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    Quentin Tarantino ist riesiger Fan: 291 Minuten bildgewaltiges Star-Kino der Extraklasse jetzt neu im Heimkino
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Er stand für große Gefühle und überaus imposante, geschickt stilisierte Bilder: Douglas Sirk verließ Deutschland und drückte danach Hollywood kräftig seinen Stempel auf. Jetzt sind drei seiner beliebtesten Filme als Blu-ray-Set erschienen.

    Universal Pictures

    Die Chancen stehen blendend, dass er zu den Lieblingsregisseuren eurer Lieblingsregisseure zählt: Douglas Sirk ist Vorbild für derart unterschiedliche Filmemacher wie Quentin Tarantino, Rainer Werner Fassbinder, Pedro Almodóvar, Wong Kar-Wai, David Lynch, John Waters, Todd Haynes, Wim Wenders, François Truffaut, Jean-Luc Godard, Guillermo del Toro sowie Lars von Trier. Und auch „Gefährliche Brandung“-Regisseurin Kathryn Bigelow gab sich als Fan des legendären Filmemachers zu erkennen.

    Dass Sirk solch einen Einfluss hat, liegt an seinen eindrucksvollen Bildwelten, seinem effektiven Gespür für punktgenau platzierte Ironie und seinem unvergleichlichen Können, Figuren überhöht-intensive Emotionen fühlen zu lassen ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Auf einen Hollywood-Star richtete Sirk besonders gern seine Kamera: Rock Hudson, mit dem er neunmal zusammenarbeitete, wobei mehrere renommierte Klassiker entstanden. Und sogleich drei bildgewaltige Douglas-Sirk-Regiearbeiten sind diese Woche als „Rock Hudson Edition“ auf Blu-ray erschienen.

    Mit diesem Set bekommt ihr nahezu 300 Minuten brillant gefilmtes, starbesetztes Qualitätskino geboten, dessen Regisseur „einer der Vorväter von Martin Scorsese“ ist. So schwärmte jedenfalls Tarantino im Talkformat „Under The Influence“ (via YouTube) von Sirk, da er die „flüssigen Kamerabewegungen und kinetischen Sequenzen“ vormachte, für die heute beispielsweise Scorsese steht.

    Außerdem erklärte der Kultfilmer, liebend gern jüngeren Leuten Sirk-Arbeiten vorzuführen, um ihnen zu beweisen, wie packend, bewegend und (dank begnadeter Umsetzung) auch zeitlos das klassische Hollywood-Kino sein kann. Die mit abstrusen Twists und aufwühlenden Gefühlen aufwartende Sirk-Hudson-Kollaboration „Wunderbare Macht“ bezeichnete Tarantino sogar als einen seiner absoluten Lieblingsfilme für gemeinsame Filmstunden.

    Diese Filme sind in der "Rock Hudson Edition"

    Wie passend, dass „Wunderbare Macht“ einer der drei Filme in der „Rock Hudson Edition“ ist! In dem auch als „Die wunderbare Macht“ bekannten Liebesdrama von 1954 verursacht der ungehobelte Playboy Bob Merrick (Rock Hudson) einen schweren Bootsunfall. Ihm kann das Leben gerettet werden, allerdings führt dies zum frühen Tod eines beliebten Arztes. Und dann verliebt sich Bob ausgerechnet in dessen Witwe – die stolze Helen Phillips (Jane Wyman)...

    Ebenfalls im Set enthalten ist Wenn die Ketten brechenvon 1955, eine ambitionierte Mischung aus humorvollem Abenteuerfilm, opulentem Kostümdrama und schmachtender Historienromanze: Die Geschichte spielt 1815 in Irland und dreht sich um Michael Martin (Rock Hudson), der als Captain Lightfoot bei einer Widerstandsgruppe mitmacht. Doch als sich Lightfoot in Aga (Barbara Rush) verliebt, die Tochter seines Mentors John Doherty alias Captain Thunderbolt (Jeff Morrow), droht die Mentor-Lehrling-Beziehung zu zerbrechen – und mit ihr der Widerstand...

    Im 1958 veröffentlichten, actionreichen Drama Duell in den Wolken verzichtet Sirk ausnahmsweise auf seine markante Technicolor-Ästhetik. Stattdessen erstrahlt der Film in kontrastreichem, expressionistisch-atmosphärischem Schwarzweiß.

    Eine dramatische, stilvolle Wucht: Universal Pictures
    Eine dramatische, stilvolle Wucht: "Duell in den Wolken" überzeugt auch am Boden

    Im Mittelpunkt stehen der Ex-Kampfflieger Roger Shumann (Robert Stack) und seine Frau LaVerne (Dorothy Malone), eine Trapezartistin. Mit seiner halsbrecherischen Flug-Stuntshow sorgt das Paar gleichermaßen für Begeisterung wie für Empörung. Insbesondere der alkoholsüchtige Sensationsreporter Burke Devlin (Rock Hudson) entwickelt eine Hassliebe für die riskanten Auftritte, was Roger nur dazu anspornt, immer gefährlichere Flugmanöver vorzuführen...

    Malerisch schöne Welten voller Stil und Tragik

    Obwohl „Wunderbare Macht“, „Wenn die Ketten brechen“ und „Duell in den Wolken“ komplett unterschiedliche Settings aufweisen und verschiedenen Genres angehören, eint sie eine fabelhafte, dramatisch zugespitzte Optik. Das bezieht sich ebenso auf die schmucken, Bände sprechenden Kostüme wie auf die imposanten Schauplätze und die exzellente, das Innenleben der Figuren drastisch unterstreichende Kameraarbeit.

    So gespenstisch etwa die Szenerie in „Wunderbare Macht“ eingefangen wird, so leichtfüßig-lebhaft tänzelt die Kamera oftmals durch Captain Lightfoots Abenteuer. In „Duell in den Wolken“ dagegen ist die Kamera unstet und etwas abgehoben – doch zugleich führen schwere Schatten zu einem erdrückenden Gesamteindruck. Das ist typisch für den Regisseur, der Ende 1937 aus Deutschland floh und 22 Jahre später abrupt seine Hollywood-Karriere beendete.

    Denn aller Schönheit, die Sirk konstruiert, und seinen ironischen Spitzen zum Trotz: Eine Wolke der Tragik wabert durch das Geschehen, wodurch in vielen Sirk-Filmen immense Anspannung entsteht – ganz besonders bei „Duell in den Wolken“, der womöglich sein grimmigster Film überhaupt ist. Kein Wunder also, dass sich auch Horror-Regisseur Ti West von Sirk inspirieren ließ: Wests Horror-Psychogramm „Pearl“ bedient sich im großen Stil bei Sirks Technicolor-Melodramen. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem folgenden Heimkino-Tipp:

    Uncut und ab 18: Einer der stärksten Horrorfilme 2023 kommt zurück ins Heimkino!

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