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    "Ich finde es unsäglich": Dieser oscarprämierte Regisseur geht mit einem Meisterwerk von Steven Spielberg hart ins Gericht
    Sebastian Groß
    Sebastian Groß
    -Freier Autor
    Manchmal fühlt er sich alt, weil er damals „The Big Lebowski“ oder „Matrix“ zum Kinostart gesehen hat. Andererseits konnte er damals „The Big Lebowski“ und „Matrix“ zum Kinostart sehen. Zum Glück behält er das für sich, außer jemand fragt ihn. Jetzt fragt ihn halt endlich.

    "Schindlers Liste" ist eines der bedeutendsten Werke von Steven Spielberg. Doch das Holocaust-Drama erhielt nicht nur Preise und Anerkennung, sondern auch Kritik von Spielbergs Kollegen. Der Beginn einer Fehde? Keine Sorge, am Ende gab es Kaviar.

    Steven Spielberg ist zweifellos einer der erfolgreichsten und bedeutendsten Filmemacher, die nicht nur Hollywood, sondern die gesamte Kinogeschichte je hervorgebracht hat. Doch selbst solch eine Ikone, die als Regisseur wie auch als Produzent mehrere legendäre Filme realisiert hat, bleibt nicht vor Kritik verschont.

    Nicht nur die Presse hat dem Oscar-Preisträger Spielberg das ein oder andere kritische Wort gewidmet, sondern auch seine Kollegen. Besonders Michael Haneke fand klare Worte für Spielbergs Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ aus dem Jahr 1993.

    Zwei große, unterschiedliche Regisseure

    Michael Haneke ist ein österreichischer Regisseur und Drehbuchautor, bekannt für seine provokativen und gesellschaftskritischen Filme, die Themen wie Gewalt, Entfremdung und Manipulation behandeln. International sorgte er erstmals für großes Aufsehen mit „Funny Games“ (1997), den er zehn Jahre später mit Tim Roth und Naomi Watts in den Hauptrollen als „Funny Games U.S.“ neu verfilmte.

    Weitere bedeutende Werke aus seiner Karriere sind unter anderem „Das Weiße Band“ sowie das Alzheimer-Drama „Liebe“. Für beide Filme erhielt er die Goldene Palme der Internationalen Filmfestspiele von Cannes, „Liebe“ wurde 2013 außerdem mit je einem Oscar und Golden Globe als Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet.

    Spielberg und Haneke sind herausragende Regisseure, die jeweils auf unterschiedlichen Seiten des kreativen Spektrums stehen. Während Spielberg oft für effektiven Eskapismus bekannt ist, zeichnet sich Hanekes Werk durch eine nüchterne und beklemmende Erzählweise aus. Beide sind auf ihre Weise erfolgreich.

    Obwohl Spielberg bereits früher gelegentlich Ausflüge ins dramatische Fach unternommen hat, darunter „Die Farbe Lila“ (1985), erreichte er mit „Schindlers Liste“ seinen größten Erfolg in diesem Bereich. Der Film erhielt 1994 bei zwölf Nominierungen insgesamt sieben Oscars, darunter für den Besten Film und die Beste Regie.

    Haneke hält "Schindlers Liste" für problematisch – und er ist nicht der Einzige

    Dennoch hat „Schindlers Liste“ auch Kritiker, und Haneke zählt zu den prominentesten. In einem Interview mit The Hollywood Reporter (via FarOutMagazin) im Jahr 2012 kritisierte er Spielbergs Holocaust-Drama und betonte, dass er selbst niemals einen Film über Hitler drehen würde, da er es für unmöglich hält, dieses Thema in Leinwand-Unterhaltung zu verwandeln. Wörtlich sagte er:

    „Allein die Idee, daraus Unterhaltung zu machen, allein die Vorstellung, aus der Frage, ob aus dem Duschkopf Gas oder Wasser kommt, Spannung zu erzeugen, ist für mich unsäglich.“

    Laut Haneke ist Alain Resnais' „Nacht und Nebel“ (1955) der einzige Film, der sich dem Thema Holocaust angemessen genähert hat.

    Michael Haneke ist übrigens nicht der einzige prominente Kritiker von „Schindlers Liste“. Auch der Regisseur von „Fear And Loathing In Las Vegas“ und „12 Monkeys", Terry Gilliam, äußerte in einem Interview mit Turner Classic Movies seine Skepsis:

    „‚Schindlers Liste‘ handelt von Erfolg. Der Holocaust war aber ein Versagen, und das trifft es genau. ‚Schindlers Liste‘ erzählt die Geschichte, wie ein paar Menschen gerettet werden, und er bietet ein Happy End, in dem ein Mann einen Unterschied machen und Leben retten kann. Aber darum ging es beim Holocaust nicht. Es war das völlige Versagen der Zivilisation, das den Tod von sechs Millionen Menschen zuließ. Ich weiß, auf welcher Seite ich stehen möchte. Ich hätte gerne ein schönes Haus wie Spielberg, aber ich weiß, auf welche Seite ich mich stellen würde.“

    Hier haben wir das Video, in dem Gilliam seine Aussagen trifft, noch einmal für euch eingebunden:

    Kaviar für Kritik

    Wer jedoch glaubt, dass es zwischen Spielberg und seinen prominenten Kritikern größere Zwistigkeiten gibt, irrt sich. In einem Interview mit der SZ (via German Daily News) im Jahr 2013 erzählte Haneke, dass zwei Tage nach Veröffentlichung seiner kritischen Worte zu „Schindlers Liste“ ein Mitarbeiter ihm beim Frühstück in einem Hotel eine Schachtel überreichte. Der Inhalt: ein paar Dosen Kaviar, zwei Flaschen Champagner und eine Karte von Steven Spielberg höchstpersönlich. Haneke nannte dieses Präsent „sehr souverän“.

    Wenn ihr wissen wollt, welche Strapazen Spielberg für die Realisierung von „Schindlers Liste“ auf sich nahm (und was Robin Williams damit zu tun hat), lest auch den folgenden Artikel:

    Steven Spielberg verzweifelte fast an seinem schwersten Film: Robin Williams hat ihm wieder auf die Beine geholfen

    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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