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    "Sagenhaft": Quentin Tarantino feiert diesen Film mit Oscar-Preisträgerin Julianne Moore – hat aber ein großes Problem mit ihm
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Quentin Tarantino liebt nicht nur lässige Dialoge und stylische Gewalt, sondern auch ehrliche Emotionen auf der großen Leinwand. Daher liebt er einen einflussreichen Regisseur aus Deutschland und hat so seine Probleme mit modernen Tributen an ihn.

    Das aufmerksame, treue FILMSTARTS-Publikum weiß es: Deutsches Kino ist [doch] geil! Das belegt nicht nur die exakt so betitelte, monatliche Aktion, mit der die FILMSTARTS-Redaktion Kinoproduktionen aus der Bundesrepublik zelebriert: Auch einer der einflussreichsten und berühmtesten Regisseure unserer Zeit ist dieser Ansicht – Quentin Tarantino!

    Wir berichteten über die Passion, die der „Inglourious Basterds“-Regisseur für die Tragikomödie „Knockin' On Heavens Door“ mit Til Schweiger übrig hat. Und auch, dass Tarantino deutsche Kult-Filmreihen wie die „Winnetou“-Saga und die Edgar-Wallace-Kinokrimis mag, haben wir euch schon verraten.

    Ein deutscher Regisseur hat es Tarantino allerdings besonders angetan (wenn auch zugegebenermaßen aufgrund seiner Hollywood-Arbeiten): Der in Hamburg-Eimsbüttel geborene Hans Detlef Sierck – besser bekannt als Douglas Sirk. Wie viele Filmschaffende seiner Generation floh er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nach Amerika und bescherte das US-Kino mit einer Vielzahl an stylischen, prägenden Filmklassikern.

    Sirk wird von so unterschiedlichen Kreativköpfen wie Lars von Trier, Kathryn Bigelow, Pedro Almodóvar, Wong Kar-Wai, David Lynch und als Vorbild bezeichnet – und Tarantino gab zu Protokoll, Sirks Kameraarbeit und seinen Umgang mit der Tonalität einer Geschichte zu bewundern. Sirks „Die wunderbare Macht“ sei sogar einer der Filme, die Tarantino mit flammender Passion anderen Leuten vorführt, um ihnen die hypnotisierende Macht des alten Hollywoods aufzuzeigen.

    Hommage-Experte Tarantino zieht bei Sirk-Tributen (freundlich) eine Grenze

    Obwohl Tarantino die bildgewaltigen, melodramatischen Klassiker liebt, die Sirk in seiner Blütezeit in hoher Schlagzahl veröffentlicht hat, scheut sich Tarantino davor, es seinem Idol gleichzutun. Der Grund sei ebenso einleuchtend wie bedauerlich: Das heutige US-Publikum habe verlernt, sich auf das Genre des Melodrams einzulassen.

    Insofern beneide Tarantino, wie er dem Magazin The New Yorker verriet, den asiatischen Filmmarkt, weil das dortige Publikum weiterhin fähig sei, sich von neuen Filmen voller unbändiger Emotionen mitreißen zu lassen. Unterdessen befürchtet Tarantino, dass es der heutigen Generation an Hollywood-Kreativen nicht möglich sei, Sirk nachzueifern – und da schließt er sich selbst mit ein.

    So lobt Tarantino im besagten Interview mit The New Yorker seinen Kollegen Todd Haynes, der mit Filmen wie „Dem Himmel so fern“ oder „Carol“ diverse Sirk-Hommagen ins Kino gebracht hat.

    Über das 2002 gestartete Historiendrama mit Julianne Moore und Dennis Quaid sagt Tarantino: „Ich fand es sagenhaft – aber ich habe nicht geweint. Wie kannst du einen Tribut an Douglas Sirk machen, bei dem man nicht weint?“

    Tarantino lobt Haynes dennoch für die künstlerischen Bemühungen, die er in seinen mit vier Oscar-Nominierungen gesegneten Film über Rassismus, Sexismus, Homophobie und den Klassenkampf gesteckt hat. Allerdings spekuliert er zugleich, dass Haynes aus Furcht vor „schlechten Lachern“ auf eine Doppelbödigkeit setzte, die Tarantino nicht mit Sirk assoziiert.

    Dessen ungeachtet landete „Dem Himmel so fern“ im Ranking der 100 besten Filme des 21. Jahrhunderts (bestimmt in einem Ranking der BBC). Und falls ihr euch nach einem jüngeren Filmtipp sehnt, den euch Tarantino wärmstens ans Herz legt, dann solltet ihr euch unbedingt den folgenden Artikel durchlesen. Denn der „Pulp Fiction“-Macher hat ein Herz für einen farbenfrohen und überraschend großen Flop eines umjubelten Filmemachers:

    "Ein wahres Kino-Spektakel": Quentin Tarantino liebt diesen zu Unrecht gefloppten Film von Steven Spielberg

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