Filmhistorisch ist es keine Überraschung, dass erst europäische Filmschaffende kommen und den Western nehmen mussten, um ihm nachhaltig Drastik und Härte einzuhauchen: In den USA tat man sich während des goldenen Zeitalters des Studio-Systems mit selbstkritischer, geschweige denn kompromissloser Geschichtsaufbereitung schwer.
Hinzu kamen strenge moralische Richtlinien, die den Hollywood-Kreativköpfen Grenzen setzten – bevor diese aufbrachen, konnten Regieschaffende in einzelnen europäischen Ländern deutlich wilder zur Sache gehen. Trotzdem erforschten einzelne US-Western in dieser Zeit die Grenzen des Machbaren – darunter „Bis zum letzten Atemzug“.
Im deutschen Kino lief er sogar nur gekürzt. Nun wagte er endlich den Sprung ins HD-Zeitalter: Diese Woche erschien „Bis zum letzten Atemzug“ erstmals im deutschen Heimkino auf Blu-ray – natürlich uncut!
Das 2-Disc-Mediabook enthält den Film auf DVD und Blu-ray, umfasst außerdem ein 24-seitiges Booklet und ist auf 500 Exemplare limitiert. Alternativ könnt ihr aber auch die Standard-Blu-ray* bestellen.
"Bis zum letzten Atemzug": Selbstmordkommando in New Mexico
Richard Lance (Gregory Peck) machte sich als strenger Kavallerieoffizier einen Namen. Nun verliert er jedoch das Vertrauen seiner Garnison, da er Lieutenant Holloway („Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß“-Star Gig Young) eine aussichtslose Mission zuteilte. Zügig geht die Vermutung um, dass er so seinen Nebenbuhler um die Gunst der begehrten Cathy Eversham (Film-noir-Größe Barbara Payton) aus dem Weg schaffen wollte. Die Stimmung in der Garnison droht, ins Mörderische zu kippen! Also beschließt Lance, seinen Ruf zu retten, indem er eine Schwadron anführt, die sich den Apachen stellt...
Zum eklektischen Cast gehören außerdem der aus dem Western-Meilenstein „Der Schwarze Falke“ bekannte Ward Bond, „Der Wolfsmensch“-Hauptdarsteller Lon Chaney Jr. und „Tora! Tora! Tora!“-Mime Neville Brand. Ein beeindruckendes Ensemble, das durch Gregory Peck geadelt wird.
Bis zum letzten AtemzugDer Superstar, der in so unterschiedlichen Filmen wie dem Wohlfühlklassiker „Ein Herz und eine Krone“ und dem Horror-Hit „Das Omen“ brillierte, war jedoch nicht gut auf „Bis zum letzten Atemzug“ zu sprechen: Peck soll den Western als seinen Karrieretiefpunkt bezeichnet haben. Dabei gibt er eine beachtliche Leistung in ihm ab:
Peck formt Richard Lance zu einer komplexen Figur, die viele Makel hat und daher nicht unbedingt unsere Sympathie verdient – jedoch ist der Kavallerieoffizier auf interessante Weise schroff und in den entscheidenden Momenten mutig genug, dass man ihm gerne zuschaut. Und der Rest des Casts lässt sich voll auf den von Gordon Douglas inszenierten Stoff ein, der 1951 mit seiner moralisch schwierigen Figurentruppe, den harschen Gewaltausbrüchen und seiner desolaten Himmelfahrtskommando-Stimmung noch eine ziemliche Anomalie darstellte:
Selbstredend dürft ihr hier keinen Brutalo-Reißer erwarten, der für sich verdrehende Mägen sorgt – doch im US-Kino der frühen 1950er waren diese moralischen Grauschattierungen und Gewaltspitzen keineswegs an der Tagesordnung! Und wenn ihr jetzt Blut geleckt habt, dürft ihr euch den folgenden Streaming-Tipp nicht entgehen lassen:
Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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