
Er tummelt sich durch Sam Raimis „Spider-Man“-Universum sowie durch den „The Amazing Spider-Man“-Kosmos, ist Teil mehrerer Filme von Meisterregisseur Martin Scorsese und er ging einst bei den Academy Awards mit Whoopi Goldberg über den roten Teppich: Craig Castaldo, besser bekannt als Radio Man.
Der 1950 geborene New Yorker tritt stets mit einem struppigen Bart vor die Kamera und kam zu seinem Spitznamen, weil er lange Zeit als Markenzeichen ein tragbares Radio um den Hals trug. Euch ist er garantiert schon öfters in Filmen und Serien ins Auge gestochen – auch wenn ihr ihm sicher nie größere Beachtung geschenkt habt. Denn seine über 300 Titel umfassende Vita setzt sich primär aus Statistenrollen und Kurzauftritten zusammen.
Trotzdem wurde Radio Man zu einem Liebling der US-Filmbranche, in dessen Anwesenheit selbst die größten Superstars jegliche Allüren ablegen. Seine jahrzehntelang anhaltende Präsenz in der US-Traumfabrik hatte jedoch einen glanzlosen Anfang...
Vom Veteranen zum Obdachlosen, vom Obdachlosen zur guten Seele der Filmfabrik
Bevor Radio Man Bekanntheit erlangte, arbeitete er bei der Post, diente im Vietnamkrieg und verfiel letztlich dem Alkohol. Er wurde zudem obdachlos – und landete so erstmals in einem Film: Wie die New York Times nacherzählt, befand er sich während eines Drehs ungeplant im Bild. Die Filmcrew bat ihn, woanders hinzugehen, damit sie den Take ohne ihn drehen kann – doch er war so stur, dass das Team aufgab und zähneknirschend weiterdrehte.
So richtig in Gang kam Radio Mans Verbindung zu Hollywood erst dank Robin Williams: Er kam während der Produktion der Tragikomödie „König der Fischer“ mit dem damaligen Obdachlosen ins Gespräch und war der erste Promi, der ihn freundlich behandelte, wie Radio Man der New York Times erklärte. Den berührenden Klassiker „König der Fischer“ findet ihr übrigens auf diversen Plattformen als VoD, wie etwa Amazon Prime Video:
Williams spielt in „König der Fischer“ einen Obdachlosen – und Radio Man begegnete dem vollkostümierten Schauspieler im Central Park. Radio Man hielt den „Good Morning, Vietnam“-Star für einen weiteren Obdachlosen und wollte ihm ein Bier anbieten, woraufhin sie sich anfreundeten.
Williams verschaffte Radio Man eine Statistenrolle im Film und blieb daraufhin mit ihm in Kontakt – eine typische Geste für den „Good Will Hunting“-Darsteller, der bei jedem seiner Projekte sicherstellte, dass Obdachlose durch sie eine Aufgabe erhalten:
Robin Williams ließ sich vertraglich zusichern, dass Obdachlose einen Job in seinen Filmen bekommen: "Habe ihn nie mehr mit denselben Augen gesehen"Die positive „Könige der Fischer“-Erfahrung brachte Radio Man dazu, Filmdrehs in New York nicht weiter als Störung zu empfinden, sondern als sinnstiftendes Ereignis: Er suchte proaktiv nach Drehorten, versuchte sich als Statist reinzuschmuggeln und offiziell Zugang zu ihnen zu erhalten.
Im Zuge dessen sog er konstant Wissen über die Abläufe eines Filmdrehs auf und wurde sukzessive zu einer von den Filmcrews sowie vom Cast freudig aufgenommenen Präsenz, einer Art menschlichem Glücksbringer und schlussendlich zu einer „kulturellen Institution“, wie ihn Tom Hanks bezeichnen sollte (via YouTube).
Im Laufe der 1990er nahm Radio Man Abstand vom Alkohol und er schaffte es aus der Obdachlosigkeit: Er lebt mittlerweile in einem Häuschhen in Brooklyn und verdient sich seinen Tagesunterhalt mit seinen Statisten- und Kleinrollengagen sowie durch den Verkauf von Autogrammen und weiteren Memorabilien. In den Rollentypus des Obachlosen kehrt er trotzdem regelmäßig zurück, wenn er Statistenrollen übernimmt.
Zu den namhaftesten Filmen, in denen er zu sehen ist, gehören Martin Scorseses „The Departed“, „Shutter Island“, „The Irishman“ und „Killers Of The Flower Moon“, Sam Raimis „Spider-Man“ und „Spider-Man 3“, Marc Webbs „The Amazing Spider-Man 2: Rise Of Electro“, Roland Emmerichs Monsterfilmfans spaltender „Godzilla“ und das Bob-Dylan-Biopic „Like A Complete Unknown“ von „Logan“-Macher James Mangold.
Radio Man ist übrigens bei Weitem nicht die einzige Person, die durch Robin Williams nachhaltig beeinflusst wurde. Weshalb beispielsweise Ben Affleck nur warme Worte über die Originalstimme des Dschinnis aus „Aladdin“ verliert, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Ich wünschte, ich hätte ihn mein ganzes Leben lang gekannt": Ben Affleck erklärt, wie sehr die Arbeit mit Robin Williams ihn geprägt hat*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.