Wenn in Romanen oder Filmen eine komplette dystopische Welt mit ihren ganz eigenen Regeln entworfen wird, dann sind selten wirklich alle Details niet- und nagelfest. Aber in „Die Tribute von Panem“ hätte es für die unterjochten Distrikte einen wirklich simplen Trick gegeben, um die Hungerspiele und dabei speziell die sogenannte „Ernte“ („Reaping“) zum eigenen Vorteil zu nutzen. Dass das trotzdem nicht geschehen ist, kann man guten Gewissens als Filmfehler oder Plothole verbuchen. Man kann aber auch großzügig darüber hinwegsehen, weil womöglich tatsächlich niemand in der Welt von Panem darauf gekommen ist (oder die Angst vor weiteren Repressalien bei der Ausnutzung einer Regelungslücke womöglich doch zu groß war).
Noch mal zur Erinnerung: Bei der „Ernte“ werden alljährlich die Tribute für die anstehenden Hungerspiele (ein Kampf auf Leben und Tod, bei dem am Ende – eigentlich – nur einer überleben kann) ausgelost. Aus jedem der zwölf Distrikte werden dabei zwei Teilnehmende zwischen zwölf und 18 Jahren ausgelost – jeweils ein Junge und ein Mädchen. Alle Namen derjenigen, die in diese Altersklasse fallen, werden dazu vorab in zwei nach Geschlechtern getrennte Glaskugeln gepackt (die sogenannten Erntekugeln). So weit, so „fair“…
Eine Spezialregel öffnet "Betrug" Haus und Hof
Trotzdem müssen nicht alle Jugendliche dieselbe Chance haben, ausgelost zu werden (was man ja in aller Regel unbedingt zu vermeiden versucht). Denn es gibt noch eine ganz besonders perfide Spezialregel: Jugendliche können freiwillig mehrere Zettel mit ihrem Namen in die Erntekugeln packen lassen und bekommen im Gegenzug für die erhöhte Chance, gezogen zu werden, zusätzliche Nahrungsmittelkontingente für sich und ihre Familien. So sind vor allem die Ärmsten der Armen dazu gezwungen, ihre Kinder möglicherweise zu opfern, um den Rest der Familie vor dem Hungertod zu bewahren (eine stimmige Metapher für reale Kriege, wo in der Regel auch die Unterprivilegierten überproportional auf dem Schlachtfeld verheizt werden).
Aber hier gäbe es einen simplen Trick, um das System auszutricksen: Würden sich die Bewohner*innen eines Distrikts vorab absprechen, könnten einfach alle Jugendlichen ihre Namen mehrfach in die Erntekugeln füllen lassen – und zwar prinzipiell beliebig oft. So würde sich an der Chance, gezogen zu werden, überhaupt nichts ändern, und trotzdem bekäme der ganze Distrikt plötzlich sehr viel mehr Essensvorräte. (Wobei es wie gesagt zu vermuten wäre, dass das Kapitol diesem Schlupfloch schnell ein Ende bereiten würde, schließlich lassen sich autokratische Regimes ungern auf der Nase herumtanzen.)
Der dann insgesamt schon sechste „Panem“-Film „Die Tribute von Panem: Der Tag bricht an“ soll übrigens im November 2026 in die Kinos kommen – und es gibt spannende Informationen dazu:
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