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    Neu im Heimkino: Diesen Western-Geheimtipp gab es nicht mal auf Video – und das trotz Starbesetzung!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Exzentrische Cowboy-Kostüme, Western-Romantik und Schauspielgrößen aus einer legendären Hollywood-Ära: „Der Regenmacher“ hat das Zeug zur berühmten Genre-Kuriosität, ist aber heutzutage wohl eher ein Geheimtipp.

    HanseSound Musik und Film GmbH

    Western-Designs treffen auf die Technologie der 1930er, zwischenmenschliche Dramatik auf knalligen Witz und eine aufgescheuchte Stilistik auf überraschend facettenreiche Figuren: Die Romantik-Dramödie „Der Regenmacher“ ist eine eklektische, denkwürdige Genre-Kuriosität mit regelrechtem Hollywood-Adel in tragenden Rollen. Denn im Mittelpunkt stehen Oscar-Rekordschauspielerin Katharine Hepburn sowie Western- und Abenteuerfilm-Ikone Burt Lancaster.

    Mit von der Partie sind zudem „Das Fenster zum Hof“-Mime Wendell Corey, „Giganten“-Darsteller Earl Holliman und der aus „12 Uhr mittags“ sowie „Hot Shots!“ bekannte Lloyd Bridges. Umso verwunderlicher, dass der Film heutzutage eher unbekannt ist und in Deutschland nicht einmal auf VHS herauskam. Aber diese Woche ist „Der Regenmacher“ erstmals auf DVD und Blu-ray erschienen.

    Darum geht es in "Der Regenmacher"

    Kansas während der Großen Depression: Je nachdem, wo man so hinblickt, könnte man glauben, dass der US-Bundesstaat in der Zeit des Wilden Westens stecken geblieben ist. Doch es gibt auch rare, umso auffälligere Signale, dass sich der Lauf der Zeit nicht ausbremsen lässt. Zwischen Pferdekutschen drängeln sich vereinzelt klobig-faszinierende, ratternde Automobile. Und was Bill Starbuck (Burt Lancaster) so in ein abgelegenes Dörfchen schleppt, ist der totale High-Tech-Wahnsinn!

    Denn Starbuck ist ein exzentrischer, lauter, hibbeliger Regenmacher, der mit seinem pompösen Gadget dringend benötigten Regen verspricht – für einen Obulus von 100 Dollar. Allerdings ist Starbuck in Wahrheit ein prahlerischer Betrüger. Der entdeckt sein Gewissen, als er die kluge, eigenwillige Lizzie Curry (Katharine Hepburn) kennenlernt, deren Vater ganz besonders unter der anhaltenden Dürre leidet...

    So wild und bunt, man glaubt nicht, dass es kein Musical ist

    „Der Regenmacher“ erhielt zwei Oscar-Nominierungen: Für Hepburns Leistung und für die Musik von „Good Morning, Vietnam“-Komponist Alex North. Somit war der Genrehybrid kein schlechter Leinwandstart für Regisseur Joseph Anthony: Der respektierte Bühnenregisseur machte mit „Der Regenmacher“ seinen ersten Sprung ins Kino – zuvor inszenierte er den Stoff schon am Theater.

    Der Film basiert nämlich auf dem gleichnamigen Stück von „Cry Macho“-Romanautor N. Richard Nash, der es sich nicht nehmen ließ, auch das Drehbuch zur „Der Regenmacher“-Filmadaption zu verfassen. Nash und Anthony entschieden sich für eine betont theatrale Verfilmung: Der Film wurde in Studiokulissen gedreht, die ihre Künstlichkeit geradezu stolz unterstreichen, die Figuren reden wie gedruckt.

    Der Regenmacher

    Das Ensemble (insbesondere Lancaster) spielt, als wolle es gezielt die hinterste Reihe erreichen. Und Norths Musik ist so kraftvoll, man könnte mehrmals schwören, dass sie sich gerade für eine Gesangs- und Tanzeinlage aufbäumt.

    Allerdings ist weder dieser Film ein Musical, noch seine Vorlage (wenngleich sie am Broadway später als Musical neu interpretiert wurde). Dass sich die exzentrische Künstlichkeit, die viele Hollywood-Musicals der 1950er ausmachte, dennoch durch „Der Regenmacher“ zieht, hat aber Methode. Nicht nur angesichts des eine aufgesetzte Identität auslebenden Starbuck.

    Hepburn gewohnt genial

    Selbst die Penetranz, mit der Figuren Lizzie als langweilig und unattraktiv abtun, obwohl sie von Hepburn mit gewaltiger Präsenz gespielt wird, hat Hand und Fuß: Wie im Filmverlauf deutlich wird, zeigen Nash und Anthony mahnend auf die kopflos agierende, missgünstige, unerreichbare Maßstäbe heranziehende Gesellschaft.

    Auch hinsichtlich der Figurenzeichnung kristallisieren sich Nuancen heraus. So zeigt sich Lizzie als jauchzende, frustrierte Junggesellin, die aber nicht etwa glaubt, sie brauche einen Mann, um wertvoll zu sein. Diese kluge, instabile, ungeduldige Person voller Tatendrang will ihre Energie nutzen, um Glück und Sicherheitsgefühl zu verbreiten – wenn dies in einer Beziehung passieren sollte, dann wäre dem halt so.

    Dass sie zu Starbuck nicht die typische, schmachtend-scheue Beziehung entwickelt, sondern eine körperlich-hitzige Romanze (inklusive einiger für das Veröffentlichungsjahr 1956 feiste Anzüglichkeiten), ist da nur konsequent. Lancaster und Hepburn ist es zudem zu verdanken, dass „Der Regenmacher“ trotz seiner schrillen Komik eine herzlich-feinfühlige Ader durchschimmern lässt, wann immer es um die Ängste und Zweifel der Hauptfiguren geht.

    Dessen ungeachtet geht dem Film selbst bei einer Laufzeit von rund zwei Stunden zwischendurch die Puste aus, wenn die Dialoge zu vollmundig werden. Trotzdem hat „Der Regenmacher“ bei all dem, was dieser Film bietet, zweifelsohne mehr Achtung verdient. Und falls ihr nach dieser Kuriosität wieder einen Western-Klassiker benötigt, ist der folgende Tipp definitiv was für euch:

    Dieses hochspannende Meisterwerk ist einer der besten Western aller Zeiten: Bald erscheint es erstmals in 4K im Heimkino

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