Mit seinen oftmals kompromisslosen Horrorfilmen wurde Lucio Fulci zu einer umstrittenen Genre-Ikone: Einerseits standen einige seiner Werke im Mittelpunkt hitziger Debatten, ob sie gewaltverherrlichend und menschenverachtend seien. Andererseits bescherten ihm die aufwändigen Effekte, die drastischen gesellschaftspolitischen Deutungsmöglichkeiten und die schaurig-surreale Stimmung vieler seiner Filme eine innige Fangemeinde.
Zu dieser zählen namhafte Filmschaffende wie Quentin Tarantino (wen dürfte es überraschen?), während diverse Titel aus Fulcis Vita beim hiesigen Jugendschutz noch immer einen schlechten Stand haben. Nun hat sich allerdings eine berühmt-berüchtigte Regiearbeit der italienischen Horror-Legende rehabilitiert:
Die Beschlagnahmung des Splatter- und Okkult-Horror-Elemente vereinenden Zombie-Schockers „Die Geisterstadt der Zombies“ (auch bekannt als „Über dem Jenseits“) wurde diesen Monat nach 38 Jahren aufgehoben! Und es blieb nicht bei diesem Schritt: Laut Monatsreport der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) wurde „Über dem Jenseits“ obendrein vom Index gestrichen. Nun müssen Fulci-Fans bloß noch die FSK-Neuprüfung abwarten und darauf hoffen, dass ein Label eine restaurierte Uncut-Fassung auf den Weg bringt.
Diverse frühere deutsche Auswertungen des Films waren nämlich nicht nur massiv gekürzt, sondern wurden auch aufgrund ihrer verwaschenen Bildqualität kritisiert. In Großbritannien wiederum, wo er in der VHS-Ära lediglich zensiert erschien, kam bereits vor vier Jahren eine Uncut-Blu-ray mit verbessertem Bild und Ton auf den Markt. Sobald sich in Deutschland diesbezüglich etwas regt, werdet ihr selbstredend bei FILMSTARTS darüber informiert.
"Über dem Jenseits": Sie haben den falschen Maler beseitigt...
New Orleans, 1927: Ein Lynchmob dringt in ein Hotel ein, schlägt einen Maler (Antoine Saint-John) nieder und kreuzigt ihn, weil er sich nicht christlich genug verhalten habe. Damit hat der Wutpöbel der Menschheit unwissend ihren Untergang eingebrockt – denn das höllisch anmutende Wandgemälde, an dem der Maler arbeitete, diente nicht der Provokation. Der Künstler wollte sicherstellen, dass die Pforten zur Hölle geschlossen bleiben!
In der Hölle ticken die Uhren jedoch anders als auf dieser Seite der teuflischen Tore. Als aber die zynische New Yorkerin Liza Merril (Catriona MacColl) 1981 den Tatort des Lynchmords erbt, stolpert sie geradewegs hinein in diabolische Ereignisse. Denn die Toten wollen das Diesseits endlich für sich haben...
Was aus dieser Ausgangslage entsteht, wirkt so, „als wäre Alice statt ins Wunderland in einer Irrenanstalt geraten“, wie der von der Musik und Kameraarbeit des Films schwärmende Produzent und Filmkritiker Christian Keßler zusammenfasst.
Es inspirierte zahlreiche Bands verschiedener Genres (von Death Metal bis Hip Hop) und brachte „Blutgericht in Texas“-Regisseur Tobe Hooper ins Schwärmen. Außerdem landete „Über dem Jenseits“ im Buch „I Hated, Hated, Hated This Movie“ des Kritikerpapsts Roger Ebert sowie im Nachschlagewerk „101 Horror Movies You Must See Before You Die“ des Kritikers Steven Jay Schneider.
Einen anderen Ex-Index-Kultklassiker, der oft gescholten und vielfach laut zelebriert wurde, könnt ihr übrigens aktuell ungekürzt bei Amazon Prime Video streamen:
Mit FSK 18: Ex-Index-Kult komplett ungekürzt neu bei Amazon Prime Video – diesen Film muss man einfach gesehen haben!