Dank verwegenen, verlogenen Seeräubern hat es Disney zu gewaltigen Kinoschätzen gebracht: Mit bislang lediglich fünf Filmen hat die „Pirates Of The Caribbean“-Saga weltweit bereits über 4,5 Milliarden Dollar eingespielt. Das ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass vor dem Kinostart des ersten Teils kaum wer an einen Erfolg geglaubt hat.
Wie gewaltig die Zweifel an „Fluch der Karibik“ waren, lässt sich kaum eindringlicher belegen als mit diesem (rückblickend unfassbaren) Umstand: Disneys damalige Konzernführung wollte schlagartig sämtliche Arbeiten an „Fluch der Karibik“ beenden, weil sie durch einen thematisch vage verwandten Flop nervös geworden ist.
Falls ihr diesen Schock, dass eine Kurzschlussreaktion fast eine beliebte Filmreihe verhindert hätte, mit einem „Pirates Of The Caribbean“-Rewatch verdauen möchtet: Ihr findet die Abenteuer-Saga im Abo von Disney+!
Doch welcher Film hätte uns denn beinahe die Freude geraubt, Käpt'n Jack Sparrow, Elizabeth Swann, Will Turner, Barbossa und Konsorten kennenzulernen? Die Antwort dürfte wohl bloß eingefleischten Disney-Fans ein wissendes Nicken entlocken: Der fast folgenschwere Flop ist die Musikkomödie „Die Country Bears – Hier tobt der Bär“ mit Christopher Walken und „The Sixth Sense“-Star Haley Joel Osment!
Das ist "Die Country Bears – Hier tobt der Bär"
Die Country, Rock und Pop vereinende Bärenband Country Bears war ein Hit-Phänomen – bis sie sich urplötzlich aufgelöst hat. Im Bären-Teenie Beary (Haley Joel Osment) hat sie jedoch weiterhin einen großen Verehrer. Als Beary eines Morgens erfährt, dass er nicht das leibliche Kind seiner menschlichen Eltern ist, sondern adoptiert wurde, verkraftet er diese Information nicht und büxt aus.
Er beschließt, die Country Bear Hall zu besuchen, die frühere Heimat-Konzertstätte seiner Idole. Dort erwarten Beary erneut schlechte Neuigkeiten: Ein unseriöser Banker (Christopher Walken) will die Konzerthalle abreißen. Beary möchte sie retten und beschließt, die Band wieder zusammen zu bringen...
Verwirklicht wurde diese Geschichte dank komplexer praktischer Puppen- und Animatronic-Tricks aus Jim Henson's Creature Shop. Regie führte „Pinky und der Brain“-Autor Peter Hastings, das Drehbuch stammte wiederum von Mark Perez, der später das Skript zum Komödien-Hit „Game Night“ verfasste.
Als Inspirationsquelle diente die Disney-Themenpark-Attraktion „Country Bear Jamboree“, eine mittels Animatronics aufgeführte Musikrevue. Zu sehen ist sie mittlerweile nur noch im Magic Kingdom in Florida sowie im Tokyo Disneyland – eine dritte Variante gab es im kalifornischen Disneyland. Diese wurde allerdings 2001 geschlossen, also noch vor dem Kinostart des „Country Bears“-Films.
So hätten die Bären beinahe Disneys Hit-Piraten verhindert
Bei einem Budget von 35 Millionen Dollar nahm „Die Country Bears“ im Sommer 2002 allein 18 Millionen Dollar ein – und das erwies sich als immens gefährlich für „Fluch der Karibik“. Dessen Dreh sollte im Herbst desselben Jahres beginnen, doch der damalige Disney-CEO Michael Eisner bekam angesichts der Einnahmen der bärigen Musikkomödie kalte Füße: In seinen Augen gab es nur eine Möglichkeit, das „Country Bears“-Einspiel zu deuten – Filme, die auf Disney-Attraktionen basieren, sind garantiertes Kassengift!
Laut Disney-Experte Jim Hill führte dies dazu, dass Eisner sich mit einer niederschmetternden Nachricht bei Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Gore Verbinski meldete: „Es tut mir leid. Disney wird diesen Film nicht machen! Bitte legt die Arbeit nieder.“ Doch ganz im Sinne typischer Piraten-Mentalität sahen Bruckheimer und Verbinski nicht ein, diesen Anruf zu respektieren. Verbinski habe seiner Crew gesagt, sie solle einfach weitermachen, zudem verschwor er sich mit Bruckheimer gegen Eisner:
Sie fassten den Plan, eine Woche lang sämtliche Energie in starke Konzeptzeichnungen, Storyboardskizzen packender Actionszenen und bestechende Pro-Argumente für den Film zu stecken. Nach dieser Woche luden sie Eisner in Bruckheimers Büro ein, vermeintlich, um mit ihm zu besprechen, wie sich die Logistik hinter des befohlenen „Fluch der Karibik“-Abbruchs schnell und einfach abwickeln ließe.
Laut James B. Stewarts preisgekröntem Sachbuch „DisneyWar“ wurde Eisner dann mit ausgewählten Storyboards und Konzeptzeichnungen überrascht. Sowie von Verbinski und Bruckheimer, die von all den schönen Ideen schwärmen, die sie nun leider nicht umsetzen könnten.
Darüber hinaus packte Bruckheimer den Disney-CEO bei seiner Geschäftsehre: Hauptkonkurrent Warner Bros. würde für seine Blockbuster 150 Millionen Dollar ausgeben – und Disney müsste dringend mitziehen. Das habe Eisner weichgeklopft – „Fluch der Karibik“ war gerettet, doch Eisner hatte einen dringlichen Wunsch: „Der Themenpark hält uns zurück. Lasst uns den Film vom Park distanzieren!“
Also bat Eisner darum, einzelne, deutliche Anspielungen auf das Disney-Fahrgeschäft „Pirates Of The Caribbean“ aus dem „Fluch der Karibik“-Skript zu streichen – schließlich fürchtete Eisner, dass diese Verbindung zu den Parks „Die Country Bears“ habe scheitern lassen. Kurioserweise waren diese Sorgen bereits ein Jahr später vom Winde verweht: „Fluch der Karibik“ feierte seine Weltpremiere medienwirksam im kalifornischen Disneyland.
Wusstet ihr übrigens, dass die ikonische, unvergessliche Musik aus „Fluch der Karibik“ bloß eine Notlösung ist? Weshalb die genialen Melodien hurtig komponiert werden mussten, verraten wir euch im folgenden Artikel:
Schon gewusst? Die epische Filmmusik aus "Fluch der Karibik" war eigentlich nur eine hastige Notlösung!*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.