom Rogers skizzieren Timon als Mitglied einer emsigen Erdmännchenkolonie, das sich dort jedoch nicht eingliedern kann und daher mit Verachtung gestraft wird. Als er Pumbaa kennenlernt, fühlt er sich erstmals verstanden und gestärkt.

    Gemeinsam stolpern sie durch ikonische Sequenzen aus „Der König der Löwen“, etwa durch das „Der ewige Kreis“-Intro und Scars Schurkensong „Seid bereit“! Nach diesen Seitenhieben auf den monumentalen Disney-Klassiker erhält Timon zudem Gelegenheit, sich mit seiner alten Kolonie auszusöhnen und seine Familie stolz zu machen...

    Shakespeare und Stoppard lassen grüßen

    Die Idee hinter „Der König der Löwen 3“ mag provokant erscheinen: Wiederholt unterwandert er die Gravitas des Originals. Es wird sogar behauptet, dass einer der majestätischsten Augenblicke in der Geschichte des Zeichentricks auf einen gewaltigen Pups zurückzuführen ist!

    „Der König der Löwen 3“ hat aber ein theatrales Vorbild: Shakespeares „Hamlet“ bekam schon 1966 vom britischen Dramatiker Tom Stoppard eine bewusst absurde Zusatzerzählung angedichtet. In seinem Stück „Rosenkrantz und Güldenstern sind tot“ stehen zwei „Hamlet“-Nebenfiguren im Mittelpunkt und erleben ihre tragisch-sonderbare Stunde im Rampenlicht.

    Anfang der 2000er-Jahre schlug Thomas Schumacher, damaliger Präsident der Disney-Trickstudios, daher vor, „Der König der Löwen“ aus der Perspektive von Timon und Pumbaa nachzuerzählen. Schließlich wurde der Zeichentrickklassiker oft mit „Hamlet“ verglichen – da sei es nur konsequent, auch ein eigenes „Rosenkrantz und Güldenstern sind tot“ zu produzieren!

    Das Konzept schlug ein: Allein auf dem nordamerikanischen Markt wurden innerhalb weniger Wochen über sechs Millionen Exemplare des Films verkauft. Die Fan-Reaktion ist dennoch zwiegespalten: Bei manchen wurde er zum nostalgischen Wohlfühlfavoriten. Doch ebenso sehr wird er als Verrat an der Vorlage geringgeschätzt.

    Albernheit mit Stil und Identität

    Der Verfasser dieses Artikels gehört zur Gruppe, die eine Schwäche für „Der König der Löwen 3“ hat: Durch den locker-augenzwinkernden Tonfall des gesamten Films und die an „Mystery Science Theater 3000“ (also an das US-Vorbild von „SchleFaZ“) angelehnte Optik der Rahmenhandlung kann mir diese Trickkomödie das Original nicht madig machen.

    Raymond und Rogers telegrafieren, dass dies eine spritzig-heitere, unkonventionelle Disney-Albernheit ist. Und zwischendurch bekommt Timon eine schlichte, doch liebevoll-süße Story über Selbst- und Geborgenheitsfindung spendiert. Das finde ich deutlich sympathischer als Sequels, die nichts zu sagen haben, steif-unbeseelte Neuverfilmungen oder bedeutungsschwanger verkaufte Prequels mit banalem Inhalt.

    Übrigens: Während sich Timon und Pumbaa sowohl in „Der König der Löwen 3“ als auch in „Mufasa: Der König der Löwen“ als gesprächiges Publikum offenbaren, war ein wichtiges Mitglied der Disney-Führungsetage einst nicht nur passiv, sondern komplett unaufmerksam. Das brachte einen „Der König der Löwen“-Macher fast zur Weißglut, wie ihr im folgenden Artikel nachlesen könnt:

    "Was ist passiert?": So katastrophal verlief eine frühe Vorführung von "Der König der Löwen"

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