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    Einer der berühmtesten Sätze in der Geschichte des Western-Kinos war improvisiert: Er stammt nicht von Clint Eastwood, sondern von einer anderen Ikone
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Zwei glorreiche Halunken“ ist ein absoluter Western-Meilenstein, der gleich mehrere Momente für die Ewigkeit enthält. Bei einem davon handelt es sich um reine Improvisation!

    Für eine Handvoll Dollar“ gehörte noch ganz seinem Star Clint Eastwood, in „Für ein paar Dollar mehr“ schlug er sich gemeinsam mit Lee Van Cleef durch den Wilden Westen. In „Zwei glorreiche Halunken“, dem Abschluss und mit Abstand längsten Film der sogenannten Dollar-Trilogie von Sergio Leone, musste sich „Dirty Harry“ die Bühne schließlich mit zwei anderen Schauspiel-Größen teilen:

    Getreu dem internationalen Titel „The Good, The Bad And The Ugly“ verkörperte Eastwood den Blonden bzw. Guten, während Van Cleef den bösen Sentenza spielte und Eli Wallach als Tuco aka „Der Hässliche“ in seine wohl berühmteste Rolle schlüpfte.

    Eastwood mag als Gesicht aller drei Filme also der erste Schauspieler sein, der einem in den Sinn kommt, wenn man an „Zwei glorreiche Halunken“ denkt. Wallach hat als mit kultigen Sprüchen förmlich um sich werfender mexikanischer Bandit aber mindestens genauso sehr dazu beitragen, den Film zu dem Klassiker zu machen, der er ist – mehr noch: Durch seine Spontaneität und Improvisationskunst sorgte er sogar für einige der ikonischsten Momente des Italo-Western-Meilensteins!

    Doch von vorn: Leone hatte den Schauspieler in amerikanischen Wildwest-Filmen entdeckt – besonders seine Performances in „Die glorreichen Sieben“ und „Das war der wilde Westen“ hatten bei dem späteren „Spiel mir das Lied vom Tod“-Macher Eindruck hinterlassen.

    Wallach erinnerte sich in einem Gespräch mit dem Filmhistoriker Christopher Frayling wie folgt an Leones erste Kontaktaufnahme (via AlloCiné): „Mein Agent rief mich in Los Angeles an und sagte: ‚Es gibt da einen italienischen Regisseur, der deine Western- und Banditenfilme gesehen hat und dich gerne treffen würde.‘ Ich fragte: ‚Was für ein Film?‘ – ‚Ein Italo-Western.‘ Ich hatte noch nie von einem Italo-Western gehört. Wie wäre es mit Pizza Hawaii?“

    Auf jeden Fall traf ich daraufhin Sergio, der kein Wort Englisch sprach. Er sagte zu mir auf Italienisch: ‚Ich möchte, dass Sie in meinem Film mitspielen. Ich werde es Ihnen zeigen.‘“ Leone führte dem „Misfits“-Star einen Teil von „Für ein paar Dollar mehr“ vor, und schon der spielerische Vorspann überzeugte Wallach voll und ganz – sodass er bald seinen Vertrag unterschrieb.

    Eli Wallach improvisierte eine der besten "Zwei glorreiche Halunken"-Szenen

    Das stellte sich als Gewinn für alle Beteiligten heraus: Denn Leone gab Wallach einen Freifahrtschein, mit seiner Figur zu machen, was auch immer er wolle. So suchte sich der Schauspieler mit Unterstützung des amerikanischen Regisseurs Henry Hathaway selbst sein Outfit zusammen (inklusive dem berühmten Strohhut!), und er improvisierte mehrere Szenen, die Western-Geschichte schreiben sollten …

    … darunter die Stelle, in der Tuco mehrmals in rasender Geschwindigkeit das Kreuzzeichen macht („Ich dachte, es wäre lustig, es gleich zwei oder drei Mal hintereinander zu machen!“), und auch eines seiner berühmtesten Zitate:

    Als Tuco in der Badewanne liegend von einem alten Feind überrascht wird, erschießt er ihn – und kommentiert die Situation mit folgendem Spruch: „Wer schießen will, soll schießen und nicht quatschen!“ Tatsächlich war gar nicht geplant, dass Wallach in dieser Szene eine Dialogzeile hat – doch sowohl Leone als auch der Rest des Teams waren so begeistert und belustigt, dass der Satz im Film blieb.

    Übrigens: Während sich Wallach und Leone blendend zu verstehen schienen, ging es ausgerechnet zwischen dem Regisseur und seinem Stamm-Schauspieler Eastwood nicht immer harmonisch zu. Mehr darüber erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    So zog der Regisseur von einigen der besten Western aller Zeiten über seinen Star Clint Eastwood her: "Er ist ein Marmorblock"

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