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    "Ein Genie!": Quentin Tarantino ist ein riesiger Fan von diesem deutschen Hit-Regisseur
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Er drehte zahlreiche Filme, die nicht nur große Kinoerfolge waren, sondern die deutsche Film- und Fernsehlandschaft nachhaltig prägten – und dennoch geriet er beim Massenpublikum in Vergessenheit. Quentin Tarantino ist derweil glühender Fan.

    Tobis / Sony Pictures

    Dass der zweifache Oscar-Preisträger Quentin Tarantino Italo-Western und asiatische Kampfkunstspektakel liebt, dürfte spätestens seit seinem umjubelten Gewaltepos „Kill Bill“ popkulturelles Allgemeinwissen darstellen. Weitaus weniger bekannt ist hingegen, dass Tarantino auch eine große Schwäche für deutsche Kino-Eigenheiten hat.

    Dabei gibt es eine dies eindrücklich belegende Anekdote: Während der „Kill Bill“-Deutschlandpremiere brüllte ein enthusiastischer Tarantino dem versammelten Publikum „Alfred Vohrer ist ein Genie!“ entgegen. Begrüßt wurde dies weitestgehend mit irritierten Blicken und Schulterzucken. Doch damit ihr wisst, wovon der „Inglourious Basterds“-Regisseur spricht, sollte er auch euch eines Tages mit „Alfred Vohrer ist ein Genie!“ begrüßen, klären wir euch nun mit großer Freude auf.

    Alfred Vohrer begeisterte Tarantino und Kalkofe gleichermaßen

    Selbst wenn ihr noch nie den Namen Alfred Vohrer gehört habt, ist euch gewiss ein Name geläufig, der eng mit seinem filmischen Erbe verbunden ist: Edgar Wallace. Hätte Tarantino also, um einem deutschen Publikum vorzuführen, wie viel er mit ihm gemeinsam hat, „Edgar Wallace ist ein Genie!“ gerufen, wäre es ihm bei der „Kill Bill“-Deutschlandpremiere nicht so ergangen wie etwa von TV Today festgehalten.

    Vohrer drehte nämlich 14 Filme der immens erfolgreichen und nachhaltig die deutsche Krimilandschaft formenden „Edgar Wallace“-Filmreihe. Zu Vohrers Kino-Krimis gehören unter anderem „Der Hexer“ und „Neues vom Hexer“ – also die Namenspaten für die zum Kult aufgestiegenen Edgar-Wallace-Parodien „Der Wixxer“ und „Neues vom Wixxer“ mit Oliver Kalkofe, Oliver Welke und Bastian Pastewka.

    Vohrer formte aber nicht nur Deutschlands Vorstellung davon, wie ein nervenaufreibender, in England spielender Krimi auszusehen und zu klingen hat: Er wirkte auch an einem anderen, elementaren Stück deutscher Kino-Popkultur mit – den Karl-May-Verfilmungen rund um Winnetou und Konsorten.

    Vohrers erste Karl-May-Adaption „Unter Geiern“ zählt sogar einen jungen Terence Hill zum Cast und lief dank seines ungewohnt großen Actionanteils auch im Ausland klasse. Außerdem drehte Vohrer die Karl-May-Adaptionen „Old Surehand“ und „Winnetou und sein Freund Old Firehand“. Er dürfte somit Tarantinos Vorstellung des deutschen Kinos der Wirtschaftswunderjahre enorm beeinflusst haben, schließlich erklärte der „Kill Bill“-Macher dem Stern:

    „Ich bin sehr stolz auf mein grenzüberschreitendes popkulturelles Wissen. Winnetou, Old Shatterhand, Old Firehand: Für mich sind das die Vorläufer der Spaghettiwestern. Ich mag aber auch Edgar Wallace. Der Regisseur Alfred Vohrer ist großartig.“ Tarantinos Lieblingsfilm von Vohrer ist übrigens „Die blaue Hand“, der in den USA von B-Kino-Experte Roger Corman in einer stark gekürzten Fassung vertrieben wurde.

    Der farbfrohe Gruselkrimi aus dem „Edgar Wallace“-Kosmos war auch Tarantinos Erstbegegnung mit Vohrers Schaffen – er sah den Film „als Teenager in einem Autokino in Tennessee“ (via epd Film). Somit hat Tarantino zahlreichen deutschen Wallace-Fans etwas voraus, dürften viele von ihnen die stets nach einer ganz eigenen Logik operierenden Krimis doch im Fernsehen entdeckt haben. Kinowiederaufführungen sind, allem einstigen Kassenerfolg der Marke zum Trotz, schließlich rar gesät.

    Vohrer brachte viele Klassiker in die deutschen Kinos

    Vohrer auf Edgar Wallace und Karl May zu reduzieren, wird dem Regisseur und Drehbuchautor allerdings nicht gerecht. Beispielsweise drehte er das Jugenddrama „Verbrechen nach Schulschluss“, die satirisch angehauchte Gaunerkomödie „Lange Beine – lange Finger“ und zahlreiche Folgen der in über 100 Länder verkauften Krimiserie „Derrick“.

    Vohrer war zudem ein emsiger Synchronregisseur und übertrug in dieser Funktion mehrere 100 Filme in die deutsche Sprache. Darunter befinden sich solche Klassiker wie „Die Faust im Nacken“, „Die Brücke am Kwai“, „Gilda“ und der Abenteuer-Meilenstein „African Queen“.

    In unsere Top 10 der besten deutschen Filme aller Zeiten nach den Bewertungen der FILMSTARTS-Community hat es übrigens kein Werk von Alfred Vohrer geschafft. Wer stattdessen das Rennen gemacht hat, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    4,41 von 5 Sternen! Das ist der beste deutsche Film aller Zeiten – laut den deutschen Zuschauern

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